München - Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 sieht sich auch nach der Übernahme der skandinavischen Senderkette SBS im vergangenen Jahr nach weiteren Übernahmezielen um.
"Wir haben natürlich Interesse an Zukäufen", sagte ProSiebenSat.1-Aufsichtsratschef Götz Mäuser am Donnerstag in München. Zunächst stehe zwar noch die Integration von SBS im Mittelpunkt, bei einer passenden Gelegenheit seien die Eigner aber bereit, zum Beispiel über eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung nachzudenken. Interessant sei vor allem der osteuropäische Markt. Mäuser ist Partner bei Permira Deutschland. Der Finanzinvestor hält zusammen mit KKR die Mehrheit an ProSiebenSat.1. (dpa)
ProSiebenSat.1 plant Zukäufe - Sat.1-Verkauf kein Thema (Update)
München- Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 sieht sich auch nach der Übernahme der skandinavischen Senderkette SBS im vergangenen Jahr nach weiteren Übernahmezielen um.
"Wir haben natürlich Interesse an Zukäufen", sagte ProSiebenSat.1-Aufsichtsratschef Götz Mäuser am Donnerstag in München. Einem Verkauf von Sat.1, wie ihn Premiere-Chef Michale Börnicke in den vergangenen Wochen immer wieder ins Spiel gebracht hatte, schloss Mäuser erneut aus. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde trotz des schwachen Starts bestätigt. Die Aktie des Unternehmens legte bis zum Nachmittag um 1,76 Prozent auf 9,23 Euro zu. Der europäische Fernsehmarkt werde sich weiter konsolidieren und ProSiebenSat.1 wolle mit von der Partie sein, sagte Mäuser. "Größe ist ein ganz entscheidender Wettbewerbsvorteil." Daher sei auch der Kauf von SBS "ohne Alternative" gewesen. "Wir standen vor der Entscheidung, zu kaufen oder gekauft zu werden", ergänzte Vorstandschef Guillaume de Posch. Im Gegenzug will sich ProSiebenSat.1 wie angekündigt von Aktivitäten trennen, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Als Beispiel nannte de Posch das niederländische Magazin "Veronica".
Zunächst stehe die Integration von SBS im Mittelpunkt, sagte Mäuser. Dies dürfte noch etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Bei einer passenden Gelegenheit seien die Eigner aber bereit, zum Beispiel über eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung von Übernahmen nachzudenken. Der aktuelle finanzielle Spielraum von ProSiebenSat.1 ist angesichts einer Verschuldung von rund 3,5 Milliarden Euro begrenzt.
Die Tilgung der Verbindlichkeiten habe aber dennoch keinen Vorrang, sagte Mäuser. "Schuldenrückzahlung ist nicht immer die beste Verwendung." Für Zukäufe interessant sei vor allem der osteuropäische Markt. Mäuser ist Partner bei Permira Deutschland. Der Finanzinvestor hält zusammen mit KKR die Mehrheit an ProSiebenSat.1.
Vorstandschef de Posch bestätigte trotz des schwachen Starts in das Jahr die Prognose, das Ergebnis im Gesamtjahr steigern zu wollen. 2007 hatte der TV-Konzern wegen einer Kartellstrafe und der Kosten für die SBS-Übernahme einen Gewinnrückgang von 240 auf knapp 90 Millionen Euro verbucht. Die Erlöse kletterten wegen der Übernahme um fast 30 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.
Im ersten Quartal war das operative Ergebnis von ProSiebenSat.1 wegen sinkender Werbeeinnahmen und schwacher Quoten auf dem Heimatmarkt um ein Viertel eingebrochen. Auch der Umsatz ging zurück. Die rückläufigen Werbeeinnahmen seien vor allem auf Unsicherheiten wegen des neuen Werbezeiten-Verkaufsmodells zurückzuführen, sagte Posch. Dies dürfte auch im zweiten Quartal anhalten. Im zweiten Halbjahr will der Konzern dann aber wieder Marktanteile zurückgewinnen. Insgesamt dürfte der Werbemarkt in diesem Jahr aber nicht oder allenfalls nur um ein Prozent zulegen.
Daher will der Konzern auch weiter sparen. Dies werde aber nicht zu Lasten des Programms gehen, sagte der für das frei empfangbare Fernsehen in Deutschland zuständige Manager Andreas Bartl. Änderungen werde es allenfalls zu späten Sendezeiten geben. "Die wenigsten Zuschauer werden davon etwas mitbekommen." Mit Blick auf die bevorstehende Vergabe der Bundesligarechte sagte Bartl: "Die Bundesliga ist interessant, aber kein Muss."
Mit Blick auf die Dividende sagte Mäuser: "Wir orientieren uns an der langfristigen Politik einer hohen Ausschüttungsquote." In den vergangenen Jahren seien dies in der Regel 80 bis 90 Prozent gewesen. Dies gehe auch nicht zu Lasten der Investitionen. Alle Ausgaben seien eingerechnet. "Wir schütten aus, was betriebswirtschaftlich machbar ist."
Ein Verkauf von Sat.1 komme nicht in Frage, stellte Mäuser nochmals klar. "Das macht null Sinn. Sat.1 steht nicht zur Disposition." Im April hatte der Chef des Bezahlsenders Premiere, Michael Börnicke, Interesse an dem frei empfangbaren Konkurrenten angemeldet. (dpa)