Lewis Hamilton gewinnt nach vorzeitigem Rennabbruch den Regen-GP in Suzuka vor Nico Rosberg. Große Sorge um Marussia-Pilot Jules Bianchi.
Lewis Hamilton hat im chaotischen Regen-Rennen von Suzuka seinem Widersacher Nico Rosberg im WM-Kampf die nächste empfindliche Niederlage zugefügt. Völlig unbeeindruckt von den widrigen Witterungsbedingungen, einer langen Safety-Car-Phase, drei Neustarts und schließlich einem Abbruch raste der Mercedes-Star in einem wahren Sturmlauf zu seinem ersten Triumph beim Großen Preis von Japan. Teamkollege Rosberg musste sich beim vom Taifun Phanfone stark beeinträchtigten 15. Formel-1-Saisonlauf am Sonntag mit Rang zwei zufriedengeben. Sebastian Vettel profitierte von der Roten Flagge nach einem schweren Unfall von Jules Bianchi in der 45. Runde und wurde Dritter. Der Marussia-Pilot war nach einem Abflug von Saubers Adrian Sutil an der gleichen Stelle wie der Deutsche von der Strecke abgekommen und seitlich in den Bergungskran gerutscht.
Große Sorge um Bianchi
Wie die Rennleitung nach dem Abbruch verkündete, wurde Bianchi bewusstlos und von der Polizei eskortiert mit dem Krankenwagen ins neun Kilometer entfernte Hospital gefahren. Ein zunächst angedachter Abtransport des Verletzten mit dem Hubschrauber wurde auf Grund der schlechten Witterungsbedingungen vor Ort und der kurzen Strecke zum Krankenhaus wieder verworfen. "Der Fahrer ist bewusstlos und mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gefahren worden, sein Zustand scheint sich zu verschlimmern", teilte FIA-Pressesprecher Matteo Boncianni mit. Laut ABMS-Infos ist Bianchis Helm gebrochen, was von der extremen Härte des Aufpralls zeugt. Adrian Sutil, der nach seinem Crash auch Zeuge von Bianchis Unfall wurde, erklärte: "Es war die gleiche Stelle und unverantwortlich, dass bei diesen Verhältnissen nicht gleich das Safety Car herauskommt. Ich denke, die Situation ist kritisch, hoffe aber, dass er in guten Händen ist. Mehr möchte ich aus Respekt zu ihm aktuell nicht dazu sagen." Dementsprechend betretene Mienen herrschten auch auf dem Podium. Mercedes' Niki Lauda berichtete: "Charlie (Whiting, Rennleiter; d. Red.) hat die Fahrer wegen des Unfalls gebeten, sich bei der Siegerehrung diskret zu verhalten."
Balanceprobleme stoppen Rosberg
Mit einem brillanten Überholmanöver in der 30. von 53 Runden hatte sich Hamilton auf dem Suzuka International Racing Circuit zuvor seinen dritten Saisonsieg in Serie gesichert. Der von der Pole-Position hinter dem Safety Car gestartete Rosberg hatte keine Chance, Platz eins zu verteidigen. Der 29 Jahre alte gebürtige Wiesbadener hatte zuvor über Reifen- und Balanceprobleme geklagt. Nach 307,471 teilweise chaotischen Kilometern lag Hamilton bei einbrechender Dunkelheit nach einer erneuten Neutralisierung und dem endgültigen Abbruch nach dem schweren Unfall Bianchis noch knapp vor seinem deutschen Teamrivalen. Hamilton baute durch seinen achten Saisonerfolg die Führung in der WM-Wertung vor Rosberg aus. Der Brite liegt vor der Russland-Premiere am nächsten Sonntag in Sotschi mit 266 Punkten nun zehn Zähler vor Rosberg (256). Ricciardo (193) hat als Gesamtdritter nur noch minimale Titelchancen.
Vettel profitiert vom Reglement
Der Red-Bull-Pilot lag beim Abbruch zwar an dritter Position, wurde aber gemäß Reglement auf Rang vier zurückgestuft, weil das Rennen zwei Runden zuvor gewertet wird. Vettel fuhr einen Tag nach Bekanntgabe seines Abschieds von Red Bull ein beherztes Rennen. Der als Neunter gestartete viermalige Weltmeister aus Heppenheim bekam bei seinem fünftletzten Einsatz für das Team den Podesrang schließlich „geschenkt”. Wie sein viertplatzierter Teamkollege Ricciardo konnte Vettel auf der nassen Strecke mehrere Konkurrenten überholen. Gegen das dominierende Mercedes-Duo hatte der viermalige Suzuka-Sieger aber keine Chance. Nico Hülkenberg (Emmerich) blieb im Force-India zwar in der 46. Runde liegen, wurde aber als Achter gewertet. Sauber-Pilot Adrian Sutil (Gräfelfing) schied einen Umlauf zuvor aus und blieb damit erneut ohne Punkte.
Start hinter dem Safety Car
Wegen des strömenden Regens wurde das Rennen aus Sicherheitsgründen hinter dem Safety Car gestartet. Aber auch so mussten die Piloten wegen des Aquaplanings und der miserablen Sichtverhältnisse höllisch aufpassen. Hamilton funkte an die Mercedes-Box: „Sagt Nico, er soll nichts Verrücktes machen, weil ich ihn nicht sehen kann.” Der Brite war hinter seinem Teamkollegen Rosberg als Zweiter losgefahren. In der dritten Runde wurde der Grand Prix dann unterbrochen, weil auf einigen Streckenabschnitten zu viel Wasser stand und es zu gefährlich war weiterzufahren. 15 Minuten später ließ Rennleiter Charlie Whiting das Feld erneut auf die nach wie vor überschwemmte Strecke. Erstes prominentes Opfer der schwierigen Bedingungen war der zweimalige Champion Fernando Alonso, der mit seinem Ferrari kurz nach dem Neustart wegen eines technischen Problems stehenblieb. Mit der Zeit trocknete der 5,807 Kilometer lange Kurs ab und immer mehr Piloten plädierten für eine Freigabe des Rennens. Vettel klagte dagegen über nach wie vor schlechte Sichtverhältnisse.
Enges Duell an der Spitze
In der zehnten Runde bog das Safety Car dann ab - und gleich gingen die Attacken los. Rosberg konnte die Spitze aber gegen Hamilton verteidigen. Auch dem Wechsel von Regenreifen auf Intermediates blieb der einen Umlauf früher als der Brite an die Box abgebogene Deutsche vorn, büßte aber zunehmend seinen Vorsprung ein. Ab der 24. Runde klebte Hamilton dann förmlich im Heck seines Widersachers. Nach mehreren Versuchen schnappte er sich schließlich Rosberg problemlos mit einem tollen Manöver Rosberg und fuhr schnell einen beruhigenden Vorsprung heraus. Auch als das Safety Car nach dem Unfall Sutils in der 45. Runde erneut das Feld neutralisierte, behielt der Brite die Nerven und die Führung. Dann der schwere Crash Bianchis und der Abbruch. (dpa/fh)
AUTOBILD.DE - Testberichte - Automarkt - Autokauf