Auftaktsieg mit großem Wermutstropfen
Weltmeister Deutschland hat bei der Handball-Europameisterschaft in Norwegen einen gelungenen Auftakt gefeiert. Die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand überzeugte beim 34:26 (16:13) über Außenseiter Weißrussland, muss den ersten Sieg in der Vorrundengruppe C aber womöglich teuer bezahlen. Bereits nach vier Minuten knickte Rückraumspieler Oleg Velyky um und schied mit Verdacht auf einen Meniskus-Einriss aus. Vor 2.110 Zuschauern in der nur zur Hälfte gefüllten "Haukelandshallen" war Markus Baur mit sieben Treffern (fünf Siebenmeter) bester Werfer der DHB-Auswahl. Für Weißrussland, das sich erstmals seit 1994 für eine Europameisterschaft qualifizieren konnte, war Barys Pukhouski zehn Mal erfolgreich. In der Partie gegen sein früheres Heimatland wurde der deutsche Kreisläufer Andrej Klimowets als bester Spieler ausgezeichnet.
Brand: "Haben es versäumt, uns abzusetzen"
"Wir müssen uns sicher noch steigern, aber ich bin froh, dass wir das erste Spiel erfolgreich hinter uns gebracht haben", sagte Brand nach dem Spiel. "In der ersten Halbzeit haben wir es versäumt, uns weiter abzusetzen. Die Fehlerquote in Angriff und Abwehr war einfach noch zu hoch", sah der Gummersbacher noch deutlich Luft nach oben. "Wir haben in der ersten Halbzeit acht große Chancen vergeben. Aber die muss man sich auch erstmal erarbeiten", demonstrierte Kapitän Baur Gelassenheit.
Velyky droht für den Rest des Turniers auszufallen
Das DHB-Team erwischte einen Start nach Maß, führte nach einem Treffer von Kapitän Markus Baur und einem Doppelpack von Velyky schnell mit 3:1. Doch dann knickte Velyky, der schon die WM in Deutschland wegen einer Fußverletzung verpasste, bei einer Stoppbewegung um und verdrehte sich dabei das rechte Knie. "Ob er noch mal ins Turnier eingreifen wird, ist sehr fraglich", sagte Mannschaftsarzt Berthold Hallmaier noch während der ersten Halbzeit. Es wird ein Einriss im rechten Außenmeniskus vermutet, mit dem der Torschützenkönig der EM 2000 für den Rest des Turniers ausfallen würde.
Noch Hoffnung beim Bundestrainer
"Ich habe es eben das erste Mal im Fernsehen gesehen. Oleg wurde leicht geschubst und ist in der Rückwärtsbewegung umgeknickt", beschrieb Brand die scheinbar harmlose Szene, die das Team nachhaltig schwächen könnte. "Ich habe die Hoffnung, dass es nicht so schlimm ist", wahrte der Bundestrainer seinen Optimismus. "Wenn er ausfällt wäre es natürlich sehr schlimm. Er hat nicht nur in den Anfangsminuten, sondern auch in den beiden Partien gegen Dänemark gezeigt, wie wichtig er für uns ist."
Defensive mit ungewohnten Problemen
Zunächst schien es, als könnte die Mannschaft den schwerwiegenden Ausfall gut wegstecken. Durch Tore von Holger Glandorf, Pascal Hens und Andrej Klimowets erarbeitete sich der Weltmeister nach 13 Minuten erstmals eine Sechs-Tore-Führung (11:5). Doch dann geriet das Angriffsspiel der DHB-Auswahl ins Stocken. HSV-Linksaußen Torsten Jansen ließ drei gute Chancen ungenutzt. In der Folge offenbarte auch die deutsche Defensive, vor Jahresfrist noch Garant für den WM-Triumph, große Abstimmungsprobleme. Die international zweitklassigen Weißrussen nutzten die Unzulänglichkeiten konsequent und markierten kurz vor der Pause durch Bundesliga-Legionär Sergej Harbok (Rhein-Neckar Löwen) den Anschlusstreffer.
Bitter und Klein bringen Feuer ins deutsche Spiel
In der zweiten Halbzeit bewies Heiner Brand dann sein sicheres Händchen. Für den blass gebliebenen Henning Fritz wechselte der Bundestrainer Johannes Bitter ein. Dominik Klein ersetzte den glücklosen Jansen auf Linksaußen. Die Umstellungen zeigten sogleich Wirkung. HSV-Keeper Bitter bewies mit zahlreichen Paraden seine seit Monaten überragende Form, der Kieler Klein brachte das DHB-Team mit einem Doppelpack und viel Spielwitz auch im Angriff wieder auf Kurs.
Am Ende eine einseitige Begegnung
Gegen den nun stark nachlassenden Gegner nutzte Brand die Gelegenheit, auch der zweiten Garde zu Spielpraxis zu verhelfen. Vor allem Christian Zeitz war nach seiner Schulterverletzung die fehlende Bindung zum Spiel deutlich anzumerken. Die spielfreudigen Zimmerpartner Klein und Florian Kehrmann sorgten mit ihren Treffern dafür, dass die Partie trotzdem zu einer einseitigen Begegnung wurde. Nach dem Spiel schaute sich die Mannschaft noch das Spiel zwischen Ungarn und Spanien an, die am Samstag und Sonntag die nächsten Gegner auf dem Weg in die EM-Hauptrunde sind.