Mit ihrem historischen Besuch bei Staatschef Muammar al-Gaddafi sind die Beziehungen zwischen den USA und Libyen nach Ansicht von US-Außenministerin Condoleezza Rice in eine neue Phase getreten.
«Die Beziehungen haben sich schon in den vergangenen Jahren in eine gute Richtung entwickelt», sagte Rice in der Nacht zum Samstag nach einem Abendessen mit Gadaffi in dessen Residenz in Tripolis. «Und ich glaube, dass diese Nacht eine neue Phase markiert». Es sei zunächst nur ein Anfang. «Aber nach vielen, vielen Jahren ist es eine gute Sache, dass die Vereinigten Staaten und Libyen einen Weg nach vorn geöffnet haben», sagte Rice weiter.
Die Verbesserung in den Beziehungen komme zur rechten Zeit, sagte Rice, da es viel zu tun gebe im Maghreb, in Afrika und im Nahen Osten. «Dies ist eine gute Zeit für die sich abzeichnenden konstruktiven Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Libyen.» Die US-Außenministerin hatte vor ihrem Besuch erklärt, Gaddafi habe mit seiner Abkehr von Terror und Massenvernichtungswaffen den Weg für die Rückkehr seines Landes in die internationale Gemeinschaft geebnet.
Rice war am Freitagnachmittag in Tripolis eingetroffen und zunächst mit ihrem libyschen Amtskollegen Abderrahman Schalgam zusammengekommen. Der Besuch der US-Außenministerin ist der erste eines hochrangigen US-Regierungsmitgliedes beim ehemaligen Erzfeind seit 1953.
In einigen konkreten Fragen gebe es bereits Fortschritte, sagte Rice nach dem Treffen mit Gadaffi. Dazu gehörten Verhandlungen über ein Handels- und Investitionsabkommen sowie Vereinbarungen im Ausbildungs- und Kulturbereich. Der libysche Staatschef hatte die US- Außenministerin in seiner Residenz in Tripolis empfangen, die 1986 als Vergeltung für die behauptete Verwicklung Libyens in Terroranschläge von US-Kampfflugzeugen bombardiert worden war.
Wie Libyens Außenminister Schalgam nach dem Treffen mit Rice erklärte, wolle man künftig «einen ständigen Dialog über Angelegenheiten führen, die für beide Seiten von Bedeutung sind.» Er habe mit Rice auch über den Nahost-Konflikt, über Strategien zur Terrorismusbekämpfung und über den Atomstreit mit dem Iran gesprochen. Rice habe ihm gesagt, sie sei sehr froh, dass sie endlich nach Libyen habe kommen können. Die beiden Minister sprachen laut Schalgam auch darüber gesprochen, wie die wirtschaftliche Zusammenarbeit intensiviert werden könne, vor allem im Öl-Sektor.
Rice war am späten Nachmittag auf einem Flughafen außerhalb von Tripolis von Beamten des libyschen Außenministers ohne großen Pomp empfangen worden. Der Flughafen war vor Gaddafis Machtübernahme ein Militärflughafen der US-Luftwaffe gewesen. Nach ihrem kurzen Aufenthalt in Libyen wollte Rice noch Algerien, Marokko und Tunesien besuchen.
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