ZitatAlles anzeigen[h=1]Die SIM-Card wird zum Computer[/h] Ein integrierter Mini-PC macht die neuen SIM-Karten zu digitalem Ausweis und Bezahlsystem. Die ersten dafür tauglichen Smartphones und Tablets sind schon da.
Mit der neuen Generation von SIM-Cards kommen bequemere und vor allem sicherere Zeiten auf die Benutzer von Smartphones und Tablets zu. Das versprechen jedenfalls die Hersteller.
Diese Karten verfügen über genügend Speicherplatz, zumal Telefonbuch, E-Mails, Bilder samt individuellen Einstellungen und andere Benutzerdaten darauf landen sollen. Angefangen wird mit zwei Gigabyte, zudem können die Daten des Benutzers im Speicherbereich der Karte über die USB-Schnittstelle des Smartphones und Tablets anderswohin kopiert werden.
[h=2]Von der SIM zur USIM[/h]Auf der neuen "universellen" SIM seien die Daten sogar sicher, wenn das Mobilgerät gestohlen würde, heißt es von führenden Herstellern wie der niederländischen Gemalto. Deshalb seien die USIMs auch für mobile Bezahlung bei Automaten und für Onlinebanking bestens geeignet.
Als Basis für sichere Services sorge die Card so für neue Umsätze bei den Netzbetreibern, so auf der Website des Unternehmens. Die dafür nötige Infrastruktur für sichere Verschlüsselung bzw. digitale Signaturen werde den jeweiligen nationalen Signaturgesetzen entsprechen.Die "alte" SIM-Card
[h=2]Zahlen und unterschreiben[/h]Fasst man die aufgezählten Features zusammen, dann wird die neue SIM-Card zum digitalen Ausweis, zusammen mit dem Smartphone wird das Handy zum Terminal für Geldtransaktionen.
Das gilt sowohl für Onlinebanking als auch für kontaktloses Bezahlen an Automaten in Parkhäusern und anderen Eintritt-Austritt-Systemen. Dieser Plan ist deshalb völlig realistisch, weil alle dafür nötigen Technologien nicht nur vorhanden, sondern zum Teil schon lange in Gebrauch sind.
Bisherige Versuche zur breiten Einführung digitaler Ausweise, mit denen die Bezahlfunktion steht und fällt, waren in erster Linie daran gescheitert, dass die nötigen Geräte zum Einlesen der Karten auf Benutzerseite fehlten. Geräte zum Einlesen von Karten aller Art hatte man zwar lange davor benutzt, aber die Terminals steckten allesamt in Bankomaten, in Privathaushalten gab es sie schlichtweg nicht.
[h=2]Österreichs Fiasko mit der Bürgerkarte[/h]Für das in Österreich "Bürgerkarte" genannte digitale Ausweisprojekt war von der Datenstruktur angefangen zwar das gesamte Prozedere genau definiert. Das ließ sich zwar physisch auf für künftige Funktionen vorgesehenen Speicherplatz auf der E-Card und anderen Karten übertragen, aber die Kartenleser für den Heim-PC fehlten.
Wer sich eines der subventionierten Geräte anschaffte, hatte als erste Hürde die fehlenden Gerätetreiber zu meistern und die Software zu installieren. An dieser Kombination war das Projekt primär gescheitert.
Diese bereits durchdefinierte "Bürgerkartenfunktion" lässt sich ebenso gut auf eine USIM übertragen. Die USIM kann serienmäßig auch einen Funkchip ansteuern, der ähnlich wie die Chips in den neueren Reisepässen funktioniert. Auch diese Technik namens NFC hat sich andernorts längst bewährt, die ersten paar Dutzend Modelle der neuesten Smartphones und Tablets enthalten bereits einen solchen Chip.
[h=2]Die Evolution[/h]Die neuen Kärtchen in Formaten von 15 x 12 (Micro-USIM) bis hinunter zu 5 x 6 (fix verbaute USIM) können weitaus komplexere Operationen durchführen als die alte SIM. Dieses "Subscriber Identity Module" zur Anmeldung beim Netzbetreiber war die weitaus wichtigste Funktion darauf, deshalb wurde die Karte auch danach benannt.
Der korrekte technische Begriff ist eigentlich "Universal Integrated Circuit Card" (UICC), seit Anbeginn der GSM-Telefonie wird sie im European Telecom Standards Institute normiert und laufend weiterentwickelt. Zur Anmeldung im GSM-Netz kam ein Modul für UMTS-Telefonie und ein weiteres für Breitband dazu. Die Karten wurden physisch immer mehr geschrumpft, blieben aber vom Einsteckslot her rückwärts-kompatibel, ihr Speicherplatz wuchs ständig.
[h=2]Aus Karte ward PC[/h]Die neueste Generation ist nun ein miniaturisierter Computer. Da gibt es einen Prozessor, Flash-Speicherbausteine, eine USB-Schnittstelle, ein Modul für Signatur bzw. Verschlüsselung, einen TCP/IP-Stack, einen Miniwebserver, einen Funkchip (NFC) und die nötigen Schaltkreise, um all das anzusteuern. Die USIM hat einen integrierten Browser, kann sicher verschlüsseln und signieren sowie mit NFC-Lesegeräten interagieren.
Ein paar Dutzend verschiedener Smartphones und Tablets führender Hersteller wie Samsung, Nokia, HTC, Motorola, LG usw. sind bereits erhältlich, für den Herbst ist eine Unzahl neuer Modelle mit NFC-Chips angesagt. Auch Apple hat bereits angekündigt, diese Technologie in seine Mobilgeräte zu integrieren.Einkaufen, Eintritt zahlen zum Strand ... - alles möglich mit der neuen Karte
[h=2]Neues im Nahfeld[/h]Sie nennt sich "Near Field Communication" und ist keineswegs etwas völlig Neues, sondern hat sich längst etwa bei Eintrittssystemen im Alltag bewährt. Es sind in Plastikkarten integrierte Funkchips, die mit einem Lesegerät über ein Magnetfeld kommunizieren - man hält sie in die Nähe, ohne sie auflegen zu müssen. Aus dem Magnetfeld zieht die Chipkarte so den nötigen Strom, um Rechenoperationen wie Verschlüsselung und Authentifizierung durchführen zu können.
Der NFC-Chip im Handy ist das letzte Element, das für die Funktion der SIM-Card als elektronische Geldbörse fehlt. In Österreich hatten zum Beispiel die ÖBB und der Mobilbetreiber A1 bereits 2009 mit NFC-Testinstallationen begonnen, denn das Potenzial der Nahfeldtechnologie war bereits seit längerem unübersehbar.
Die Frage war nur noch, wann das "Universal Subscriber Identity Module" seinem Namen gerecht werden und gänzlich andere Funktionen bieten würde als Zugang zu den Netzen. Die Antwort ist mittlerweile da: Der Auftakt dafür wird im Herbst 2012 gesetzt.
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