E-Plus sperrt Großteil seiner Roaming-Partner vom SMS-Versand aus
ZitatAlles anzeigenE-Plus hat den Unmut zahlreicher seiner Roaming-Partner auf sich gezogen. Der Mobilfunkbetreiber erlaubt die Zustellung von SMS aus dem Ausland ins eigene Netz seit Mitte Mai nur noch über eine gesonderte Plattform oder einen Zusatzvertrag. "Das ist völlig branchenunüblich", beklagt ein betroffener Netzdienstleister aus den Benelux-Staaten die neue Praxis gegenüber heise online. Hier werde auf dem Rücken der Kunden, bei denen viele Kurzmitteilungen schlicht nicht mehr ankämen und die darüber nicht informiert würden, unnötig der Versuch gestartet, ausländische Netzbetreiber oder deren Service-Firmen an die Kandare zu nehmen. Keiner der anderen großen Mobilfunker setze auf ein vergleichbares Verfahren.
Betroffen sind laut Branchenkreisen rund zwei Drittel der insgesamt knapp 370 Telekommunikationsunternehmen, mit denen E-Plus Roaming-Verträge abgeschlossen hat. Mit etwa 100 davon habe der Netzbetreiber einen als "AA19" bekannten Anhang zu den Standardvereinbarungen ausgehandelt. Diese sind eigentlich nur vorgesehen, wenn eine der beiden Vertragsseiten deutlich mehr Kurzmitteilungen einliefert als der andere. Festgeschrieben wird dabei für beide Seiten eine Gebühr von 6 Cent pro durchgeleiteter SMS. Da der Kurzmitteilungsverkehr in der Regel aber synchron mit annähernd gleichem Aufkommen für beide Partner verläuft, ergibt der Abschluss eines AA19-Zusatzes meist wenig Sinn.
In der Branche wird daher vermutet, dass E-Plus die alternativ noch mögliche Einlieferung über die Plattform iBasis vorantreiben will. Diese wird von einer anderen Tochter der niederländischen Konzernmutter KPN betrieben. Die Lösung solle stärker als internationaler Knotenpunkt für den SMS-Versand etabliert werden, nachdem KPN in diesem Outsourcing-Geschäft noch keinen Fuß in die Tür bekommen habe, heißt es bei sich "erpresst" fühlenden Partnern. Dabei vergesse E-Plus nur, dass SMS in der Regel eine Zweiwegekommunikation darstelle und normalerweise auf jede gesendete Kurzmitteilung eine Antwort folge. Wenn aus dem Ausland nun weniger der Botschaften E-Plus-Kunden erreichen, schneide sich der Anbieter damit ins eigene Fleisch. Da eine Auslands-SMS derzeit normalerweise mindestens mit 19 Cent zu Buche schlage, könne dies E-Plus schon kurzfristig sehr teuer zu stehen kommen.
Ein Sprecher des Netzbetreibers brachte gegenüber heise online dagegen "die stetig ansteigende Anzahl von SMS-Spam im E-Plus-Netz und die damit verbundenen Kundenbeschwerden" als Hauptgrund für die Veränderung ins Spiel. Bei den Partnern, deren Kurzmitteilungen aktuell nicht zugestellt würden, könne es sich nur um solche handeln, die auf die zuvor erfolgte Benachrichtigung nicht reagiert hätten. Dies bedeute allenfalls eine kurzfristige Einschränkung, denn der Wechsel zu iBasis oder der Abschluss eines AA19-Vertragszusatzes sei "in sehr kurzer Zeit" umsetzbar. Bei dem zunächst betroffenen Zulieferer TIM Italien etwa habe man noch vor den Pfingstfeiertagen rasch Abhilfe schaffen können. Darüber hinaus könnten E-Plus-Kunden selbst seit der Anbindung an iBasis in nahezu alle Mobilfunknetze der Welt SMS versenden. (Stefan Krempl) / (ll/c't)
04.06.2009
heise