[SIZE="5"][color="Red"]Anhaltender Sturm verjagt den Hurrikan[/color][/SIZE]
Das Sturm-Tief blieb aus: In einem der besten deutsch-deutschen Boxkämpfe aller Zeiten erwies sich Titelverteidiger Felix Sturm als zu gut für Herausforderer Sebastian Sylvester. Auch am Punktrichtertisch (118:110, 118:110, 119:109) gab es keine zwei Meinungen, wer den mit Spannung erwarteten Mittelgewichtsgipfel für sich entschieden hatte.
9.200 begeisterte Zuschauer erlebten in der ausverkauften Arena in Oberhausen in zwölf ebenso fairen wie aktionsgeladenen Runden Sturms fünfte erfolgreiche Verteidigung seines WBA-WM-Titels.
Sturm zu präsent für Sylvester
Der 29-Jährige setzte sich durch einen überlegen herausgeboxten, einstimmigen Punktsieg durch und feierte im ersten deutschen WM-Duell seit acht Jahren seinen 31. Sieg im 34. Profikampf. Mit einer beeindruckenden Leistung war er klar der Chef im Ring und ließ dem technisch und in Sachen Beweglichkeit zu limitierten Herausforderer nie eine Chance.
Herausforderer muss auf seinen EM-Titel verzichten
Der besonders ums rechte Auge herum schwer gezeichnete Sylvester musste im ersten WM-Kampf seiner Karriere die dritte Niederlage im 32. Fight hinnehmen, verkaufte sich aber teuer. Jederzeit tapfer und mit beeindruckenden Nehmerqualitäten ausgestattet, stand der vom erfahreneren und druckvolleren Sturm lahm gelegte "Hurrikan" in der siebten Runde kurz vor dem K.o. Nur der Gong hielt den Europameister, der für die WM-Chance sein kontinentales Championat niederlegen musste, zu diesem Zeitpunkt noch im Gefecht. Nach einer furchtbar unterlegenen achten Runde fand Sylvester aber wieder festen Stand und hielt bis zum Ende durch - aber nur noch selten mit.
Reichlich Verbalvorbereitung
Der erste WM-Kampf zweier deutscher Boxer seit acht Jahren stand wegen der persönlichen Antipathien der beiden Kämpfer unter besonderer Spannung. Das Ballyhoo gipfelte genau eine Woche vor dem Fight in einem gemeinsamen Besuch der beiden Streithähne im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. Über Monate tauschten beide Seiten Beleidigungen und Provokationen aus. Sturm verweigerte im Vorfeld seinem Kontrahenten einen Handschlag und lehnte auch gemeinsame Fotos ab. Sylvester und sein Anhang sprachen den gebürtigen Leverkusener konsequent ausschließlich mit dessen bosnischem Geburtsnamen Adnan Catic an.
Stimmung wie selten
Auch in der Halle war die Stimmung zwischen den beiden Fanlagern aufgeheizt und aggressiv. Anschließend jedoch zollten sich beide Respekt, wenngleich sie sich auch während des Umarmens nach der tollen Show nicht in die Augen sahen. Nach all dem Säbelrasseln hatte der Vergleich aber keine Wünsche offen gelassen. Leverkusens Nationaltorwart René Adler - Zaungast wie auch sein Münchner Kollege Lukas Podolski - bekannte, noch nie bei einer Sportveranstaltung derart mitgefiebert zu haben. Poldi holte dessen Freund Sturm sogar zum eiligen Siegerfoto zu sich in den Ring.
Castillejo als jeweiliges Schlüsselerlebnis
Sturm vom Hamburger Universum Boxstall bestritt bereits seinen elften Weltmeisterschafts-Kampf. Sylvester hatte sich das Herausforderer-Recht im April durch einen überzeugenden K. o.-Sieg über den ehemaligen Sturm-Bezwinger Javier Castillejo aus Spanien erkämpft. Die bittere Erfahrung, am 15. Juli 2006 auf Grund einsetzenden Leichtsinns und Überheblichkeit von Castillejo in Runde zehn schwer aus den Schuhen geboxt worden zu sein, setzte der gereifte Sturm auch gegen Sylvester mustergültig um.
Keinerlei Zweifel - und keine Schwäche
Bis zum Schluss standen seine Fäuste unter Dampf, ließ der Druck auf den meist massiert in die Defensive gezwungenen Herausforderer nicht nach. Die Zuschauer, so Sturm, hätten es verdient, dass er bis zuletzt alles gebe. So gehöre sich das für einen "großen Champion". Ein solches Bild gab der Sieger in jedem Fall ab, während der Verlierer damit haderte, es sei nicht sein Tag und er zu oft ein zu leichtes Ziel gewesen. An die Verbesserung seiner Beinarbeit wird sich Sylvester für die Zukunft machen. 540.000 Euro erhielt er bei seiner WM-Premiere, Sturm darf sich als Champion über 1,681 Millionen Euro freuen.
Ungeschlagener Dsinsiruk behält auch seinen WM-Gürtel
In einem weiteren WM-Kampf verteidigte der für Universum boxende Ukrainer Sergej Dsinsiruk seinen WM-Titel der WBO im Superweltergewicht gegen den Kolumbianer Joel Julio einstimmig nach Punkten (116:112, 116:112, 117:111). Der 32-jährige Dsinsiruk ist damit in 36 Profi-Kämpfen ungeschlagen.