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Bezahlsender fordert 34,99€ monatlich statt 9,99€ - SZ schaltet sich ein und sorgt für WendeLEBENSTEDT. Er wollte doch nur die Champions League sehen. Deshalb abonnierte Heinz Karl Berndt Ende 2005 Premiere. Was folgte, war ein Verbraucher-Albtraum, der jetzt in einem Mahnbescheid vom Amtsgericht Coburg gipfelte.
Was war passiert? Der Fußballfan abonnierte im November 2005 die Champions League. 9,99 Euro wurden dafür fällig, die monatlich vom Konto des Lebenstedters abgebucht wurden. Bis zum Februar 2007. "Da bekam ich einen Anruf von Premiere. Man wollte mir ein Fünfer-Paket andrehen mit Fußball, Märchen, Pornos und so weiter. Für 34,99 Euro. Ich habe abgelehnt", berichtet Berndt. Doch der Premiere-Mitarbeiter habe nicht locker gelassen, habe schließlich das Paket bis Ende Februar 2007 kostenlos freischalten wollen. Danach sollte wieder abgebucht werden. "Auch das habe ich verneint und irgendwann, als es mir zu bunt wurde, aufgelegt", sagt Berndt. Für ihn war der Fall damit erledigt. Für Premiere nicht.
"Anfang März waren plötzlich 34,99 Euro von meinem Konto abgebucht", schildert Berndt, wie es weiterging. Er habe die Summe sofort storniert und ein Schreiben an Premiere aufgesetzt. Der Bezahl-Sender beharrte auf seinen Forderungen, obwohl Berndt darauf verwiesen hatte, dass er keinen Vertrag unterschrieben habe.
Schließlich drehte ihm der Sender die abonnierte Champions League ab. "Ich hatte nur noch Schnee auf dem Bildschirm", sagt Berndt. Erbost schickte er die Chipkarte mit den Zugangsdaten für den Decoder zurück und stellte fortan die Zahlungen von 9,99 Euro ein. "Ich konnte die Champions League schließlich nicht mehr sehen, obwohl ich sie abonniert und bezahlt habe", sagt er. Es folgten böse Briefwechsel zwischen den beiden Parteien und immer höher werdende Forderungen seitens des Senders, gegen die Berndt jedesmal Widerspruch eingelegte. Schließlich nahm Berndt im Juni 2007 die Zahlungen von 9,99 Euro kurzfristig wieder auf, bezahlte sechs Monate – sowohl rückwirkend als auch im Voraus. Im Gegenzug verlangte er, dass die Champions League wieder freigeschaltet werde und setzte eine dreimonatige Frist. Premiere reagierte nicht.
"Stattdessen bekam ich im Juni eine Rechnung über 523,05 Euro", sagt er kopfschüttelnd. Ende 2007 schaltete sich auch die Rechtsabteilung des Senders ein. Im Februar 2008 sandte sie ihm einen Mahnbescheid über 651,51 Euro und forderte ihn noch vor eineinhalb Wochen auf, sich zu erklären. Andernfalls werde die Angelegenheit vor Gericht gehen. Berndt wandte sich an unsere Zeitung.
Eine Woche ließ sich der Sender mit einer befriedigenden Antwort Zeit. Dann kam plötzlich die Wende. "Wir haben alles storniert, das Inkasso-Unternehmen wurde zurückgerufen. Es sind keine Forderungen gegen Herrn Berndt mehr offen", verkündete Sandra Fuß, Mitarbeiterin in der Presseabteilung von Premiere.
Wieso der Sender überhöhte Gebühren eingefordert habe, obwohl es dafür keinen Vertrag gebe, und weshalb Premiere auf Berndts Schreiben nur mit Forderungen und Drohungen reagiert habe, sei "nicht mehr nachzuvollziehen". "Was da schief gelaufen ist, weiß ich nicht", sagt Fuß. "Aber wenn sich ein Kunde mit so etwas meldet, müssen wir früher reagieren." Berndt werde eine schriftliche Bestätigung bekommen. Diese sei schon abgeschickt, versichert sie. Bisher hat Berndt das Schreiben noch nicht erhalten. Unserer Zeitung liegt allerdings ein Fax vor, das die Angaben des Senders schriftlich untermauert.
Quelle: newsclick.de