Google: Microsoft bedroht die "Offenheit und Innovation" des Internet
Nachdem Yahoo! auf das Übernahmeangebot von Microsoft in einer Stellungnahme eher reserviert reagiert und verlautbart hatte, dass man erst einmal alle andere Optionen prüfen werde, hat sich nun auch Google geäußert.
Microsoft will mit dem größten Deal in seiner Unternehmensgeschichte das einst erfolgreiche Suchmaschinenportal für 45 Milliarden US-Dollar kaufen, um die Dominanz von Google zu brechen.
Der weiterhin wachsende Markt der Online-Werbung werde zunehmend von einem Unternehmen dominiert, so erklärte Steven Ballmer in seinem Brief an Yahoo!, ohne Google beim Namen zu nennen.
Auch mit einem Zusammengehen von Microsoft und Yahoo! müsste Google im Kerngeschäft nichts wirklich fürchten, machte aber nun in einer eigenen Stellungnahme des Vizepräsidenten und Chefjuristen David Drummond darauf aufmerksam, dass die Fusion zu einer "überwältigenden" Dominanz im Bereich von Internet Messaging und E-Mail-Accounts führen würde.
Beide Unternehmen würden auch die zwei am meisten besuchten Portale besitzen. Das könnte den freien Zugang der Kunden zu den entsprechenden Angeboten von Konkurrenten beeinträchtigen, warnt Google und will damit die Wettbewerbsbehüter auf diese mögliche Dominanz aufmerksam machen.
Google selbst gerät allerdings wegen seiner vorherrschenden Stellung bei der Internetsuche und wegen des Kaufs des Online-Werbevermarktes DoubleClick zunehmend unter Kritik.
Ansonsten setzt Google die seit dem Börsengang gepflegte Selbstdarstellung ("Google won't be evil!") fort, die allerdings mit der Begehrlichkeit, die persönlichen Daten der Kunden zu sammeln und sie zu verwerten, und etwa der Anbiederung an die chinesische Regierung, schon einige Sprünge erlitten hat. Die Übernahme von Yahoo! durch Microsoft, so der Tenor von Google, gefährde die "Zukunft des Internet".
Während Google – und Yahoo! – durch die "Offenheit des Internet" entstanden seien und diese weiterhin vertreten würden, gefährde die beabsichtigte Übernahme die "Offenheit und Innovation". Deswegen sei das mehr als eine "einfache finanzielle Transaktion".
Der böse Monopolist Microsoft könne – ganz im Gegensatz zum ganz den Kundenwünschen dienenden "guten" Konzern Google – im Internet "dieselbe unangemessene und illegale Einflussnahme" ausüben, wie er dies "mit dem PC getan hat".
So will Google gerne die Situation verstanden wissen. Das Internet belohne "Wettbewerb und Innovation", so erklärt Google, Microsoft habe hingegen immer wieder versucht, "Monopole aufgrund proprietärer Software aufzubauen, um dann seine Dominanz in neue Märkte auszudehnen".
Google stehe hingegen für die "Offenheit des Internet", sagt der Suchmaschinenkonzern, Microsoft bedrohe diese Kultur, in der der Kunde primär ist. Aber so einfach sind gut und böse wohl doch nicht verteilt. (fr/Telepolis)
04.02.2008 00:17
(heise)