Microsoft bringt sich derzeit mit wenig vorteilhaften Äußerungen zu seinem Verhalten im Spielemarkt ins Kreuzfeuer der Kritik. Zuerst hatte ein Vertreter des Herstellers Blizzard Microsofts Umgang mit dem PC als Spieleplattform massiv kritisiert. Nun bestätigen die Redmonder seine Beschwerdepunkte auch noch.
Die Redmonder hatten ausgerechnet kurz nach der heftigen Kritik des Chef-Entwicklers der Erfinder von Diablo und Warcraft eine Veranstaltung abgehalten, die zeigen sollte, wie firm man hinter dem Windows-PC als Spieleplattform steht. Microsoft Corporate Vice President John Schappert hatte in diesem Zusammenhang erneut beteuert, dass der PC eine "wachsende" Spiele-Plattform sei, die auch künftig am häufigsten verwendet würde.
In einem Interview mit dem britischen Magazin GamesIndustry.biz machte Peter Zetterberg, Business Development Manager von Microsoft, all die geleistete Public-Relations-Arbeit nun aber wieder zunichte. Er erklärte, dass Microsoft durchaus versuche, seine Xbox 360 als Spieleplattform anstatt des PCs zu etablieren, je nachdem, wie die Gegebenheiten auf dem jeweiligen Markt aussehen.
Insgesamt stünden Windows Vista und die Konsole zwar in Sachen Gaming auf einer Ebene, doch zum Beispiel in Deutschland wolle man, dass die Spiele-Fans lieber zur Xbox 360 greifen, so Zetterberg. Würde man Spiele für die Xbox 360 und den PC gleichzeitig auf den Markt bringen, werde dies hierzulande zu einem "Schuss in den Fuß" - weil die Deutschen Spieler den jeweiligen Titel lieber am PC spielen als auf der Konsole.
Zetterberg versuchte sich in der Folge noch in Schadensbegrenzung, was angesichts obiger Äußerungen nicht so richtig gelungen sein dürfte. Er erklärte der PC-Spielemarkt sei weiter "sehr relevant" für Microsoft. Die Redmonder investieren tatsächlich seit geraumer Zeit kräftig in den PC als Gaming-Plattform, offenbar steht jedoch auch für Microsoft inzwischen die Konsole im Vordergrund.
Wegen hoher Piraterieraten und teilweise hohem Entwicklungsaufwand wenden sich die Spielehersteller zunehmend vom Windows-PC ab. Erst kürzlich hatte die Firma Crytek, von der der viel beachtete Taktik-Shooter Crysis stammt, angekündigt, künftig für die Konsole arbeiten zu wollen. Andere Hersteller dürften ähnlich denken. Unterdessen steuern Microsoft und diverse Partner mit der so genannten "PC Gaming Alliance" dagegen - wie ernst man diese Bemühungen allerdings nehmen sollte, ist in Anbetracht von Zetterbergs Äußerungen wohl mehr als fraglich.