„Stirb langsam“ im Karfreitags-Programm
Privat-Sender verletzen religiöse Gefühle!
Kirche und Politik protestieren gegen Gottlos-TV
Ostern, das höchste Fest des Christentums, soll eigentlich der Besinnung dienen. Doch im deutschen Fernsehen regieren über die Feiertage Tod und Gewalt.
• Zynisch: „Stirb langsam“ und „Der Tod kommt zweimal“ am Karfreitag auf Sat.1, „Sudden Death“ auf RTL.
• Gnadenlos: Die Action-Kracher „In Hell“ (Pro 7) und „Universal Soldier“
(RTL 2) mit Jean-Claude van Damme am Karsamstag.
• Brutal: Horror pur am Ostersonntag auf Pro 7 („House of Wax“), wieder Gewalt auf Sat.1 („Stirb langsam 2“) und RTL („King Kong“).
• Grausam: Am Ostermontag endet das TV-(Schlacht-)Fest mit „Stephen Kings Schlafwandler“ (Kabel 1) und „Das Schweigen der Lämmer“ (Pro 7).
Gottlos-TV zu Ostern Bruce Willis kämpft in „Stirb langsam“ gegen Verbrecher
Blut und Horror an Ostern – jetzt protestieren Kirche und Politik gegen „Gottlos-TV“.
Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, zu BILD am SONNTAG: „Ich schaue mir so etwas nicht an, und solche Sendungen sind natürlich auch kein angemessener Umgang mit der Osterbotschaft.“ (Siehe Interview)
Markus Bräuer, Medienbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland: „,Stirb langsam‘ an Karfreitag ist genauso unpassend wie der dazugehörige Trailer mit einem schmelzenden Osterhasen. Ich werde weiter das Gespräch mit den Privatsendern suchen, um eine größere Sensibilität bei der Programmgestaltung an solchen Feiertagen zu erzielen.“
Erzbischof Marx
Geldgier führt
Menschen in die Irre!
Erzbischof Reinhard Marx spricht im BamS-Interview über den Turbo-Kapitalismus, die Krise der katholischen Kirche, das Leben nach dem Tod. mehr ...(siehe unten)
Bischof Gebhard Fürst, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, zum „Spiegel“: „Offenbar gehen die Privatsender davon aus, dass Religion Privatsache ist und bei ihnen nicht vorkommen muss. Man schaut dort leider nur auf die Quoten. Das ist ein Angriff auf die öffentliche Ordnung! Wenn der Staat Tanzveranstaltungen verbietet und gleichzeitig im Fernsehen Mord und Totschlag stattfinden, kann der Bürger die Plausibilität von staatlichen Regelungen nicht mehr nachvollziehen.“
Fast 40 Stunden Gewalt an den Feiertagen
Das Programm an Action- und Horrorfilmen summiert sich von Karfreitag bis Ostermontag auf mehr als 2360 Minuten – fast 40 Stunden! Dabei wird gefoltert, gemordet und gegruselt – vornehmlich bei den großen Privatsendern. Allein in den drei „Stirb-langsam“-Filmen pflastern fast 200 Tote den Weg von Brutalo-Cop McClane (Bruce Willis) und seinen terroristischen Widersachern.
Was sagen die TV-Macher?
Sat.1-Sprecherin Kristina Faßler: „,Stirb langsam‘ ist ein beliebter Filmklassiker, was die Zuschauerquote am Karfreitag auch gezeigt hat (Anm. der Redaktion: 2,4 Mio. Zuschauer). Insofern ist er ein angemessener Feiertagsfilm. Wir widmen uns im Programm nicht bewusst dem Thema Ostern, sondern bieten Unterhaltungsfernsehen.“
RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer: „Wir zeigen auch an christlichen Feiertagen ein ausgewogenes Programm für die ganze Familie und jeden Geschmack und bieten als Programmalternative spannende Actionfilme im Nachtprogramm. Uns liegt es fern, die religiösen Gefühle der Zuschauer zu verletzten.“
In der Politik herrscht wenig Verständnis für das österliche Blut-Programm. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) zu BILD am SONNTAG: „Es wäre wünschenswert, dass auch die privaten Medien auf die religiösen Gefühle der Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger Rücksicht nehmen. An diesem Osterfest ist das nicht gelungen.“ Das Fernsehen habe „einen wichtigen öffentlichen Auftrag“, mahnt Oettinger. „Den Programmgestaltern kommt zu den Feiertagen eine besondere Verantwortung für die Qualität des Fernsehprogramms zu.“
Ähnlich CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer: „Die christlichen Fundamente unserer Gesellschaft dürfen nicht völlig aufgeweicht werden. Die Ostertage haben in unserem Land eine zentrale Bedeutung: Sie sollen Tage des Friedens und des Miteinanders sein, da ist Brutal-TV fehl am Platz.“
Interview mit Erzbischof Reinhard Marx
„Geldgier führt Menschen in die Irre!“
Interview mit Erzbischof Reinhard Marx über den Turbo-Kapitalismus, die Krise der katholischen Kirche, das Leben nach dem Tod. Und wie der Teufel heute aussieht.
BILD am SONNTAG: Ganz Deutschland sucht heute Ostereier, freut sich auf den Festtagsbraten mit Freunden und Familie. Was macht der Erzbischof von München und Freising?
REINHARD MARX: Nach der Messe in der Osternacht zünde ich mir die erste Zigarre nach Ablauf der Fastenzeit an und höre Händels „Hallelujah“ an. Zum Ostereiersuchen am Sonntag habe ich die Messdiener aus dem Dom eingeladen. Später kommen dann die Weihbischöfe und Kardinal Wetter zum Essen.
Reinhard Marx (54), Erzbischof von München und Freising. Um den Hals trägt er ein metallenes Bischofskreuz, in das ein Kreuzstein eingefasst ist
Was ist die aktuelle Osterbotschaft der Kirche?
Sie lautet unverändert: Das Leben ist stärker als der Tod. Der Tod kann schon damit beginnen, dass ich nur noch um mich selber kreise, keine Hoffnung habe, in der Sackgasse sitze. Die Botschaft von der Auferstehung sagt uns: Das von Gott geschenkte Leben ist stärker als jede Dunkelheit.
Ausgerechnet am Karfreitag sendete Sat.1 „Stirb langsam“, auf RTL lief „Sudden Death“ (Plötzlicher Tod). Stört Sie das?
Ich schaue mir so etwas nicht an, und solche Sendungen sind natürlich auch kein angemessener Umgang mit der Osterbotschaft. Ich hoffe, dass die Leute Programme auswählen, die den Ostertagen eher gemäß sind.
CDU-Ministerpräsident Oettinger macht das „Scheiß Privatfernsehen“ für den Sittenverfall verantwortlich . . .
Die CDU hat das Privatfernsehen doch gefördert – und glaubte, die TV-Qualität werde sich bessern. Ich war da immer schon skeptisch. Nicht immer sorgt der freie Markt für Qualität. Aber es greift zu kurz, allein den Medien den Verfall der Sitten vorzuwerfen.
Bischof und BikerReinhard Marx (54) ist der Hoffnungsträger des deutschen Katholizismus. Seit Februar ist er Erzbischof von München und Freising, einer der wichtigsten deutschen Diözesen. Zuvor war er Bischof von Trier und Weihbischof in Paderborn. In der Deutschen Bischofskonferenz ist er zuständig für Gesellschaft und soziale Fragen.
Ausgerechnet zu Ostern stürzt der deutsche Papst laut einer Umfrage in der Beliebtheit bei den Deutschen ab, nur noch 51 Prozent sind mit seiner Amtsführung zufrieden. Wie erklären Sie sich das?
Kein Bischof, kein Papst kann immer beliebt sein. Wie war es denn bei Jesus? Der hätte doch auch nicht immer gute Umfragewerte bekommen, besonders zum Schluss nicht.
Alle Umfragen weisen aus: Weit beliebter als der Papst ist der Dalai Lama. Geht es den Menschen, die von ihm ja nicht allzu viel wissen, um eine oberflächliche Event-Religion?
Da haben Sie ganz recht: Vom Dalai Lama und vom tibetischen Buddhismus wissen die meisten Menschen noch weniger als vom Christentum.
Aber der Mann löst eine unglaubliche Faszination aus . . .
. . . aber die bleibt folgenlos. Diese Begeisterung hat keine das Leben prägende Kraft. Kaum jemand wird Buddhist in Deutschland, weil er den Dalai Lama gut findet.
Woran liegt es, dass Zehntausende in Deutschland der katholischen Kirche den Rücken kehren
Wir leben in einer epochal neuen Situation. Wir haben keine Gesellschaft mehr mit geschlossenen konfessionellen oder religiösen Milieus. Eine moderne Welt, in der die Lebensstile, die Mobilität und die Möglichkeiten der Menschen grenzenlos geworden sind, lässt das nicht mehr zu. Die Freiheit kann auch dazu führen, in Freiheit Nein zum Glauben und zur Kirche zu sagen.
Welche Konsequenzen zieht die Kirche daraus?
Es gibt zu dem, was wir im christlichen Glauben erleben, keine stärkere Alternative. Deswegen gehe ich jede Wette ein, dass das Vaterunser auch in tausend Jahren noch gebetet wird, wenn es zum Beispiel die BILD am SONNTAG schon lange nicht mehr gibt. Aber: Wir werden neu missionieren müssen. Bei den Menschen muss ankommen: Wenn du mit Jesus lebst, macht das dein Leben reicher.
Quelle:http://www.bild.de/BILD/news/verm…eo=4083678.html
Gruss burmtor
Achja Frohe Ostern