Für die äußerst verschwiegenen Privatbanken gibt es kaum etwas Schlimmeres als Datenklau. Aber in Zeiten des Internets ist auch kaum etwas einfacher, als brisante Daten weltweit zu veröffentlichen. Das tat auch ein Mitarbeiter des Geldhauses.
Die Schweizer Privatbank Julius Bär hat die Enthüllungsinternetseite Wikileaks.org mithilfe eines kalifornischen Gerichts vorübergehend sperren lassen.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus den Gerichtsunterlagen zitiert, sind dort Anfang vergangener Woche vertrauliche Daten über Konten einiger Kunden veröffentlicht worden, die ihr Geld im Offshore-Paradies Cayman-Inseln angelegt hatten. Die Informationen stammten laut Gerichtsunterlagen von dem ehemaligen stellvertretenden Leiter der Niederlassung auf den Cayman-Inseln.
Einem Julius-Bär-Sprecher zufolge richtet sich die Aktion nicht gegen Wikileak als Anbieter. "Diese Maßnahme ist ergriffen worden, weil die Bank zum Gegenstand verleumderischer Anschuldigungen wurde", sagte der Sprecher. Die auf der Seite enthaltenen Unterstellungen basierten auf gefälschten und gestohlenen Dokumenten und würden entschieden zurückgewiesen.
Die Ursprünge des Falls liegen offenbar in nicht allzu ferner Vergangenheit. Vor zweieinhalb Jahren waren bei der Bank schon einmal hunderte geheimer Kundendaten ans Tageslicht gelangt, ohne dass dies in der Öffentlichkeit wahrnehmbare Folge gehabt hätte. Ein weiter zurückliegender Schwund blieb ebenso folgenlos, obwohl die Daten laut Schweizer "Weltwoche" bei den US-Steuerbehörden gelandet waren.
Auch wenn die Internetadresse derzeit nicht einsehbar ist: Über andere Seiten finden sich nach wie vor Informationen über den Fall, darunter ein Brief des ehemaligen Bär-Mitarbeiters an Vorstandschef Johannes de Gier von Januar 2006. Darin unterstellt dieser der Bank "fragwürdige Steuerpraktiken". Unklar ist, inwiefern diese Dokumente authentisch sind.