Der Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Wilden Kaisers ist atemberaubend, und weil Vitali Klitschko ihn jeden Tag genießen kann, ist die Laune des Schwergewichts-Boxweltmeisters blendend. Die Strapazen des Trainingslagers im Tiroler Promi-Hotel «Stanglwirt», wo sich der 38 Jahre alte Ukrainer auf die Verteidigung seines WBC-Titels gegen den Amerikaner Kevin Johnson am 12. Dezember in Bern vorbereitet, scheinen spurlos an ihm vorüberzugehen. «Auch wenn ich täglich an meine Grenzen gehe, ist das Training für mich wie Urlaub. Ich esse gut, schlafe ausreichend und treibe regelmäßig Sport. Besser geht es nicht», sagt er.
Obwohl in Johnsons makelloser Bilanz keine großen Namen auftauchen und er nur neun seiner 22 Kämpfe Kämpfe vorzeitig gewinnen konnte, warnt der ältere der Klitschko-Brüder vor Überheblichkeit. «Ich werde nicht den Fehler machen, den mein Bruder Wladimir einst gemacht hat, als er Corrie Sanders zu leicht genommen hat. Ich schätze meine Siegchancen sehr gut ein und werde jede Möglichkeit nutzen, um den Kampf vorzeitig zu beenden. Aber ich weiß, dass ich in jeder Sekunde aufpassen muss», sagt er.
Klitschkos persönliches Ziel ist es, sich im Vergleich zur letzten Titelverteidigung Mitte September in Los Angeles gegen Chris Arreola (USA) weiter zu verbessern. «Einige Leute haben nach dem Arreola- Kampf gesagt, dass sie noch nie einen besseren Vitali Klitschko gesehen haben. Ich will, dass es auch nach dem Kampf gegen Johnson heißt, dass es nie einen besseren Vitali Klitschko gegeben hat.»
Über mögliche Kämpfe im Jahr 2010 wollte sich der Doktor der Sportwissenschaften, der auch während des Trainingscamps täglich mindestens eine Stunde für seine politische Arbeit in Kiew aufwendet, noch nicht äußern. «Ich hatte Nikolai Walujew im Kampf gegen David Haye die Daumen gedrückt, weil es mein Traum war, gegen ihn den vierten WM-Titel für die Klitschko-Familie zu gewinnen», sagt er.
Nach der Niederlage des Russen gegen den Briten sei Haye als Gegner interessanter, zumal er im Sommer geplante Kämpfe gegen die Brüder zweimal kurzfristig abgesagt hatte. «Ich habe nicht vergessen, was Haye mit uns gemacht und über uns gesagt hat. Deshalb würde ich mich freuen, wenn er gegen mich antritt.» Aber auch die vom WBC anberaumte Pflichtverteidigung gegen den Sieger des Ausscheidungskampfes zwischen Oleg Maskajew (Russland) und Ray Austin (USA) würde Klitschko klaglos absolvieren. «Wenn der Verband es will, werde ich gegen jeden vorgegebenen Gegner beweisen, dass ich der würdige Champion bin.» Klitschko bereitet sich mit Trainer Fritz Sdunek seit Anfang November und noch bis Sonntag in Tirol vor.
[Hotel Stanglwirt]: Kaiserweg 1, 6353 Going am Wilden Kaiser, Tirol/Österreich
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