Köln schnappt sich Videospiel-Messe
Europas größte Messe für Computer- und Videospiele zieht von Leipzig nach Köln. Die bisherige Games Convention bekommt sogar einen neuen Namen. Köln schlägt Leipzig wegen der Verkehrsanbindung – und der größeren Zahl an Luxus-Hotels. Die Sachsen klagen über Preisdumping.
Das monatelange Tauziehen um die Computerspielmesse Games Convention ist beendet. Die Branchenschau verlässt Leipzig und findet ab dem kommenden Jahr unter dem neuen Namen GamesCom in Köln statt. Damit kann die geläufige Abkürzung GC weiterbenutzt werden. „Im Rheinland sind die Rahmenbedingungen besser“, begründet Olaf Wolters, der Geschäftsführer vom Industrieverband BIU, den Standortwechsel. „Wir wollen eine europäische Leitmesse, keine nationale Veranstaltung“, so Wolters.
In Köln sieht die Industrie deutlich größere Entwicklungsmöglichkeiten für die Spielemesse, die ab 2009 im September statt im August stattfindet. Denn in Leipzig sei die Veranstaltung bereits im vergangenen Jahr an ihre Grenzen gestoßen, sagt Olaf Wolters.
Der BIU-Geschäftsführer verweist unter anderem auf die moderneren und größeren Hallen in Köln, zudem auf die ausreichenden Hotelkapazitäten und die internationalen Fluganbindungen. Zudem gebe es in dem bevölkerungsreichen Umfeld mehr potenzielle Besucher. Einen Akzeptanzverlust durch die Umbenennung der Spielemesse von Games Convention in GamesCom befürchtet er dagegen nicht.
Der neue Name ist nötig, weil die Namensrechte für die etablierte Games Convention bei der Leipziger Messe liegen. Und ein Verkauf kommt für die Sachsen nicht in Frage. Zumal sie den Namen möglicherweise weiter nutzen wollen. Zumindest hatte Geschäftsführer Josef Rahmen nicht ausgeschlossen, die Messe auch ohne Unterstützung des Verbandes fortführen zu wollen. Eine Entscheidung ist diesbezüglich aber noch nicht gefallen. Doch große Unterstützung aus der Spieleindustrie dürfte es trotz aller Sympathien für Leipzig kaum geben. „Die Branche hat sich für Köln entschieden. Und ich gehe davon aus, dass die Karawane geschlossen weiterzieht“, sagt Olaf Wolters.
In Leipzig sorgt der Standortwechsel für Unverständnis und Ärger. „Was die Messe heute ist, ist sie durch und mit Leipzig“, sagt Oberbürgermeister und Messe-Aufsichtsratschef Burkhard Jung (SPD). Für Leipzig sei das Abwandern der Games Convention ein herber Schlag.
Der sächsische Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) wähnt finanzielle Gründe hinter der Entscheidung pro Köln und wirft den Rheinländern Preisdumping vor. Dem widerspricht die Kölnmesse. Die Finanzen hätten nur eine untergeordnete Rolle gespielt, sagt Kölns Geschäftsführer Oliver Kurth, der nach eigener Aussage seit 2003 mit den Herren der Computerspiele im Gespräch ist.
Neben Köln hatten auch nahezu alle großen Messestädte wie München, Frankfurt, Berlin, Hannover, Düsseldorf und Nürnberg um die Leitmesse gebuhlt. 2007 kamen rund 185.000 Besucher nach Leipzig. In Köln, wo Oliver Kurth zufolge auch der Fernsehsender RTL ins Messekonzept eingebunden wird, soll diese Zahl nun signifikant gesteigert werden.