Zeitversetztes Fernsehen ist das zentrale Verkaufsargument für das IPTV-Angebot von Arcor. Jetzt sieht Artec Technologies sein Patent für diese Technologie verletzt und erwirkt eine einstweilige Verfügung gegen den Telekommunikationsanbieter.
Der Diepholzer Technologieentwickler Artec Technologies hat gegen Arcor beim Landgericht Düsseldorf eine einstweilige Verfügung erwirkt. Das Unternehmen sieht sein Patent für zeitversetztes Fernsehen durch die Funktion "Timeshift Restart" im IPTV-Angebot des DSL-Anbieters verletzt. Die Rechtsanwälte der Artec Technologies hatten einen Antrag auf Besichtigung gestellt. Das Gericht ist dem Antrag gefolgt und hat Ende Dezember per Beschluss angeordnet, dass Arcor in seinen Räumlichkeiten eine Besichtigung von Vorrichtungen und Unterlagen durch einen Sachverständigen zu dulden hat. Ein Sachverständiger und ein Gerichtsvollzieher haben daraufhin am Mittwoch die Besichtigung in den Geschäftsräumen der Arcor durchgeführt.
Artec Technologies hat juristische Schritte eingeleitet, nachdem das Unternehmen Arcor mehrfach erfolglos zur Stellungsnahme aufgefordert hatte. Grund für das Vorgehen ist die überaus große strategische Bedeutung, die die Diepholzer ihrem 2001 zur Prüfung angemeldeten und seit Juni 2006 per Patent geschützten Verfahren für zeitversetztes Fernsehen beimisst.
Arcor gibt sich gelassen
Dr. Stephan Albers, Leiter Unternehmenskommunikation bei Arcor, sieht keinen Grund zur Unruhe. "Unsere Plattform wurde von Alcatel Lucent entwickelt, die uns versichert haben, dass keine Patenverletzung vorliegt. Ein vom Gericht bestellter Gutachter prüft derzeit, ob überhaupt eine Grundlage für die Vorwürfe vorliegt", sagte Albers zu FTD-Online.
Mit dem internet-basierten Fernsehen (IPTV) gelangen Fernsehbilder via Telefonsteckdose in die heimischen Wohnzimmer. Besonderes Merkmal des patentierten Verfahrens für zeitversetztes Fernsehen ist die Möglichkeit, die auf einem zentralen Server fortlaufend mitgeschnittenen Inhalte schon während der Aufzeichnung per Video-Stream zeitversetzt abrufen zu können. Der Zuschauer kann somit bei verspätetem Einschalten laufende Sendungen von Beginn an sehen, das Programm anhalten sowie zu gewünschten Szenen vor- und zurückspulen. Zudem können Nutzer einzelne Sequenzen aus dem laufenden TV-Programm zu Videoclips umwandeln.
Bei dem von Artec Technologies entwickelten und patentierten Verfahren wird das TV-Programm auf einem Server gespeichert und alle Funktionen über das zentrale Computersystem durchgeführt. Die auf dem Server abgelegten Inhalte können dann bereits im Verlauf der Aufzeichnung von einer Vielzahl von Nutzern individuell abgerufen werden. Die Anwender benötigen keine zusätzliche Hardware oder Software, sondern können die Funktionen direkt über den Fernseher nutzen.
Arcor ist zusammen mit Hansenet (Alice Home) und der Deutschen Telekom (T-Home Entertain) einer von drei IPTV-Anbietern in Deutschland und zurzeit der einzige, der eine "Timeshift"-Funktion Hardware-unabhängig anbietet.