Die Regierung von US-Präsident George W. Bush soll die mit ihr verbündete irakische Regierung ausspioniert haben - auch Premierminister Nuri al-Maliki.
«Wir wissen alles, was er sagt», zitiert der amerikanische Starjournalist Bob Woodward in seinem neuen Buch «Der Krieg im Inneren: Eine geheime Geschichte des Weißen Hauses, 2006 - 2008» einen Informanten. Das Buch soll nächsten Monat in den USA erscheinen, die «Washington Post» berichtete am Freitag daraus vorab.
In Bagdad sorgte der Zeitungsbericht am Freitag für Empörung. In einer Erklärung von Regierungssprecher Ali al-Dabbagh war von einem Vertrauensbruch die Rede. Al-Dabbagh sagte: «Wenn dies wahr ist, dann würde das bedeuten, dass diese Behörde (der US-Geheimdienst CIA) Freund und Feind genau gleich behandelt.» Die irakische Regierung verlange von Washington eine klare Stellungnahme zu dem Bericht über die angebliche Spionage.
Woodward, der für die «Washington Post» in der Nixon-Ära den Watergate-Skandal aufgedeckt hatte, sieht den Rückgang der Gewalt im Irak in jüngster Zeit nicht als Resultat der von Bush verfügten Truppenaufstockung. Vielmehr hätten neue Formen verdeckter Einsätze dem US-Militär zu mehr Erfolg verholfen. Auf diese Weise hätten Führer der El Kaida und Schlüsselpersonen extremistischer Gruppen getötet werden können.
Woodward, der beste Kontakte in Washington hat, porträtiert eine zutiefst gespaltene US-Regierung, die im Sommer und im Herbst 2006 entweder gar nicht auf die zunehmende Verschlechterung im Irak eingehen wollte oder nur langsam. Präsident Bush, der von Woodward für das Buch auch interviewt wurde, wird einerseits als zaghaft beschrieben, wenn es darum ging, auf die zunehmende Gewalt im Irak zu reagieren. Wenn Bush aber einmal entschieden habe, dass eine Operation ausgeführt werde, habe er zielgerichtet und bestimmt gehandelt. Woodward kommt zu dem Schluss, dass Bush «selten die Stimme des Realismus im Irak-Krieg gewesen» sei und «zu oft als Führer versagt» habe.
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