Die Linux Foundation hat ein neues Platin-Mitglied: HP erhält durch die Zahlung von 500.000 Dollar pro Jahr neben Fujitsu, IBM, Intel, NEC, Oracle, Qualcomm und Samsung einen Sitz im Board und hat damit Mitspracherecht bei allen Belangen der Organisation, die die Entwicklung von Linux und anderen Open-Source-Projekten vorantreibt. Seit Jahren unterstützt der Hersteller die Linux Foundation bereits. Woher die neue Begeisterung über die Open-Source-Software kommt, ist nicht unbedingt glasklar. Noch weniger aber die Frage: Was will HP damit erreichen?
Seit geraumer Zeit strauchelt der Hersteller und sucht verzweifelt seinen Platz in der Branche sowie bei den Anwendern. CEO Meg Whitman hatte bei der Übernahme des Chefpostens vor gut einem Jahr klare Entscheidungen angekündigt – wirklich gelungen ist ihr das nicht, zumindest nicht in diesem kurzen Zeitraum bisher. Der Hickhack um die PC-Sparte brachte negative Schlagzeilen, obwohl der von Whitmans Vorgänger Léo Apotheker angekündigte Verkauf revidiert wurde. Sie kündigte die größte Massenentlassung in der Unternehmensgeschichte an und modelte die Unternehmensstruktur um. Inzwischen weiß niemand mehr so genau, wie es bei HP weitergehen soll.
Weg von Windows?
Gerade was das PC-Geschäft angeht, das immerhin ein Drittel des Umsatzes ausmacht, ist die Zukunft ungewiss. Tatsache ist, dass HP hier eine neue Strategie sucht. HP und Microsoft waren lange Zeit erfolgreiche Partner im PC-Geschäft, doch das Verhältnis zwischen den zwei ist spätestens seit Microsofts Einstieg ins Hardware-Geschäft mit dem Surface-Tablet merklich abgekühlt. Im Vorfeld der Markteinführung von Surface ließ die HP-Chefin kein gutes Haar am Microsoft-Tablet.
Und hier kommt Linux ins Spiel. Möglicherweise glaubt auch Whitman nicht mehr an einer Fortsetzung der Erfolgsgeschichte mit Windows und will entgegen der einstmals vorgegebenen klaren Linie noch mehr alte Zöpfe abschneiden. Denn Linux läuft ja nicht nur im Server-Umfeld, auch wenn die Open-Source-Software dort am bekanntesten ist, sondern auch auf PCs. Der Marktanteil ist im Vergleich zu Windows und dem MacOS gering. Dennoch könnte HP sein Heil in Linux suchen. Zumindest könnte man HPs verstärktes Engagement in Linux auch so interpretieren.
HPs Linux-Pläne:Undurchsichtig, aber gut durchdacht?
Eine Schlüsselrolle in HPs neuer Strategie könnte auch das Tochterunternehmen Gram spielen. Dieses hatte im Sommer die Überbleibsel von WebOS und Palm in der Hoffnung vereint, als neue Plattform Software- und Cloud-Services zusammenzubringen. Zusammen mit dem Application Framework Enyo sollte Gram der Entwicklergemeinde übergeben werden. Linux als grundlegende Plattform könnte hier ein zentrales Element werden.
Blickt man aus der Distanz auf HP und Linux ist auch denkbar, dass der Hersteller seine Produktlinie mit einheitlicher Technologie geraderichten will. Das wäre dann wieder eine der klaren Entscheidungen, von denen sich Whitman Kontinuität verspricht.