[color="DeepSkyBlue"]Google weiß wo du bist - ungefähr[/color]
Positionsbestimmung ohne GPS: Das verspricht die neue Version von Google Maps Mobile. Noch ist die neue Funktion reichlich ungenau - und markiert dennoch eine neue Dimension der mobilen Google-Nutzung.
Suchmaschinen-Primus Google hat in die neue Version 2.0 seines mobilen Kartendienstes eine Ortungsfunktion integriert, die ohne das satellitengestützte GPS funktioniert. Die Funktion namens "Mein Standort" nutzt stattdessen Informationen, die bei der Verbindung des Handys mit dem Mobilfunknetz anfallen: Aus der Signalstärke von drei oder mehr Basisstationen kann die Position des Telefons berechnet werden - mehr oder weniger genau.
Wie exakt die Positionsbestimmung ausfällt, hängt vor allem davon ab, wie dicht das Mobilnetz in der Umgebung ist. In Innenstädten, wo die Basisstationen relativ nahe beieinander stehen, kann theoretisch eine Genauigkeit von 30 bis 50 Metern erreicht werden, auf dem Land liefert die Methode im Zweifelsfall gar kein brauchbares Ergebnis. Google selbst schraubt die Erwartungen noch weiter herunter. Im aktuellen Experimentalstadium soll der Service "im Durchschnitt" Positionen "bis auf 1000 Meter" genau liefern. Im Praxistest bei SPIEGEL ONLINE wurde aber auch dieses Ziel weit verfehlt.
Vorsichtige Annäherung
"Mein Standort" ist angesichts der gravierenden Abweichungen im Augenblick kaum als ernsthafter Navigationsservice zu verstehen. Die Beta-Version markiert trotzdem einen Wendepunkt für Googles Kartendienste: Während aktuell weniger als zehn Prozent aller Handys mit GPS ausgestattet sind, beherrschen rund 90 Prozent der Geräte, auf denen Google-Maps läuft, auch die Ortung im Mobilnetz. Prinzipiell bekommen also fast alle Nutzer plötzlich eine Position. Das Kartenmaterial der entsprechenden Umgebung könnte damit automatisch geladen werden, aber vor allem kann Werbung lokal angepasst werden.
"Mein Standort" zeigt die Position mit dem gleichen blauen Punkt an, der den exakt bestimmten Standort von GPS-Nutzern markiert. Die vermutete Ungenauigkeit wird dabei mit einem hellblau schattierten Kreis auf der Karte dargestellt. Google arbeitet bereits daran, diesen Kreis schrumpfen zu lassen: Genauere Ergebnisse könnten etwa durch die Optimierung der Software möglich werden, aber auch durch die exakte Erfassung möglichst vieler Sendemaststandorte.
Ortungs-Puzzle
Nun wird die Handy-Ortung per Mobilnetz auch bei einer Optimierung aller Faktoren ziemlich ungenau bleiben. Das Ziel der weiteren Entwicklung kann somit gar nicht darin bestehen, nur mit dieser Methode eine praktikable Navigation zu erreichen. Vielmehr dürfte die Zukunft in der Kombination verschiedener Ansätze liegen, die zusammen in jeder Situation eine optimale Ortung ermöglichen. Dabei ist die Nutzung der Mobilnetzdaten ein wichtiger Puzzlestein, der beispielsweise in geschlossenen Räumen zum Tragen kommt, wo es keinen Kontakt zu Satelliten gibt.
Dass die Handy-Ortung von vielen Menschen als heikel empfunden wird, dürfte unterdessen auch Google bewusst sein: Das Unternehmen versicherte zum Start der Mobilversion von Google Maps im vergangenen Jahr sogar vorsorglich, dass für den Dienst "keine Ortsinformationen der Mobilfunknetze genutzt" würden. Mit diesem kategorischen Ausschluss ist es jetzt allerdings vorbei, inzwischen verweist das Unternehmen nur noch darauf, dass "Mein Standort" lediglich eine Option darstelle. Zudem würden die anfallenden Positionsdaten nicht mit anderen Informationen wie der Telefonnummer kombiniert.