ZitatAlles anzeigen21.06.2011
Fritzbox-Hersteller AVM hat sich gegen Vorwürfe der FSFE und GPL-Violations gewehrt, dass AVM mit einer Klage gegen den Softwarehersteller Cybits gegen die Prinzipien freier Software verstoße.
Wie Pressesprecher Urban Bastert auf Anfrage des Linux-Magazins mitteilt, vertreibe die Cybits AG mit Surfsitter DSL eine Software, die in gravierendem Maße die Eigenschaften der Fritzbox ändere, ohne den Anwender zu informieren. Das Landgericht und das Kammergericht Berlin, so Bastert, hätten dazu vorläufig entscheiden, dass Cybits die Software in dieser Form nicht mehr vertreiben dürfe. AVM begrüße diese Urteile, weil sie die Leistung der AVM-Entwicklung ebenso schütze wie die Anwender.
Bastert weiter: "Kunden, die eine Fritzbox gekauft haben, erwarten zu Recht, dass sie ein funktionierendes Produkt einsetzen können. Und dafür steht AVM als Hersteller ein. Wenn ein anderes Unternehmen gravierende Änderungen an der Fritzbox vornimmt, dann können wir das, auch im Sinne unserer Kunden, nicht hinnehmen. Wir gehen davon aus, dass diese Aspekte auch im Hauptverfahren berücksichtigt werden und solche Verstöße untersagt werden."
Der Sprecher betont, dass sich AVM schon seit langem im Open-Source-Bereich engagiere: "Zu unserer Policy gehört auch die ganz klare Trennung zwischen Open Source und unseren eigenen Programmierungen. Und natürlich veröffentlichen wir die Quellen, so wie es laut GNU GPL vorgesehen ist. AVM hält sich an die Lizenzvereinbarungen und sieht sich als aktives Mitglied bei der Weiterentwicklung im Open Source-Bereich."
Wie berichtet sieht die Free Software Foundation Europe (FSFE) und das von Harald Welte gründete Projekt GPL-Violations sehen in einem Rechtsstreit zwischen DSL-Spezialist AVM und dem Hersteller von Filtersoftware Cybits AG einen Angriff auf die Grundprinzipien von freier Software.
Welte hatte sich dabei als Streithelfer auf seine bestehenden Urheberrechte auf die unter GPL stehenden Programme "msdosfs/FAT" und "mtd" sowie "Netfilter/Iptables" berufen. Da beide Parteien diese Programme nutzten, so heißt es in der Begründung, die Welte vorbrachte, seien beide Parteien Lizenznehmer.
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AVM gegen Cybits: Harald Welte sieht GPL bedroht
22.06.2011Open-Source-Aktivist Harald Welte von GPL-Violations zieht in seinem Blog ein kurzes Fazit zur mündlichen Verhandlung im Prozess AVM gegen Cybits.
Im Prozess habe AVM noch einmal seine Position dargelegt, so Welte, Neues habe sich aber nicht ergeben. Die Klagepunkte von AVM hält er, was die Bezüge zu GPL-Software betrifft, für unhaltbar. Welte geht in seinem Blog auf einige Aspekte der Klage ein, etwa auf die Nutzung von Rmmod zum Entladen von Modulen aus dem Kernel. Wie Welte darlegt, bezeichnet AVM das Entladen eines proprietären AVM-Kernelmoduls als Verstoß gegen das Copyright der Firma. Welte hält das für lächerlich, schließlich habe man die Fritzbox an den Kunden verkauft, und der könne nach eigenem Gusto Module entladen oder nicht. Den Blogbeitrag von Harald Welte gibt es hier nachzulesen.
Zum Hintergrund: AVM will mit der Klage gegen Cybits verhindern, dass das Software-Unternehmen mit seiner Filtersoftware die Firmware der Fritzbox modifiziert. AVM hatte gegenüber Linux-Magazin dargelegt, dass Kunden, die eine Fritzbox gekauft haben, erwarten dürfen, dass sie ein funktionierendes Produkt einsetzen können. Wenn ein anderes Unternehmen gravierende Änderungen an der Fritzbox vornehme, sei das auch im Sinne der Kunden nicht hinnehmbar.
In den Prozess hat sich Harald Welte eingeschaltet, weil er in der Klage wegen der teilweise auf GPL-Software basierenden Firmware der Fritzbox einen Verstoß gegen die freie Lizenz sieht. Mit einem Urteil pro AVM, so die Befürchtungen von Welte, wäre der Embedded-Markt trotz dort oft zu findenden GPL-Beigaben den den Restriktionen proprietärer Anbieter ausgeliefert. Die Folgen für Projekte wie OpenWRT aber auch Cyanogenmod, Openinkpot und anderer Homebrew-Versuche seien dann unabsehbar.
Quelle Linux-Magazin Online
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FSFE zu AVM gegen Cybits: Ein kleiner Computer ist dennoch ein ComputerGestern fand in Berlin eine gerichtliche Anhörung zu einem Fall statt, der zu einem bedeutenden Präzedenzfall für die Embedded-Industrie werden könnte (wir berichteten). In dem Rechtsstreit zwischen AVM und Cybits versucht AVM, die Position durchzusetzen, dass andere nicht das Recht haben, Freie Software auf von AVM gekauften Geräten, wie der weit verbreiteten Fritz!Box, zu verändern. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht der Linuxkernel, der unter der GNU GPL vertrieben wird. Diese Lizenz garantiert den Benutzern genau diese Freiheit. Die Free Software Foundation Europe (für dich ich arbeite) hat heute zusammen mit gpl-violations.org einen detaillierten Bericht über die Anhörung veröffentlicht.
Nach Meinung der FSFE haben Anwender das Recht, selbst zu entscheiden, welche Software auf ihren Computern läuft. Wenn AVM oder irgendeine andere Firma sich nicht an die GNU General Public License halten möchte, dann sollten sie keine GPL-lizenzierte Software verwenden.
„AVM will seine monopolistische Macht über diese Geräte behalten und weiter ausbauen, sogar nachdem sie bereits verkauft worden sind. Dies widerspricht nicht nur der GNU General Public License des Linuxkernels, sondern ist auch wettbewerbsfeindlich.” (Harald Welte, Mitarbeiter am Linuxkernel und Gründer des gpl-violations.org-Projekts)
Das Gericht hat während der gestrigen Anhörung keine Entscheidung getroffen. Die Teilnehmer dürfen weitere schriftliche Ausführungen einreichen. Das Gericht kann dann entweder direkt entscheiden, oder in eine Beweisaufnahme eintreten. Die FSFE und gpl-violations.org werden den Fall weiter beobachten, um die Freiheit von Softwareanwendern zu verteidigen.
netzpolitik.org
edit:
hat zufällig jemand das tool "Surf-Sitter DSL 1.0", das es zum Download ja nichtmehr gibt ?