Renault beraet über Formel-1-Zukunft
Dem Formel-1-Zirkus steht möglicherweise der nächste Rückzug eines bedeutenden Rennstalls bevor. Wie die BBC berichtete, fand im Beisein der beiden Teamchefs von Renault, Jean-François Caubet und Bob Bell, eine Vorstandssitzung statt, bei der jedoch keine finale Entscheidung getroffen wurde
Bekanntgabe noch in diesem Jahr
"Sie werden sich gedulden müssen", wird Konzernchef Carlos Ghosn von der Nachrichtenagentur "'Reuters" zitiert. "Wir werden hinsichtlich unserer Teilnahme an der Formel 1 noch in diesem Jahr eine Bekanntgabe machen." Derzeit gibt es drei Möglichkeiten: erstens einen Totalausstieg aus der Formel 1, zweitens einen Verkauf von Anteilen des Teams an einen externen Investor und drittens eine Fortführung des Engagements.
Unfall-Skandal sorgt für negative Schlagzeilen
In der laufenden Saison hatte Renault mit dem Unfall-Skandal negative Schlagzeilen geschrieben. Der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso wechselt in der kommenden Saison zum Rivalen Ferrari, außerdem zogen sich zwei prominente Sponsoren zurück.
Ferrari schlägt Alarm
Erst Honda, dann BMW, nun Toyota und schon bald auch Renault? Die Formel 1 erlebt einen noch vor kurzer Zeit kaum für möglich gehaltenen Exodus und steht vor dem tiefgreifendsten Wandel der vergangenen Jahre. Um den Ernst der Lage in der Formel 1 zu beschreiben, bemühte Ferrari die Literatur. Die Situation nach dem Ausstieg von Toyota verglich das Team aus Maranello mit dem Agatha-Christie-Roman "Ten Little Indians" Doch die Realität sei "sehr viel ernster", schrieb Ferrari in seiner ungewöhnlichen Mitteilung zum Rückzug der Japaner.
Kommt es zum Domino-Effekt?
Die italienische Zeitung "La Stampa" befürchtet bereits einen "Domino-Effekt". "La Repubblica" glaubt: "Die Formel 1 bricht auseinander." In dem Roman von Agatha Christie werde der Schuldige erst gefunden, weil einer nach dem anderen stirbt, setzt Ferrari seine Buch-Besprechung fort und endet mit der Frage: "Wollen wir abwarten, bis dies bei uns passiert oder wollen wir für das Formel-1-Buch ein anderes Ende schreiben?"
Ferrari gibt FIA und Ecclestone die Schuld
Die Gründe für die Flucht der vergangenen elf Monate sowie den angekündigten Rückzug des Reifenlieferanten Bridgestone seien weniger ein Resultat von wirtschaftlichen Krisen, meint Ferrari. "Die Wahrheit ist, dass dieser allmähliche Rückzug aus der Formel-1-Gemeinde mehr zu tun hat mit dem Krieg gegen die großen Automobilhersteller, den diejenigen in den vergangenen Jahren geführt haben, die die Formel 1 managen." Adressaten der Schuldzuweisungen aus Italien sind der Automobil-Weltverband FIA und Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone.
Formel 1 steht vor dem Umbruch
Die Ferrari-Verantwortlichen tun sich offensichtlich schwer mit dem Umbruch in der Formel 1. Im kommenden Jahr heißen die Gegner der Scuderia nicht mehr BMW, Toyota oder - wie noch 2008 - Honda. Sie haben dann weniger klangvollere Namen wie Manor, Lotus, USF1, Campos oder BMW-Sauber-Käufer Qadbak - sofern diese Teams überhaupt in der Lage sind, zu starten. Man könne sagen, dass es sich ausgleicht, weil es genug Teilnehmer gebe, schrieb Ferrari und warnte: "Das entspricht aber nicht der Wahrheit. Wir müssen das kommende Jahr abwarten und schauen, ob tatsächlich so viele Teams beim Rennen in Bahrain am Start stehen und wie viele bis zum Saisonende durchhalten."
Alles eine Frage des Geldes
An der Situation, die Ferrari nun beklagt, sind die Hersteller allerdings auch selbst schuld. In dem Machtkampf zwischen ihnen mit der FIA und Ecclestone ging es vor allem auch um Kostenreduzierungen. Durch den Einstieg der Automobilkonzerne war in den vergangenen Jahren aus dem Millionen-Geschäft Formel 1 ein Milliarden-Geschäft geworden. Die Ausgaben stiegen horrend. Toyota hat über 2,5 Milliarden Euro seit 2002 ausgegeben, um auf dem Asphalt-Abenteuerspielplatz mitzumischen.
Wirtschaftssituation der Teams bedenklich
In der Saison 2008 kurvten noch mehr Werksteams oder Teams mit Konzern-Beteiligung als Privat-Rennställe auf den Strecken der Welt. Dass die Flucht nun zu einem Zeitpunkt erfolgt, da die Kosten sich auf vergleichbar überschaubare 100 Millionen Euro beschränken sollen, zeigt, wie ernst die Wirtschaftssituation der Unternehmen ist.
Fährt Ecclestone die falsche Strategie?
Aber auch PS-Pate Ecclestone muss sich Gedanken über seine Strategie "Go east" machen. Immer mehr Rennen finden in Asien oder dem Mittleren Osten statt. Hier sieht der Brite die Märkte der Zukunft. In Japan hat die Formel 1 allerdings viel von ihrer Popularität verloren. So sind 2010 nun weder ein Team noch voraussichtlich ein Fahrer aus dem Land der aufgehenden Sonne dabei.