König Kunde im Abseits
Fußballfans sehen bei Premiere und Arena oft Schwarz. Pay-TV-Sender verärgern viele Abonnenten durch technische Pannen und teilweise rüden Umgang. Hoffnung ruht auf der Hotline
Essen. Es soll ja die schönste Nebensache der Welt sein. Doch wem der Bundesliga-Fußball so lieb und teuer ist, dass er für das Live-Vergnügen sogar einen Bezahlfernseh-Vertrag abgeschlossen hat, für den kann die Nebensache schnell zu einer ärgerlichen Hauptbeschäftigung werden. Statt Tore zu gucken, gilt es dann, sich per Brief oder Telefon aus den Fängen des Ex-Ligasenders Premiere zu winden. Und beim neuen Bundesliga-Anbieter läuft auch nicht alles rund: Zahlreiche WAZ-Leser berichten, dass sie als Arena-Abonnenten technisch im Abseits gelandet sind: dunkle Mattscheibe statt grüner Rasen.
Für Anke Kirchner ist Premiere-Ärger tägliches Brot. Die Medienexpertin der NRW-Verbraucherzentrale berichtet, dass Premiere immer mal wieder durch einen rüden Umgang mit Kunden auffalle. Das gilt offenbar erst recht, nachdem der Pay-TV-Sender die Bundesliga-Live-Rechte verloren hat. Kunden, die deshalb auf ein Sonderkündigungsrecht pochten und ihre Abo-Verträge vorzeitig kündigten, werden auch nach Monaten von Premiere immer noch mit Zahlungsaufforderungen bedroht.
Und wie: Obwohl zum Beispiel Martin F. aus Bottrop seine Premiere-Karte schon vor über zwei Monaten mit seiner Kündigung zurückschickte und seitdem das Programm nicht mehr sehen kann, soll er weiter zahlen. "Andernfalls müssen wir Ihnen die Empfangsberechtigung für ihr Premiere-Programm entziehen", schrieb der Sender jetzt und fordert 120 Euro - für nichts. Anke Kirchner: "Das zeigt, dass Premiere auf die Briefe der Kunden gar nicht eingeht. Da die Bundesliga ein wichtiger Bestandteil der bisherigen Verträge war, steht vielen Kunden in der Regel ein Sonderkündigungsrecht zu."
Auch wenn der Sender jetzt mauere, sollten betroffene Kunden Nerven beweisen und warten, was Premiere weiter mache. Schon im Februar hatte das Landgericht München I (nicht rechtskräftig) geurteilt, dass beliebige Leistungs- und Preisänderungsklauseln von Premiere unwirksam seien (Az.: 12 O 17192/05).
Doch auch wer reibungslos bei Premiere kündigen konnte und Kunde beim neuen Liga-Anbieter Arena wurde, konnte böse Überraschungen erleben. So sahen Nutzer alter Empfangsboxen mit der Arena-Karte zwar drei Wochen lang die Fußball-Übertragungen, doch dann war plötzlich Schluss. Um Hacker abzuwehren, war ohne Ankündigung eine neue Sicherungs-Software aufgespielt worden, die einige Boxen ruinierte. Die Arena-Abonnenten hatten plötzlich nicht nur ein Schrott-Gerät und konnten keinen Fußball sehen, sondern sollten auch noch 150 Euro für eine neue Box bezahlen. Arena-Sprecherin Susanne Jahrreiss: "Wer bei uns kündigen will, der kommt da auch raus." Außerdem, so ihr Kollege Susbauer: "Wer technische Probleme hat, dem wird unsere Hotline garantiert helfen."
Wenn die Hotline nicht ständig besetzt ist, könnte der Fußball auch für genervte Arena-Kunden wieder zur Nebensache werden.
Quelle : WAZ 18.10.2006