Chaos Computer Club knackt GSM-Verschlüsselung
Vorsicht: Handygespräche abhörbar
Gespräche mit dem Handy lassen sich nach Darstellung des Hamburger Chaos Computer Clubs (CCC) mit einfachen Mitteln abhören. Der Club forderte die Mobilfunk-Industrie auf, dringend ihren technischen Standard für die Verschlüsselung von Gesprächen zu ändern.
Es sei nicht mehr verantwortbar, sensible Informationen über das Mobiltelefon im GSM-Netz als Gespräch oder Kurznachricht auszutauschen, warnte der Verein. Vor Kurzem hatte ein deutscher Computer-Experte auf einer Veranstaltung des CCC über das Knacken der GSM-Verschlüsselung berichtet. Ein Sprecher des Branchenverbandes Bitkom nannte die Befürchtungen unberechtigt.
Der Karlsruher Computer-Sicherheitsexperte Christoph Fischer bestätigte nun die Sicherheitslücke im Mobiltelefonnetz. „Ein Algorithmus für die Verschlüsselung hat ein Verfallsdatum wie ein Stück Fleisch“, sagte Fischer der dpa. Es sei aber problematisch, eine weltweit bestehende technische Infrastruktur kurzfristig auszutauschen. Die Industrievereinigung der GSM-Mobilfunkanbieter (GSMA) bezeichnete die Warnung als übertrieben.
Der Chaos Computer Club wies darauf hin, dass ein Krimineller zum Abhören und Entschlüsseln lediglich einen handelsüblichen PC und eine im Internet erhältliche Empfängerhardware benötige. Der Club forderte die GSMA auf, „endlich die längst überfälligen Schritte einzuleiten“. „Die Verschlüsselung bei den betroffenen Mobiltelefonen ist nicht mal mehr auf dem Niveau, dass sie Sicherheit gegen den voyeuristischen Nachbarn bietet“, sagte CCC-Sprecher Dirk Engling. Der Verein gab zu bedenken, dass Mobiltelefone heutzutage neben dem bloßen Telefonieren auch zunehmend für neue sicherheitskritische Anwendungen wie Banktransaktionen benutzt werden. Ohne Weiteres sei es möglich, Waren zu bezahlen, sensible Informationen und Zutrittscodes abzurufen oder Überweisungsaufträge zu versenden – „einzig geschützt durch diesen schwachen Verschlüsselungsstandard“.