ZitatAlles anzeigenDie Anteile des jahrelangen Überfliegers Ubuntu-Linux sind seit der Abkehr vom populären Desktop Gnome 2.3 rasant gefallen. Nun liegt das Ubuntu-Derivat "Mint" als momentan populärstes Linux an der Spitze.
Die seit Jahren unangefochtene Nummer eins der weltweiten Linuxdistributionen, Ubuntu Linux, ist seit mehreren Monaten im steilen Sinkflug begriffen, was ihre Popularität angeht.
Laut den in der Regel verlässlichen Trends von Distrowatch ist Ubuntu - im günstigsten Fall - auf den zweiten Platz zurückgefallen, hinter eine Distribution namens "Mint".
Die Trends von Distrowatch beziehen sich nur auf Linux-PCs und Laptops, nicht aber auf den Servermarkt.
Verwirrende Vielfalt
In der Rechnung sind (fast) alle Ubuntu-Varianten zusammengezählt, neben der "klassischen" Version mit der Gnome-Oberfläche gibt es z.B. Kubuntu. Das hat sein "K" vom KDE-Desktop, der im Umfeld von SuSe-Linux entstanden ist. Dazu kommen mehrere andere graphische Oberflächen.Eine jede dieser Sub-Distros von Ubuntu kommt mit einem Set von jeweils etwas abweichenden Programmen daher und hat ihre eingeschworene Gemeinde.
Ubuntu Mint
Und dann gibt es noch den Ubuntu-Flavour "Mint", der im Schatten der großen Distribution seit 2005 relativ unauffällig gewachsen ist. Das Motto: "From Freedom Came Elegance".Die Zahlen von Distrowatch zeigen einen ziemlich eindeutigen Trend. Währen alle anderen Distributionen langsam wachsen bzw. stagnieren, ist Linux Mint während des letzten Monats steil in die Höhe geschossen.
Mint Linux basiert zwar auf Ubuntu, setzt aber unter der Oberfläche Einiges anders um - und auch darüber. Und: die "Mint"-Programmierer haben erklärt, den beliebten Gnome-Desktop (Version 2.3) weiterzupflegen. Seit Anbeginn war das die Oberfläche von Ubuntu und davon haben sich sowohl das bisherige Gnome-Entwicklerteam als auch die Ubuntu-Programmierer gerade verabschiedet.
Zwietracht durch "Unity"
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Das ist der offenbare Hauptgrund, warum die ursprüngliche Ubuntu-Distribution in den Webstatistiken nach unten knickt, während die Kurve von Linux Mint nahezu zeitgleich in die Höhe schießt.
Wie angekündigt, hat das Ubuntu-Team die seit Anbeginn verwendete Gnome-Oberfläche mit der aktuellen Version 11.10 nun zugunsten eines selbst entwickelten Desktop namens "Unity" fallengelassen. Gnome 2.3 ist in der Version, die wie immer einen Tiernamen hat ("Oneiric Ocelot"), nicht mehr enthalten.
Touchscreen für Tablets
Dieser neue "Einheits"-Desktop war der Auslöser dafür, dass die Ubuntu-User offenbar scharenweise vor allem zu Linux Mint, aber auch zur Kubuntu-Version überlaufen.Ein Blick auf die Standardauslieferung von "Unity" genügt, um zu verstehen, dass diese Oberfläche für den Touchscreen eines Smartphones oder Tablets gemacht wurde und auf einem PC halt ebenfalls irgendwie läuft.
Programmierter Ärger
Da die Menüführung für ein Gerät mit kleinem Bildschirm stets ein "Hintereinander" vorschreibt, während auf den weit größeren Schirmen von Laptops oder Stand-PCs ein "Nebeneinander" viel schnelleres Arbeiten ermöglicht, war Ärger vorprogrammiert.Und den gab es reichlich. Als Unity mit der Version 11.04 ("Natty Narwal") im Frühjahr vorgestellt wurde, reagierten viele langjährige Ubuntu-User erst mit Unglauben, dann mit Wut. Eine für Smartphones/Tablets programmierte Oberfläche lässt sich einfach nicht so konfigurieren, dass sich darauf auch an PCs zügig arbeiten lässt.
Versuchte Umerziehung
Mit allen Mitteln wird nämlich versucht, dem Benutzer neue Verhaltensregeln aufzuzwingen. Der Desktop ist für Ablagen aller Art tabu, denn da müssen ja die Widgets wie Notizzblock hin und die Programmfenster laufen.Deshalb ist auch der Ordner "Desktop" per Default gesperrt. Während es bei "Unity" wenigstens noch die Möglichkeit gibt, diese Sperre aufzuheben, so hatten die Entwickler von "Gnome 3.0" schlicht erklärt: Das müsse so sein, wegen des einheitlichen Erscheinungsbilds. Die User würden sich schon umgewöhnen.
Während die Diskussion zum Thema bei Slashdot.org weitgehend sachlich verläuft, lassen die User anderswo Ärger und Frustration freien Lauf
Gnome 3.0
Gnome 3 hat vom Erscheinungsbild mit Gnome 2.3 nichts mehr gemein, dafür ist es "Unity" wie aus dem "GUI" geschnitten: Riesige Icons, statt "Blättern" heißt die Devise "Klicken, klicken und wieder klicken", bis man an Ort und Stelle ist. GUI oder "Graphical User Interface" ist die korrekte Bezeichnung für "Desktop" oder "Oberfläche".Besonders User, die ihren Arbeits-PC mit mehr als einem Schirm betreiben, sitzen dann fassungslos vor einem halben Quadratmeter Oberfläche, auf der Speichern von Dateien unmöglich ist. Seit Mai entlädt sich den Foren die Wut vor allem über "Unity", seit dem Erscheinen des "verträumten Ozelots" (Version 11.10) ist eine zweite Tobsuchtswelle zu beobachten.
Spuren des Tabletwahns beim KDE
Abhilfe gibt es, denn zum Glück ist das ja Linux und daher lässt sich einfach ein weiterer Desktop installieren, zum Beispiel KDE.Auch wenn die Fallback-Oberfläche, die Linux Mint anbietet, Gnome 2.3 sehr ähnlich sieht, ist der darunter liegende Code völlig anders. Seit der Ankündigung, dass die Mint-Distribution nicht nur "Look and Feel" sondern auch Funktionalität des weltweit populärsten Desktops Gnome 3.2 weiter pflegen werde, seien die Downloads um 40 Prozent hinaufgeschnellt, hieß es von den Mint-Entwicklern.
Auch an dieser Oberfläche ist der grassierende Tabletwahn nicht ohne Spuren vorbeigangen: Klicketiklick statt Blättern, lustige 3D-Effekte, die ordentlich CPU-Leistung verbraten und auch der Desktop ist vorsorglich gesperrt.
Brauchbarbeit durch Deaktivierung
Nach Deaktivieren der Desktop-Effekte sieht Kubuntu schon recht arbeitstauglich aus, auch die Menüführung ist auf "Classic", also auf brauchbar, umzustellen. Nur das Hüpfen der Icons bei jedem Programmstart war diesen nicht abzugewöhnen.Der hervorragende Update-Mechanismus von Ubuntu - der natürlich ohne die Pionierarbeit und die permanenten Vorleistungen der Debian-Entwickler nicht denkbar wäre - aber funktioniert auch mit Derivaten wie Kubuntu.
"Killerapplikationen"
Das war eine der "Killerapplikationen", die Ubuntu schlagartig erfolgreich gemacht hatten. Seit den frühesten Versionen sind Upgrade-Funktionen eingebaut, die übers Netz zu einem verblüffend hohen Prozentsatz völlig problemlos funktionierten.Gerade für die arbeitende Klasse der Linuxer war das ein unschätzbarer Vorteil, da der Produktions-PC nicht mehr regelmäßig neu aufgesetzt und vor allem konfiguriert werden musste.
Praktisch, problemlos
Obendrein kommen auch die Softwarepakete für jene Programme automatisch mit, die im Ubuntu-Standardlieferumfang nicht enthalten, sondern vom Benutzer später installiert wurden.Basierend auf der Hardware-Erkennung von Debian-Linux ließen sich mit Ubuntu auch etwas angejahrte Kisten wieder sehr flott betreiben. Zudem ist Ubuntu auch von absoluten Laien in der Regel problemlos aufzusetzen. Bis jetzt war Ubuntu rundum so: praktisch und "geräuschlos" im Betrieb, wie man sich eben ein Betriebssystem wünscht.
Erste Anzeichen
Fragt sich nur, ob das auch so bleibt. Seit Version 10.10 ist zu beobachten, dass plötzlich Probleme mit älteren Grafikkarten auftauchten, die vorher noch funktioniert hatten und auch andere Treiber taten es plötzlich nicht mehr.Man konnte sich schon länger des Anscheins nicht erwehren, dass die Entwicklercrew nunmehr andere Prioritäten hat. Und das hatten sie: eine coole Oberfläche für Tablets und Smartphones, wofür Unity oder auch Gnome 3.0 sicher sehr brauchbar sind.
Hardware fehlt
Der Haken dabei ist, dass es derzeit weder ein Tablet noch ein Smartphone für diese neuen Linux-Desktops gibt.So gut wie alle gegenwärtigen Ubuntu-User sitzen entweder an Flachbildschirmen von 19 Zoll Diagonale aufwärts oder an Laptops (ab 15 Zoll).
Linux, Android und Chrome
Zwar machen Linux-User nur etwa ein Prozent der im Netz präsenten Bevölkerung aus, denn das Betriebssystem wächst entlang des weltweiten Wachstums der Internetbenutzer insgesamt. Seit jeher sind es gleichbleibend ein Prozent, nur jeder hundertste PC im Netz läuft unter Linux.Dieses eine Prozent hat es jedoch in sich. Ohne die Communities der Linuxer wäre sowohl die Entwicklung von Mozilla Firefox und Thunderbird, des Android-Betriebssystems sowie des Google-Browsers Chrome nicht denkbar gewesen.

Umsturz auf dem Linuxmarkt
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Der Ableger von Gnome 2 heisst übrigens MATE Desktop Environment, "a non-intuitive and unattractive desktop for users, using traditional computing desktop metaphor".
Der wird nicht nur von Linux Mint weiterentwickelt. -
Leider stimmt das alles so, auch das mit den Grafikkartentreibern. Auf meinen Laptop mit irgendeiner ATI Grafikkarte kann ich nicht richtig scrollen, besonders wenn ich kleine schritte mache. Das Bild wird nicht richtig aktualisiert, ich habe sehr oft Fragmente vom Bild zuvor auf dem Display. Dann muss ich komplett rauf und runter scrollen damit er sich wieder fängt.
Weiter, je nach dem welche Anwendung ich installiere, kann ich diese bei Unity nicht in die Menuleiste ziehen. Es erscheint einfach kein Icon. Auch werden anwendungen unter wine nicht angezeigt. Abhilfe schafft da nur wenn man das classic gnome menu installiert.
Will man mal schnell zwischen den Tasks hin und her springen, geht das auch nicht so einfach, es ist schon fast glücksache das richtige Fenster zu erwischen.
Gnome 3 ist leider auch nicht viel besser, einige Anwendungen stürzen einfach ab.
Diese Entwicklung ist ein Rückschritt der Bedienerfreundlichkeit und bestätigt somit das Klischee das Linux nichts für den Normal - User ist was mich als Linux - Fan etwas traurig macht.Deswegen erwische ich mich immer mehr wie ich auf meinen Faulen Apfel zurückgeife.
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Übrigens kann man doch die classic Gnome - Oberfläche installieren:
sudo apt-get install gnome-session-fallback
Danach abmelden und auf dem Zahnrad gnome classic auswählen, anmelden und fertig.
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