Drei von vier großen Musikkonzernen hatten den Kopierschutz bereits abgeschafft, nun zieht auch Sony BMG nach: Schon bald soll es Musik über das Internet ohne Abspieleinschränkungen geben. Die Umsatzeinbußen für die Branche werden derweil immer größer, wie neue Zahlen aus den USA belegen.
Nach langem Zögern will als letzter großer Musikkonzern künftig auch Sony BMG laut einem US-Medienbericht Songs über das Internet ohne Kopierschutz verkaufen. Sony BMG werde noch im ersten Quartal zumindest einen Teil seines Angebots ohne Kopiersperre anbieten, berichtete das Magazin „Businessweek“ unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Personen.
Die vier großen Musikkonzerne EMI, Warner Music, Vivendi Universal und Sony BMG kontrollieren mehr als drei Viertel des Musikmarktes. Erst Ende Dezember hatte Warner Music angekündigt, Songs ohne Kopierschutz über den Online-Händler Amazon anzubieten. Sony BMG ist ein Gemeinschaftsunternehmen des japanischen Sony-Konzerns und der deutschen Bertelsmann-Gruppe.
Die Konzerne mussten in den USA im vergangenen Jahr deutliche Absatzverluste hinnehmen. Der Verkauf von Alben – ob Online oder als CD – ging im weltgrößten Musikmarkt um 15 Prozent auf etwa 500 Millionen Stück zurück. Dies sei der niedrigste Wert seit dem Beginn der Erhebungen 1993, teilte das Forschungsinstitut Nielsen SoundScan mit. Zwar sei der Online-Markt für digitale Alben um 2,4 Prozent auf 30,1 Millionen Einheiten und für einzelne digitale Lieder um 45 Prozent auf 844,2 Millionen Einheiten gestiegen. Die Zuwachsraten hätten jedoch im Jahr zuvor noch 19 Prozent und 65 Prozent betragen.
Für den Rückgang machten Experten Raubkopien, aber auch den Wettbewerb durch andere Medien wie Computerspiele verantwortlich. Kenneth Kraus von Loeb & Loeb, der Musiker wie Kid Rock und Carrie Underwood betreut, erwartet nach eigenen Angaben in den kommenden vier bis fünf Jahren keine Besserung. Die Industrie habe zu viel Zeit und guten Willen damit vergeudet, den digitalen Vertrieb zu bekämpfen, sagte er. Dabei habe man „eine ganze Generation von Jugendlichen verloren“, die mit kostenloser Musik im Internet aufgewachsen seien und denen es inzwischen völlig abwegig erscheine, dafür Geld zu bezahlen.