Der Jahre verzögerte Tausch der ORF-Satkarten steht bevor - 2,2 Millionen mit alter Verschlüsselung sind in Betrieb - Zuschauer könnten die Gelegenheit nutzen, mit dem Preis der Smartcard auch gleich ORF-Gebühr zu sparen
Wien - Fünf Jahre Lebenszeit sind für digitale Satkarten vorgesehen, dann garantiert kein Hersteller für die Verschlüsselung. 2008 also wären die ersten Cryptoworks-Karten aus 2003 fällig gewesen.
Da wollte die ORF-Führung das mit der größten Programmreform aller Zeiten verschreckte Publikum nicht zusätzlich ärgern mit Kosten für eine neue Satkarte. Und am 4. September 2008 entschied der Verwaltungsgerichtshof: keine Satkarte, kein ORF-Empfang, also kein Programmentgelt. 30.000 (Stand 2010) verweigern dem ORF so schon die Zahlung. Ein Kartentausch könnte mehr Menschen dazu motivieren.
Zehn bis 20 Euro dürfte eine Karte und ihr Handling kosten - den ORF und wohl die Zuschauer. Laut ORF ist der Preis für den Zuschauer noch nicht fixiert.
Rund 2,2 Millionen Cryptoworks-Karten gab der ORF bis 2009 aus, als das Nachfolgesystem ICE zum Einsatz kam (inzwischen 300.000). Rund 1,3 Millionen Karten waren es alleine 2003 bis 2006 - ihre Version von Cryptoworks ist seit Monaten gehackt (vor allem wegen der Sexprogramme von Karten-Untermieter Austriasat).
Wenn der nächste ORF-General im August gewählt ist, soll der Tausch doch anlaufen, beraten von Pius Strobl. Er war noch Kommunikationschef des ORF, als das Wiener Callcenter VCC 2009 als Bestbieter aus der ORF-Ausschreibung hervorging.
Das lässt den Strobl-kritischen Finanzdirektor Richard Grasl noch eine Ehrenrunde einlegen (DER STANDARD berichtete): Dieser Tage sollen VCC und ihr Konkurrent Nekom zu neuen Geboten eingeladen werden - und nun auch ORF-Gebührentochter GIS. Grasl meint, "dass wir hier viel Geld im Konzern halten könnten". Doch hat die GIS mit 50 Callcenter-Mitarbeitern die Kapazität für zusätzliche Großaufgaben wie den Tausch hunderttausender Smartcards? "Ja, natürlich", erklärt ein GIS-Sprecher. "Je nach Notwendigkeit müssten wir vielleicht ein bisschen aufstocken. Aber das Callcenter ist da und eingestellt auf so was." Derzeit wickle die GIS pro Tag 2000 bis 3000 Anrufe ab. "Das ist eine Frage der Ressourcenaufteilung. Vom Handling ist das kein Problem." (fid, DER STANDARD; Printausgabe, 26.5.2011)