[color="Yellow"]Praxistest: Nokia 5300
Lieferumfang / Verarbeitung[/color]
ZitatAlles anzeigenDie 1960er: Plastik, Pop und FlowerPower. Design und Materialwahl des Musiksliders 5300 demonstrieren unmissverständlich, dass Nokia hier auf der Retro-Welle mitschwimmen möchte. Wer das Plastik-Handy von Nokia zum ersten Mal erblickt, wird unweigerlich in die Zeit zurück geworfen, als Kunststoff in knalligen Form- und Farbvariationen nahezu alle Lebensbereiche der Wohlstandsgesellschaft eroberte. Dabei ist das Design des 5300 - vor allem in der roten Farbvariante - dermaßen überdreht, dass es locker als Requisite der Retro-Agentenparodien um Austin Powers durchgehen könnte. Und wie der durchgeknallte Geheimagent wird auch der Plastik-Slider 5300 die Geschmäcker polarisieren: "Groovy", "cool" für die Einen oder geschmacklos für die Anderen. Doch wie man es dreht und wendet: einmalig ist das Design des 5300 allemal. Dabei liegt der Plastikslider dank sanft abgerundeter Formen äußerst griffig in der Hand und dürfte trotz der beeindruckenden Tiefe von mehr als 2cm noch bequem in die meisten Hosentaschen passen. Ein Nachteil hat der verwendete Kunststoff allerdings: das matte, glanzlose Plastik erinnert mehr an Küchenuntensilien als an ein modernes technisches Gerät - das 5300 ist alles, nur nicht elegant und gerade die lifestyle-orientierte Zielgruppe dürfte hier mehr von einem Handy erwarten.
Dabei hat das Material durchaus auch Vorteile, denn der verwendete Kunststoff wirkt äußerst kratzfest und widerstandsfähig. Doch leider macht der Rest des Sliders einen weniger robusten Eindruck. Die Verarbeitung lässt angesichts der breiten, ungleichmäßig verlaufenden Spalte zwischen den Gehäusebauteilen und des wackeligen Slidermechanismus zu wünschen übrig. Da wird die Kameralinse, die durch eine Kunststoffscheibe vor äußeren Einflüssen geschützt ist, fast schon zum Verarbeitungshighlight. Immerhin kann der Plastikslider mit einem transflektiven Display, das bei einer Auflösung von 240x320 Pixeln 262.144 Farben darstellt, und innovativen Bedienelementen glänzen. Vor allem die beiderseits des Displays angebrachten Zusatztasten für MP3-Player und Kamera erweisen sich als äußerst praxistauglich. Eingelassen in eine planare, flexible Kunststoffoberfläche ermöglichen sie eine bequeme "blinde" Bedienung der Musikfunktionen.
Dass das 5300 kein "normales" Handy ist, erkennt der Kenner auch anhand der zahlreichen Beilagen, die Nokia in den Karton gelegt hat. Neben einem kabelgebundenen Stereo-Headset mit 2,5mm(!) Klinkenanschluss und einem Adapter für 3,5mm Standardkopfhörer glänzt ein USB2.0-Kabel im Karton, das für den schnellen Musiktransfer vom PC aufs Handy sorgt. Positiv fällt auch die 120 Seiten starke Bedienungsanleitung ins Auge, die dem Nutzer alle Handyfunktionen übersichtlich erläutert. Einzig die microSD-Karte mit ihren mickrigen 256MB konnte uns nicht überzeugen - in Anbetracht des günstigen Preises von derzeit knapp 200¤ ist das allerdings verschmerzbar. Ausstattung
Das 5300 verfügt lediglich über 7MB internen Speicher, Musik kommt daher ausschließlich in Form von microSD-Kärtchen aufs Handy, die derzeit bis zu 2GB Kapazität verfügbar sind. Dass Musik das wichtigste Ausstattungsmerkmal darstellt, wird schnell anhand des klaren, druckvollen Klangbildes und der bequemen Steuerung der Musikfunktionen deutlich: aus dem StandBy heraus genügt ein Druck auf die seitwärts verbaute Play-Taste und die Wiedergabe startet verzögerungsfrei. Selbstredend versteht sich das 5300 auf alle gängigen Formate, neben den obligatorischen MP3's gehört Apples AAC-Format genauso dazu wie Microsofts WMA-Codec. Der Player macht optisch allerdings einen mageren Eindruck. Während der aktuellen Wiedergabe stehen Tracknummer, Zeit und Gesamtspielzeit, Künstler, Album und Liedtitel im Display, auf ein Albumcover muss der Nutzer leider verzichten. Läuft der Player im Hintergrund - wo er stets völlig unterbrechungsfrei für anhaltenden Musikgenuss sorgt - zeigt auch das Hauptdisplay Informationen über den gerade laufenden Titel an. Ein großes musikalisches Manko des 5300 ist die fehlende Möglichkeit, Playlisten direkt auf dem Handy zu erstellen - hier kann der Nutzer lediglich auf automatisch generierte Listen (meistgespielte, zuletzt hinzugefügte Songs, etc.) zurückgreifen, bestimmte Tracks in einer Favoritenliste sammeln oder M3U-Playlists vom PC importieren. Übrigens: wem die eigene Musiksammlung zu langweilig wird, der kann mit dem 5300 auch Radio hören.
Am schnellsten gelangt die Musik via USB2.0-Miniport vom heimischen PC aufs Handy. Ebenfalls an Bord sind ein in die Tage gekommene Infrarotport und eine Bluetooth-Schnittstelle. Hier glänzt das 5300 mit Vollausstattung: Bluetooth bietet sich nicht nur zur (Kontakt-)Datensynchronisation an, dank A2D-Profil kann der Nutzer drahtlose Stereo-Headsets anschließen während das SAP-Profil den bequemen Zugriff von einer Freisprecheinrichtung im Kfz auf die SIM-Kontakte ermöglicht. Für den mobilen Datenaustausch im Fernbereich steht dagegen lediglich der GSM-Beschleuniger GPRS zur Verfügung. Das ist nicht viel und dementsprechend lohnt das Browsing auf HTML-Seiten kaum. Softwareseitig ist 5300 allerdings gut fürs mobile Internet gerüstet: der Browser versteht sich nicht nur auf HTML; er kann auch mit Javascript, verschiedenen Textkodierungen und Cookies umgehen und merkt sich auf Wunsch Passwörter. Genauso zeitgemäß präsentiert sich der Messaging-Client: der Nutzer kann auf dem 5300 mehrere E-Mail-Postfächer einrichten oder einfach auf die gängigeren mobilen Kommunikationsmittel SMS und MMS zurückgreifen. Ein Alleinstellungsmerkmal erreicht Nokia mit seiner "Flash"-SMS, eine maximal 70 Zeichen lange Kurzmitteilung, die zwar wie eine SMS erstellt, beim Empfänger aber ohne Umweg übers Mitteilungsmenü auf dem Display angezeigt wird. Dieses Feature wird übrigens von den meisten marktgängigen Geräten unterstützt, erstellen kann man sie bislang aber nur mit einigen Handys von Nokia.
Die Kontaktverwaltung des 5300 bewegt sich fast schon auf Smartphone-Niveau. So lassen sich einer Person mehrere Telefonnummern aus den Bereichen "Allgemein", "Mobil", "Privat", "Arbeit" und "Fax" hinzufügen und nachträglich auch die Typisierung ändern. Der gravierende Unterschied besteht in der optischen Darstellung. Das Adressbuch wird genauso wie die Kontaktdetails in einer unübersichtlichen Listenansicht präsentiert. Immerhin ist die Telefonbuchanzeige vielfältig konfigurierbar: neben der Trennung in Vor- und Nachname lässt sich auch die Schriftgröße verändern. Leider kann der Kalender nicht ganz auf diesem Niveau mithalten. Zwar kategorisiert er Termine nach Besprechungen, Anrufen (speichern zusätzlich eine Telefonnummer), Geburtstagen (werden jährlich wiederholt), Notizen und Erinnerungen, stellt sie aber alles andere als übersichtlich in der Wochenansicht dar. Noch "spezieller" sieht die Monatsübersicht aus: Tage, an denen Termine anliegen, werden in leichtem Fettdruck angezeigt - in der Darstellung ist dies aber kaum erkennbar. Abhilfe schafft hier die im unteren Bildschirmbereich eigeblendete Übersicht, die dem Nutzer die Einträge des Tages präsentiert, auf dem der Coursor gerade verweilt.
Die Kamera stand beim 5300 nicht im Mittelpunkt der Produktentwicklung: sie löst gerade mal 1,3 Megapixel (1024x1280 Pixel) auf und ist mangels Blitzlicht nur für Tagesaufnahmen geeignet. Immerhin präsentiert sich der Vorschaumodus schon wie die "Großen" der Kamerahandy-Branche: beim Druck auf die Kamerataste dreht sich der Bildschirm um 90 Grad, so dass man sein 5300 wie eine richtige Kamera im Querformat hält. Neben den genannten Einschränkungen sorgen auch das starke Pixelrauschen und die schwache Farbsättigung dafür, dass Aufnahmen mit dem 5300 allenfalls für den MMS-Versand oder Partyschnappschuss taugen. Gerade hier ist das 5300 allerdings reichhaltig ausgestattet: neben einem Selbstauslöser und Bildfolge-Modus, der 3 Bilder schnell hintereinander aufnimmt, bieten sich dem Nutzer auch vielfältige Möglichkeiten der Nachbearbeitung: mit der simplen Kontrastveränderung, dem Einsetzen von Bilderrahmen und Textfeldern oder der Komposition mehrerer Bilder sind der Fantasie hier kaum Grenzen gesetzt.
Handyspiele sind nicht unbedingt eine Spezialität des 5300. In Puncto Java-Leistung schafft es der Slider nur ins untere Mittelfeld, 284 Punkte im JBenchmark2-Test sind ein vergleichsweise mageres Ergebnis. Dass die 3D-Darstellung trotzdem relativ flüssig anzuschauen ist, dürfte vor allem dem Speicher geschuldet sein: der virtuellen Maschine stehen nicht weniger als 2MB zur Verfügung. Damit ist auch für anspruchsvolle Anwendungen genügend RAM vorhanden - solange sich der Anspruch nicht auf eine überbordende Grafik bezieht.
(Teil I)