Fidel Castro – Abschied eines großen Musikers
Der kubanische Staatschef Fidel Castro, Havannas berühmteste Ruine und beliebtester Diktator der Welt, ist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten („3 Millionen Jahre sind genug."). Wer ist dieser coole Hund? Erfahren Sie alles über ihn und seine größten Erfolge in unserem Nachruf.
Der greise Revolutionsführer war im Pleistozän an die Macht gekommen und galt lange als erstes Säugetier in leitender Position. Der überzeugte Atheist und Zeitgenosse Jesu regierte die Insel seit Menschengedenken (ca. 1959) mit harter, aber unbarmherziger Hand und schuf aus dem mafiaverseuchten Eiland einen Musterstaat des „tropischen Sozialismus“, eines „Sozialismus mit bärtigem Antlitz“, wie selbst seine Gegner anerkennen müssen.
Besonders das Bildungssystem der Insel gilt als vorbildlich, so genießt jeder Kubaner eine mehrjährige staatlich finanzierte Ausbildung, wenn auch ausschließlich im Fach „Marxismus-Leninismus“. Neuerdings ist aber auch ein Aufbaustudiengang „Wissenschaftlicher Sozialismus“ möglich. Anschließend machen die Kubaner ein lebenslängliches Praktikum in der Tourismusbranche, servieren amerikanischen Gästen Drinks („Cuba Libre“) und andere landestypische Spezialitäten („Kommunismus nach Gutsherrenart“) und vertiefen dabei ihre Kenntnisse über die Gesetzmäßigkeiten der Ausbeutung.
Mit dem Buena Vista Asocial Club zur Weltherrschaft
Nach dem Zerfall der Sowjetunion geriet Kuba in wirtschaftliche Schwierigkeiten, besann sich nach einer kleinen Durststrecke („Sonderperiode in Friedenszeiten“) aber seiner ökonomischen Kernkompetenzen und ließ weltweit eine singende Rentnergruppe mit dem Hut herumgehen. Mit entsetzlichem Erfolg übrigens, denn heute gibt es in jeder größeren Stadt der Welt ein schmieriges Lokal mit kubanischem Flair und Plastikpalmen, dessen Lohnniveau übrigens dem Kubas entspricht. Hauptexportgut der Insel sind aber nach wie vor die Kubaner selber.
Trotz dieser beachtlichen Fortschritte gibt es auch Schwierigkeiten. Die kubanische Führung etwa ist so überaltert, dass sogar die Parteizeitung (in Großdruck) wie eine Seniorenbeilage heißt, nämlich „Granma“ („Oma“). Als Zeichen eines Generationswechsels übergibt Castro die Regierungsgeschäfte nun seinem jüngeren Bruder Raul (77).
Fidel Castro – Stationen eines Lebens
13. August 1926: Fidel Castro wird in der kubanischen Provinz Oriente geboren. Unter seinen Vorfahren sind auch deutsche Einwanderer aus Castro-Rauxel.
6. Mai 1928: Fidel Castro lernt sprechen und hört nicht mehr damit auf.
5. Februar 1929: Bereits im Alter von drei Jahren versucht der jungen Castro seinen ersten Umsturzversuch (Bauklötzchenturm), der aber von der herrschenden Klasse (Mutti) vereitelt wird, daraufhin tritt Fidel in einen mehrstündigen Hungerstreik, isst jedoch am nächsten Abend seinen Spinat wieder brav auf.
Sommer 1955: Zusammen mit dem zukünftigen Ex-Model Ernesto „Che“ Guevara gründet Fidel „Chan Chan“ Castro die Boygroup „Fidel y los Fidelitos fideles“, sein jüngerer Bruder Raul „El Brutto“ Castro darf dort Blockflöte spielen. Später Umbenennung in „Buena Vista Socialism Club”. Nach ersten Erfolgen erteilt ihnen der kubanische Diktator Fulgencio Batista Auftrittsverbot („zu laut“). Castro ersetzt daraufhin die Bläsersektion mit schwerer Artillerie und muss die Insel verlassen.
2. Dezember 1956: Castro landet mit einer Kapelle („Fidel y los Insurgentes“) von 82 Mann wieder in Kuba und gibt ein Konzert am Strand. Nur zwölf Mann überleben das legendäre Open-Air. Anschießend zieht sich die Band enttäuscht in die Sierra Maestra zum Üben zurück.
1. Januar 1959: Castro hat sämtliche Orchesterstimmen mit schwerer Artillerie ersetzt und gibt mit seiner neuformierten Band („Maximo Lider“) ein umjubeltes Neujahrskonzert in Havanna. Der geräuschempfindliche Schwerverbrecher Batista verlässt entnervt das Land und der Maximobandleader wird „vorübergehend“ Chef, bzw. „Comandante en Jefe“.
3. Januar 1961: Bei einem Amerika-Besuch kommt es zum Eklat, als Fidel Castro die Castro-Street in San Francisco besucht. „Da wohnen ja nur Schwule“, zeigt sich der empfindlich virile Caudillo empört, bricht die diplomatischen Beziehungen zur USA ab und wird zur Strafe Kommunist.
17. April 1961: Die Weltmacht USA zeigt ihre Zähne. In einer penibel geplanten Operation landet die gewaltige amerikanische Militärmaschinerie an der kubanischen Küste und kann vorübergehend mehrere Meter Strand in Besitz nehmen. Die Invasion in der Schweinebucht gilt seither als leuchtendes Vorbild für die US-Außenpolitik, auch die Besetzung des Irak folgte diesem Beispiel.
Oktober 1962: Kuba-Krise. Fidel Castro borgt sich bei der UdSSR ein paar Atomraketen, die bei Nacht und Nebel auf die Insel geschafft werden („Castro-Transporte“), weil sein Kumpel Che so gern damit spielt. Chruschtschow kann ihm gerade noch ausreden, zu seinem Geburtstag ein großes Feuerwerk über Washington auszurichten. US-Präsident Kennedy verspricht daraufhin, ab sofort keine Invasionspläne mehr zu unterschreiben und die CIA nur noch Mordanschläge auf Castro persönlich ausführen zu lassen. Beide Versprechen werden gehalten.
1962- 2000: Kuba wird unter der Herrschaft Castros zum Paradies der Werktätigen (Quelle: Granma).
2000: Bei einem Besuch in Panama entdecken Sicherheitsbeamte 90 kg Sprengstoff unter dem für Castro bestimmten Rednerpult. Gerührt dankt Castro seinen politischen Gegnern für den 638. Anschlag auf sein Leben und soll daraufhin von einer Jury aus militanten Exilkubanern, Halbweltgrößen und CIA-Handlangern mit der goldenen Patrone für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden. Der bescheidene Politiker schlägt die Ehrung jedoch aus.
23. Juni 2001: Während einer siebenstündigen Fernsehansprache, in der Castro abermals seinen Führungsanspruch („Yo no soy marinero, soy capitan“) unterstreicht, erleidet er einen Schwächeanfall und bricht vor laufender Kamera über seinem Manuskript zusammen. Mehrere Tage vergehen, bevor das jemandem auffällt. Die Zeitung „Granma“ spricht im Anschluss dennoch von einer „rhetorisch besonders eindrucksvollen Rede.“
31. Juli 2006: Fidel Castro muss sich einer Dickdarmoperation unterziehen, der Comandante leidet unter der in Kuba weitverbreiteten Krankheit „Castritis“ („im Arsch“), von der vor allem die kubanische Wirtschaft befallen ist.
3. August 2006: In einem Heimvideo, das zahlreichen Fernsehstationen zugespielt wurde, zerstreut der rüstige Caudillo Gerüchte über sein Ableben. Zum Beweis liest Castro darin aus einer aktuellen Tageszeitung, erhebt sich ohne fremde Hilfe, tanzt einen verflucht schwierigen Ausschnitt aus „Schwanensee“ und erschießt eigenhändig ein paar Dissidenten. Mit größter Erleichterung reagiert die zivilisierte Welt auf die rasche Genesung des weisen und gerechten Führers der blockfreien Staaten. „Ich habe immer gesagt: Castro ist unsterblich“, jubelt der venezolanische Staatspräsident Hugo Chavez „So wahr ich Simón Bolivar heiße.“
18. Februar 2008: Bruder Raul (Blockflöte, Verteidigungsministerium) übernimmt die Regierungsgeschäfte und verspricht, ebenfalls 50 Jahre im Amt zu bleiben.