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Chronologie des StreitsDie Teamvereinigung Fota will im Konflikt mit dem Automobil-Weltverband Fia um die freiwillige Budgetobergrenze in der Formel 1 nicht nachgeben und hat eine eigene Rennserie angekündigt. Der Konflikt schwelt bereits seit einigen Monaten.
17. März: Der Motorsport-Weltrat der Fia beschließt für die Saison 2010 die Einführung einer freiwilligen Budget-Grenze. Zudem soll der Weltmeister anhand der Anzahl der Siege ermittelt werden. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo bezeichnet den Beschluss zwar als "Risiko", ein offizieller Protest aber bleibt aus.
20. März: Nach heftigen Protesten knickt die Fia bei der Weltmeister-Regel ein. In dieser Saison gewinnt wie bisher der Fahrer mit den meisten Punkten den Titel. Die neue Regel wird auf 2010 verschoben.
24. April: Vor dem Großen Preis von Bahrain fordert Fia-Chef Mosley die verärgerten Rennställe auf, eine aus ihrer Sicht akzeptable Regelung für eine Budget-Grenze vorzuschlagen.
29. April: Der Motorsport-Weltrat erhöht das Etatlimit auf rund 45 Millionen Euro, legt die Details der Regel fest und präzisiert Ausnahmen. Di Montezemolo hatte den Beschluss mit einem Brandbrief vergeblich zu verhindern versucht und auf ein Ferrari zugesichertes Veto in Regelfragen verwiesen.
12. Mai: Ferrari droht nach einer Vorstandssitzung mit einem Rückzug aus der Formel 1, wenn die neuen Regeln umgesetzt werden. Tags zuvor hatte Dietrich Mateschitz eine Anmeldung seiner Teams Red Bull und Toro Rosso für 2010 unter dem geplanten Reglement ausgeschlossen.
GEGENSPIELER IM BUDGETSTREIT: FIA VS. FOTA
Fia
Die "Fédération Internationale de l'Automobile" ist der Dachverband des internationalen Motorsports und die Vereinigung der weltweit führenden Motorsport-Organisationen. Gegründet wurde die Fia 1904. Hauptsitz ist Paris, Präsident ist Max Mosley. In der Fia sind nach eigenen Angaben 219 nationale Organisationen aus 130 Ländern vereint. Sie repräsentiert damit rund 100 Millionen Mitglieder. Die Fia erstellt für die unterschiedlichen Motosport-Klassen das Reglement und überwacht die Einhaltung der Regeln, zum Beispiel für die Formel 1, die Rallye-WM-und Tourenwagen-Weltmeisterschaft. In der Formel 1 hat die Fia die Aufgabe, das sportliche und technische Reglement zu erstellen und zu überwachen.
Fota
Die "Formula One Teams Association" ist der Zusammenschluss von acht Formel-1-Rennställen (Ferrari, McLaren-Mercedes, BMW-Sauber, Brawn GP, Toyota, Red Bull, Toro Rosso und Renault). Die Teamvereinigung gründete sich im September 2008 in Monza. Präsident ist Fiat-Präsident und Ferrari- Chef Luca di Montezemolo aus Italien. Ziel der Rennställe ist es, mit Hilfe der Interessenvertretung ihre Position gegenüber dem Internationalen Automobil-Verband Fia als Sportbehörde und den Rechteinhabern um Bernie Ecclestone zu stärken. So soll die Fota den Teams die Mitsprache bei Regeländerungen, der Vermarktung der Rennserie und der Verteilung der Einnahmen sichern. Williams und Force India wurden nach ihrer vorbehaltlosen Nennung für die WM 2010 als Mitglieder ausgeschlossen.
15. Mai: Ein Krisengipfel in London bleibt weitgehend ergebnislos. Mosley gibt den Teams sieben Tage Zeit, einen Gegenvorschlag auszuarbeiten. Während des Treffens wird bekannt, dass Ferrari bei einem Pariser Gericht eine Einstweilige Verfügung gegen die Regelreform erwirken will.19. Mai: Ferrari präsentiert bei einer Anhörung in Paris seine Argumente.
20. Mai: Das zuständige Pariser Gericht weist den Antrag auf Einstweilige Verfügung ab.
22. Mai: Krisengipfel in Monte Carlo. Nach stundenlangen Beratungen gehen Fota und Mosley ohne Ergebnis auseinander.
25. Mai: Die Rennställe fordern einen Aufschub des neuen Regelwerks. Sollte die Fia zustimmen und die Königsklasse auch 2010 unter den bislang gültigen Regeln weiterfahren, wollen sich alle Teams im Gegenzug längerfristig an die Formel 1 binden.
25. Mai: Williams schert aus. Der englische Rennstall schreibt sich vorbehaltlos und als erstes der zehn aktuellen Teams für die Saison 2010 ein.
27. Mai: Wegen seiner Nennung für 2010 wird das Williams-Team vorübergehend aus der Fota ausgeschlossen.
29. Mai: Am letztmöglichen Tag schreiben sich die Fota-Rennställe ein - allerdings geknüpft an zwei Bedingungen: Ein neues Concorde Agreement muss bis zum 12. Juni unterschrieben sein und gefahren werden muss 2010 unter denselben Regeln wie 2009. Insgesamt sollen sich zehn neue Teams beworben haben.
31. Mai: Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali stellt klar: Lehnt die Fia die Fota-Vorschläge ab, bleibt die Einschreibung der Teams ein Muster ohne Wert.
3. Juni: Hoffnung auf Frieden platzt. Mosley nennt die Fota-Bedingung nach einem neuen Concorde Agreement bis 12. Juni "unrealistisch".
5. Juni: Es wird bekannt, dass sich auch Force India ohne Bedingungen eingeschrieben hat. Die Zahl der in der Fota vereinigten Teams reduziert sich auf acht.
8. Juni: Mosleys Brief an die Fota-Teams. Inhalt: Die Rebellen sollen ihre Bedingungen fallen lassen. Danach könne man dann auch die Regeln verändern.
10. Juni: Domenicali sagt nach einem Fota-Treffen: Die Position der Scuderia sei unverändert. Es bleibt bei den Bedingungen. Werde keine Lösung gefunden, könne die Fia Ferrari nicht auf die Teilnehmer-Liste für 2010 setzen.
12. Juni: Tag der Entscheidung: Alle zehn aktuellen Teams, also auch die Fota-Gruppe, stehen auf der insgesamt 13 Rennställe umfassenden Startliste für 2010. McLaren-Mercedes, BMW-Sauber, Renault, BrawnGP und Toyota werden zu weiteren Gesprächen eingeladen. Sie hatten - wie eigentlich auch Ferrari, Red Bull und Toro Rosso - ihre Bewerbung an Bedingungen geknüpft. Bis spätestens 19. Juni sollen die Teams, die nur unter Vorbehalt gemeldet haben, nach dem Willen der Fia endgültig für 2010 nennen.
13. Juni: Am Tag nach der Bekanntgabe der vorläufigen Starterliste für die kommende Saison tritt Fiat-Chef und Ferrari-Präsident di Montezemolo der Darstellung der Fia entgegen, die Scuderia werde 2010 vorbehaltlos dabei sein.
DIE NEUEN F1-TEAMS FÜR DIE SAISON 2010
Campos
Das spanische Campos-Team wurde 1998 von dem früheren Formel-1-Piloten Adrian Campos gegründet und ist seitdem in verschiedenen Rennserien wie der GP2 und der Formel-3-Euroserie angetreten. Dabei gewann der Rennstall sechs Fahrer- und fünf Konstrukteurstitel und ist aktueller Titelhalter der GP2. Der Verwaltungssitz liegt in Madrid, das technische Zentrum in der Nähe der Rennstrecke von Valencia. Campos ist für 2010 technische Partnerschaften mit Chassisbauer Dallara und Getriebespezialist Xtrac eingegangen.
Manor
Manor wurde 1990 vom früheren britischen Rennfahrer und heutigen Teamchef John Alfred Booth gegründet. Seitdem gewann das Team 171 Rennen und 19 Meisterschaften in Serien von der Formel Renault bis zur Formel-3-Euroserie. Der Rennstall verfügt über zwei Teamsitze in Sheffield und Bicester und wird technisch zudem vom Ingenieurbüro Wirth Research Limited (WRL) unterstützt. WRL wurde 2003 vom früheren March-Techniker Nick Wirth gegründet, der auch Technischer Direktor des Teams ist, und baute unter anderem die Siegerautos der Indy Racing League 2004 und 2005. 1994 war Wirth Gründer und Technischer Direktor des Formel-1-Teams Simtek, von 1996 bis 1999 Chefdesigner bei Benetton.
US F1
Das neue US-F1-Team wurde gegründet vom Amerikaner Ken Anderson, der seit mehr als 30 Jahren im Rennsportgeschäft ist und neben seiner erfolgreichen Arbeit bei den Indy 500 und in der Indy-Car-Serie auch in der Formel 1 für Ligier und Onyx tätig war. Sein britischer Teamdirektor Peter Windsor ist seit mehr als 35 Jahren als Journalist, Teammanager und Berater in der Formel 1 unterwegs. Unter anderem arbeitete er für Williams und Ferrari sowie als Berater von Carlos Reutemann und Nigel Mansell.
(sid)
15. Juni: Die Fia schreibt in einer Presseerklärung: "Es gibt eindeutig ein Element in der Fota, das entschlossen ist, jegliche Einigung zu verhindern, ohne Rücksicht auf den Schaden, den dies auf den Sport haben könnte."16. Juni: Gleich mit zwei Mitteilungen wendet sich die Fia an die Öffentlichkeit. Ein Treffen von Finanzexperten der Fia und der Fota einen Tag zuvor sei ohne Ergebnis geblieben, schreibt die Fia. Die diskutierten Vorschläge der Fota zur Kostenreduzierung seien nicht ausreichend: "Die Finanzregeln der Fia bleiben daher wie veröffentlicht." Im zweiten Schreiben des Tages bezichtigt die Fia die Fota, die Hoheit über die Regeln und die kommerziellen Rechte an sich reißen zu wollen.
17. Juni: Mit einem Briefwechsel zwischen Fia und Fota scheint ein Kompromiss näher gerückt. "Jetzt ist die Zeit, eine vernünftige und schnelle Lösung für die noch offenen Probleme zu finden", schrieb die Fota an Fia-Chef Mosley und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Die Rennställe gaben darin ihren Widerstand gegen ein Etatlimit im Grundsatz auf und legten neue Vorschläge vor. Nur Stunden später wies Mosley diese weitgehend zurück, ließ aber die Hintertür für einen Deal offen.
18. Juni: Der Dauerstreit bereitet auch den Fahrern zunehmend Sorgen. "Ich habe langsam das Gefühl, dass es der Formel 1 wirklich schadet", sagte BMW-Sauber-Fahrer Nick Heidfeld. "Es dauert einfach zu lange. Im Moment fängt es an, den Leuten auf den Geist zu gehen, die sich nicht sonderlich stark für die Formel 1 interessieren."
19. Juni: Die Formel 1 steht vor der Spaltung. Die Fota kündigt eine eigene Rennserie an. "Diese Teams haben keine andere Alternative, als mit den Vorbereitungen für eine neue Meisterschaft zu beginnen, die die Werte ihrer Teilnehmer und Partner widerspiegelt", teilen die acht Rennställe mit.
Quelle [url=http://www.spiegel.de/sport/formel1/0,1518,631329,00.html]Eklat in der Formel 1: Chronologie des Streits - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Sport[/url]