In leuchtenden Farben malt Premiere-Chef Michael Börnicke derzeit die Zukunft seines Senders aus. Premiere sei "besser aufgestellt denn je", in Deutschland gebe es "unglaubliches Potenzial für Pay-TV" und Premiere werde es erschließen, kündigte Börnicke am Donnerstag auf der Hauptversammlung in München an.
Bis Ende 2012 will Börnicke bis zu zehn Millionen Kunden gewinnen. Das wären mehr als doppelt so viele wie im Augenblick. Umsatz und Marge sollen sich sogar verdreifachen. Ambitionierte Ziele, sagt Börnicke selbst. Utopisch, monieren Analysten und Aktionäre. Eine große Unbekannte bleibt aber Großaktionär Rupert Murdoch und sein Medienkonzern News Corp.
[color="Red"][SIZE="3"]Aktionärsschelte: "Premiere geht am Stock"[/SIZE][/color]
Zuletzt jedenfalls lief es bei Premiere alles andere als rund. Allein im ersten Quartal fuhr der Sender wegen hoher Kosten für die Bundesliga und Einbußen durch Schwarzseher erneut einen Verlust ein. "Nach einer Analyse der Bilanz ist offensichtlich, dass Premiere am Stock geht", kritisierte ein Kleinaktionär. Auch Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) gab sich skeptisch: "Herr Börnicke, ich nehme sie beim Wort. Wir werden ihre Ziele ganz genau im Auge behalten."
Kleinaktionäre warfen Börnicke vor, zu spät gegen die Schwarzseher vorgegangen zu sein. Dies wies er aber zurück. "Es gibt keine absolute Sicherheit." Ab Herbst werde Premiere das Schwarzseher- Problem dank neuer Verschlüsselungstechniken zunächst aber einmal in den Griff bekommen. Doch ob tatsächlich 200.000 von einer Million Pay-TV-Piraten, wie von Börnicke erhofft, nach der Umstellung geläutert ein Abo bestellen, steht in den Sternen.
Bundesliga-Rechte noch nicht in trockenen Tüchern
Auch beim Thema Bundesliga ist längst nicht alles in trockenen Tüchern. Die Vergabe der Rechte steht erst noch an, ob Premiere den Zuschlag erhält, ist noch offen. Börnicke gab sich allerdings optimistisch. Premiere werde für alle von der DFL und der Kirch- Vermarktungsagentur Sirius angebotenen Szenarien bieten. Eine Alles- oder-Nichts-Strategie wie 2005, als Premiere im Bieterverfahren gegen den Konkurrenten Arena schließlich den Kürzeren gezogen hatte, werde es nicht geben. "Alles spricht dafür, dass wir die Rechte bekommen."
Experten reagieren dennoch skeptisch auf die Ziele. "Meines Erachtens nach ist das ohne Zukäufe nicht erreichbar", sagt Analystin Iris Schäfer von der LBBW. "Wie Premiere organisch in dieser Größenordnung wachsen will, ist mir unklar", kritisiert auch ihr Kollege Michael Bahlmann von M.M. Warburg. Die einzige Möglichkeit sei einer größerer Zukauf.
"Ohne News Corp. stünde es schlecht um Premiere"
Und prompt diesen brachte Börnicke am Donnerstag wieder ins Spiel. Trotz deutlicher Absagen des TV-Konzerns ProSiebenSat.1 bekräftigte er unverdrossen sein Interesse an dessen Free-TV-Sender Sat.1. Sein Vorstoß sei mit Murdochs News Corp., die mittlerweile 25,1 Prozent an dem Bezahlsender hält, abgestimmt. Unter diesen Umständen halten selbst Skeptiker einiges für möglich. "Dann würden wir über eine völlig andere Gesellschaft sprechen", sagt Analyst Bahlmann. "Ohne die große News Corp. im Rücken würde es um Premiere ziemlich schlecht stehen.
Qu.:sat&kabel