Mit einem Lazarett gegen starke Dänen
Der verletzte Oliver Roggisch
Es liefen die letzten Minuten des Krimis gegen Schweden. Halbfinale oder Ende aller Träume? Ausgerechnet in dieser Phase bot sich auf der Bank der deutschen Handballer ein erschreckendes Bild. Spielmacher Michael Kraus hatte sich über mehrere Stühle ausgestreckt und ließ seine Ellenbogenverletzung behandeln. Abwehrchef Oliver Roggisch humpelte wegen einer Wadenverletzung vor der Bank entlang. Sie setzt den Abwehrchef nicht nur gegen die Dänen außer Gefecht. Auf dem Parkett quälte sich Linksaußen Torsten Jansen mit Schmerzen in der Rippengegend über die Zeit. Doch die arg dezimierte deutsche Mannschaft raffte sich zu einer unglaublichen Energieleistung auf, gewann 31:29 und trifft Samstag im Halbfinale auf Dänemark ab 17.45 Uhr.
Mannschaft rückt noch enger zusammen
Die andauernden personellen Rückschläge haben das Team nicht kaputtgemacht. Im Gegenteil: "Nach dem Aus von Oliver Roggisch sind wir noch ein bisschen enger zusammengerückt", sagte Pascal Hens. In die Freude über das Weiterkommen mischten sich jedoch schnell nachdenkliche Stimmen: "Wir müssen so weitermachen wie gegen Schweden und unsere verletzten Spieler ersetzen", sagte Torwart Johannes Bitter.
Velyky muss seit Turnierbeginn ersetzt werden
Trainer Heiner Brand kommentierte die Lage mit Galgenhumor: "Jetzt schauen wir mal, wer überhaupt noch einsatzbereit ist." Roggisch hat wahrscheinlich einen Muskelfaserriss in der Wade, fällt für den Rest der EM definitiv aus. Entwarnung hingegen bei Kraus. Er erlitt lediglich eine Prellung am Unterarm. Fraglich ist der Einsatz von Sebastian Preiß. Der Lemgoer laboriert an einer Entzündung in der Kniekehle. Preiß sollte in einem Krankenhaus in Lillehammer untersucht werden, der Termin wurde aber abgesagt, da das Röntgengerät defekt war. Sein Mitwirken im Halbfinale entscheidet sich kurzfristig. Dazu kommt, dass Oleg Velyky ohnehin wegen eines Kreuzbandrisses seit dem ersten Spiel ersetzt werden muss.
Von Behren rückt in die Mannschaft
Heiner Brand hielt sich die Möglichkeit offen, einen Spieler nachzunominieren: "Darüber habe ich schon ein klein wenig nachgedacht." Nicht nur nachgedacht, denn der Bundestrainer berief niemand Geringeres als Frank von Behren ins Team. Der 31-Jährige von Bundesligist GWD Minden soll Roggisch ersetzen. Von Behren sagte gegenüber "Spiegel Online": "Das ist eine tolle Herausforderung für mich."
Kritik am Zeitplan
Die Verletzungsprobleme hängen nach Brands Ansicht auch mit dem eng gestrickten Zeitplan zusammen: "Drei Hauptrundenspiele an drei Tagen - das kann nicht sein. Das mindert ja auch den sportlichen Wert." Der Bundestrainer fordert daher einen überarbeiteten Modus: "Da muss man sich ganz, ganz schnell etwas anderes überlegen."
Gruss burmtor