(ar) Der Kabelnetzbetreiber Kabel-BW stellt seine digitale Verbreitung im Januar auf die umstrittene Videoguard-Verschlüsselung der News-Corp.-Tochter NDS um. Viele Geräte werden dadurch ausgesperrt.
Lediglich eine kleine Gruppe von Receivern lässt sich laut Mitteilung des Anbieters am Freitag per Software-Update auf das neue System umrüsten. Dazu zählen laut Kabel-BW die Modelle Imperial PNK, Telestar Diginova 2PNK, Thomson DCI 1500 G, Samsung DCB-I560G, Technisat Digital PR-K sowie die Humax-Boxen PR-HD1000C, PDR 9700C und PR-Fox C.
NDS weigert sich seit Jahren beharrlich, kundenfreundliche CAMs für den Videoguard-Empfang in den Handel zu bringen, mit dem sich alle Receiver mit CI-Schnittstellen für die Entschlüsselung nutzen ließen. Ein EU-Vorstoß, Pay-TV- bzw. Hardware-Anbieter auf den Einsatz von Common-Interface-Einschüben zu verpflichten, scheiterte vor Jahren. Wer heute über Kabel-BW z.B. Nagravision-codierte Angebote wie Premiere mit einem herkömmlichen Festplatten-Receiver und einem Alternativ-CAM wie Alphacrypt einsetzt, kann dieses Gerät künftig nicht mehr für Aufzeichnungen des Abosenders nutzen.
Allerdings betonte Kabel-BW, dass die Umstellung vorerst lediglich Bezahlsender betreffe. Für Kunden, die lediglich das digitale Free-TV-Angebot von Kabel BW empfangen, ändere sich zunächst nichts, da die Programme derzeit unverschlüsselt und damit frei empfangbar ins Kabelnetz eingespeist würden. Betroffenen Kunden soll außerdem ein Upgrade-Angebot auf ein "modernes und rückkanalfähiges Receiver-Modell" für knapp 30 Euro unterbreitet werden.
Der Betreiber begründete die Umstellung auf Videoguard mit der Absicht, künftig Video-on-Demand und weitere interaktive Multimedia-Dienste anbieten zu wollen. Die Entscheidung für NDS VideoGuard sei dabei zentraler Bestandteil der Strategie von Kabel-BW, seine Plattform für digitales Kabelfernsehen künftig auch technologisch komplett eigenständig zu gestalten und weiter zu entwickeln, hieß es. Kabel-BW plant, seine neuen Dienste auf Basis der NDS-Software "MediaHighway" einzuführen. Mit dem Verschlüsselungssystem sind nach Angaben des Anbieters derzeit knapp 70 Millionen Receiver weltweit ausgestattet.
Die Einspeisung der Software-Updates für die genannten Receiver soll Anfang Januar beginnen. Bis Ende des ersten Quartals sollen die Umstellungen auf die neue Verschlüsselung abgeschlossen sein. Im Zuge der Videoguard-Einführung werden auch die Smartcards der Kunden ausgetauscht. Dies erfolge kostenlos. Künftig will Kabel-BW ausschließlich Digital-Receiver mit integriertem Videoguard-Kartenleser ausliefern, das unter anderem beim britischen Pay-TV-Anbieter BSkyB und dem US-Satellitenbetreiber DirecTV (beide News Corp.) zum Einsatz kommt. Der freie Receiver-Markt wird damit de facto ausgehebelt. Kunden können nicht länger auf Geräte aus dem Handel zurückgreifen.
Weitere Informationen hält Kabel-BW auf seiner Internetseite in einem speziellen Unterbereich bereit. Kunden können sich außerdem unter der kostenlosen Hotline-Nummer 0800/8888112 und in den Kabel-BW-Shops informieren.