Comeback von Leo Kirch
Das Imperium schlägt zurück
Leo Kirch kehrt als Aktionär bei EM Sport Media ins deutsche Geschäftsleben zurück. Durch die Verquickungen der Firma mit anderen Unternehmen geht sein Einfluss weit darüber hinaus.
Von Caspar Busse
Bei seinen aktuellen Investitionen verhandelt Leo Kirch nur mit alten Bekannten: EM-Chef Klatten war zum Beispiel schon mal Sat 1-Chef.
Sein Stadtbüro hat Leo Kirch nie aufgegeben. Es findet sich schon seit vielen Jahren in der Kardinal-Faulhaber-Straße 15, 2. Stock, gleich um die Ecke vom Bayerischen Hof in der Münchner Innenstadt. Von hier startete der mittlerweile 80-Jährige seine Karriere, hier organisierte er auch mit seinem Getreuen Dieter Hahn, 46, nach der Insolvenz vor fünf Jahren das Comeback. Was lag näher, als der neuen Beteiligungsgesellschaft den Namen KF 15 zu geben.
KF 15 befindet sich offiziell in Besitz von Dieter Hahn und Leo Kirchs Ehefrau Ruth und ist nun erstmals offiziell in Erscheinung getreten. Die Münchner Medienfirma EM Sport Media, die einst EM.TV hieß und vom früheren Kirch-Zögling Thomas Haffa gegründet wurde, kauft von KF 15 in zwei Schritten 36,4 Prozent der Anteile an der Schweizer Highlight Communications ab. KF 15 erhält dafür 120 Millionen Euro in bar und 11,5 Prozent an EM Sport Media - kein schlechtes Geschäft für Kirch, der nun ein neues Medienkonglomerat aufbaut.
Die Beteiligung an Highlight hatten Kirch und Hahn bisher verdeckt gehalten. Über ihr Engagement gab es zwar immer wieder Spekulationen, aber keine Bestätigung. Gut 25 Prozent verwaltete offenbar treuhänderisch eine Frankfurter Investmentbank für Kirch, die anderen neun Prozent hatten die beiden anderweitig in Besitz.
Das war möglich, ohne dass Kirch und Hahn in Erscheinung traten. Denn weil Highlight in der Schweiz sitzt, aber in Deutschland an der Börse notiert ist, gelten weder die deutschen noch die Schweizer Veröffentlichungsregeln, berichtete dazu EM-Media-Sport-Chef Werner Klatten.
Das alte Imperium im Kleinen
Jetzt also ist Kirch wieder da. Er ist größter Aktionär bei EM Sport Media, die Firma ist wiederum größter Aktionär bei Highlight, und die Schweizer halten nahezu 95 Prozent an der Münchner Filmfirma Constantin sowie an der Sportrechteagentur Team, die beispielsweise die TV-Rechte an der Champions League verkauft. Mit dem Münchner Pay-TV-Konzern Premiere hat EM Sport Media zudem gerade eine weitgehende Kooperation vereinbart.
Kirchs ErbeAuferstanden aus Ruinen mehr...Was da entsteht, ist also ein neuer Kirch-Konzern in kleinerem Format, aber wieder mit dem Kern Sportmedien sowie den Bereichen Rechtehandel (Team), Produktion (Plazamedia), Internet (Sport 1), einem Fernsehsender (DSF) und dem Bereich Kino- und Fernsehproduktionen (Constantin) - eine Wiederauferstehung also der Kirch-Gruppe, die 2002 in Insolvenz gegangen war.
Klatten machte am Mittwoch in München klar, dass das noch nicht das Ende ist. EM Sport Media wolle bald die Beteiligung an Highlight aufstocken und dann die Mehrheit übernehmen. Eine Fusion der beiden Unternehmen sei aber derzeit nicht geplant - zu schwierig, weil Highlight in der Schweiz sitze, heißt es.
Großes Lob hatte Klatten natürlich für den neuen Großaktionär parat. "Leo Kirch ist ein visionärer Unternehmer. Er versteht, was wir tun, fast alle unserer Aktivitäten wurden von ihm initiiert ," sagt er. Jetzt gebe es wieder Stabilität. "Dieses Unternehmen war einmal ein Zockerunternehmen. Jetzt haben wir Aktionäre, die stabil zu diesem Unternehmen stehen", meint Klatten recht offen. Die Unabhängigkeit der Medienfirma sei damit gesichert.
Freunde von früher
Eine weitere Zusammenarbeit mit Kirch schließt Klatten nicht aus. Spekuliert wird beispielsweise über eine Bietergemeinschaft beim anstehenden Verkauf der Fußballbundesliga-Rechte durch die Deutsche Fußball Liga (DFL).
Er sei dabei aber nicht an den Pay-Rechten interessiert, so Klatten, das würde im Widerspruch zur Partnerschaft mit Premiere stehen. Die beiden Firmen gelten als befreundet. Zu einer Beteiligung an Premiere sagte Klatten: "Ob daraus mehr werden kann oder soll - ich weiß es nicht, es gibt derzeit aber keine Pläne."
Auch Premiere gehörte bis zur Insolvenz zur Kirch-Gruppe. Offen ist, ob Klatten auch an der vielleicht zum Verkauf stehenden Produktionstochter von Pro Sieben Sat 1, PSP, interessiert ist. Auch der TV-Konzern gehörte früher zu Kirch.
An neue Gesichter muss Leo Kirch sich nicht gewöhnen, denn er trifft nur alte Bekannte. EM-Chef Klatten war ganz früher Sat 1-Chef und kennt Kirch schon lange. Sein Vorstandskollege Rainer Hüther hatte für Kirch bereits den Spartensender DSF geführt. Constantin-Chef Fred Kogel war früher Vorstand im Kirch-Konzern. Und EM-Aufsichtsratchef Bernd Thiemann fungierte lange als Chef der DG Bank, einer der Finanziers der früheren Kirch-Gruppe. Man kennt sich eben.
Offen ist, was Kirch, der auch einen Milliarden-Rechtsstreit mit der Deutschen Bank führt, mit den 120 Millionen Euro vorhat, wo er sie möglicherweise investieren wird. Ein Kirch-Sprecher meint dazu: "Leo Kirch verfügt über genügend Handlungsspielraum, um noch für die eine oder andere Überraschung gut zu sein." In Kirchs Stadtbüro wird also weiter heftig am Comeback gearbeitet.
Quelle: Süddeutsche 27.09.2007