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Die deutsche Kabelbranche wird neugeordnet. Nach Kabel BW und Tele Columbus soll nun auch der Kabelnetzbetreiber Primacom verkauft werden. Konkurrent Unitymedia und die Deutsche Telekom sind interessiert.
Die beiden Konzerne hatten bereits um den viertgrößten Kabelbetreiber Tele Columbus gebuhlt, gingen aber leer aus. Marktführer Kabel Deutschland schnappte ihnen den viertgrößten deutschen Kabelbetreiber weg. Kabel zahlt 620 Millionen Euro für Tele Columbus, benötigt aber noch grünes Licht vom Kartellamt. Ursprünglich hatten die Eigner von Tele Columbus 600 Millionen Euro gefordert.
Der jüngste Deal schürt bei den Eigentümern von Primacom die Hoffnung, ebenfalls mehr Geld zu bekommen als geplant. Deshalb drücken sie beim Verkauf des fünftgrößten Kabelbetreibers nun aufs Tempo. Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Insiderquellen erfuhr, sollen die Verkaufsunterlagen zu Primacom am Freitag an eine kleine Gruppe von möglichen Bietern versandt worden sein. Unverbindliche Offerten können noch vor den Sommerferien abgegeben werden.
Kabel Deutschland nicht interessiert
Laut Insidern sind bislang nur die Deutsche Telekom und Unitymedia unter den Interessenten. Kabel Deutschlandhat abgewunken - aus Rücksichtsnahme gegenüber dem Kartellamt. Denn eine zweite Akquisition nach Tele Columbus wäre vermutlich auf Widerstand der Kartellwächter gestoßen.Die Primacom-Eigner wollen mit dem Verkauf mindestens 400 Millionen Euro erlösen. Primacom versorgt eine Million Haushalte mit Fernsehen. Vor allem in Ostdeutschland ist das Unternehmen präsent. Das Unternehmen erzielte 2010 einen Umsatz von 78 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 28 Millionen Euro.
Turbulente Geschichte
Einst gehörte Primacom zur Kabel-Holding Escaline des Investors Scott Lanphere, der sich groß in die deutsche Kabelbranche eingekauft hatte. Die Strategie mißlang, und Escaline versank in Schulden. Die börsennotierte Primacom AG ging im Juni 2010 pleite. Das in einer GmbH gebündelte Kabel-TV-Geschäft war davon jedoch nicht betroffen. Wenig später übernahmen die ehemaligen Primacom-Hauptgläubiger, die Beteiligungsfirmen Alcentra, Avenue Capital und Tennenbaum Capital, sowie die niederländische Großbank ING den Kabelbetreiber. Sie tauschten ddie Kredite, die sie an die Firma vergeben hatten, gegen die direkte Beteiligung ein.Der näher rückende Verkauf von Primacom trieb am Freitagabend die Aktie der Primacom AG an. Die Pennystock-Titel schossen um rund 35 Prozent nach oben - auf 0,174 Euro. Vor der Insolvenz Mitte 2010 notierten sie noch bei sechs Euro. Die Primacom AG ist praktisch eine leere und damit fast wertlose Hülle.
boerse.ARD.de : Aktuelle Meldungen und Börsenberichte 29.05.2012