[SIZE="4"]Der zurückgetretene SPD-Vorsitzende Kurt Beck hat die Umgangsformen innerhalb der Partei kritisiert. «Wir duzen uns, wir nennen uns Genossen, aber wir verhalten uns nicht so», sagte Beck dem Magazin «Stern».[/SIZE]
In der am Mittwoch veröffentlichten Ausgabe warf er Parteimitgliedern erneut mangelnde Loyalität während seiner Amtszeit vor. Manche Parteifreunde hätten ihm «Backsteine statt Brot in den Rucksack gepackt». Am Ende habe er als Parteivorsitzender eine «unerfüllbare Mission» gehabt. Er hoffe, «dass die nächsten Parteiführungen die Chance haben, vernünftig zu arbeiten und Konflikte offen auszutragen».
Das Verhältnis zu seinem designierten Nachfolger Franz Müntefering sieht Beck auch nach ihrem Treffen am vergangenen Freitag schwer beschädigt. «Mehr als dass man miteinander anständig und ordentlich reden kann, hat es nicht gebracht.» Beck bestätigte, dass er nicht am SPD-Sonderparteitag am 18. Oktober in Berlin teilnehmen werde, auf dem Müntefering erneut zum SPD-Vorsitzenden gewählt werden soll. «Ich will vor allem nicht für irgendwelche geheuchelten Bilder herhalten. Dafür ist mir alles noch zu nah.»
Beck war bereits am Montag mit Müntefering hart ins Gericht gegangen. In vorab veröffentlichten Auszügen seiner Autobiografie «Ein Sozialdemokrat» hatte er Müntefering unzureichende Kooperation und Mangel an sozialdemokratischem Profilierungswillen als Vizekanzler vorgeworfen. Müntefering zeigte Verständnis für die Buchdarstellung. Die Vorgänge um den Rücktritt Becks trügen zu respektierende «menschliche Seiten». Deshalb sei er «voller Gelassenheit». Das SPD-Präsidium war am Montag ohne Aussprache über die Kritik von Beck hinweggegangen.
Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bestritt unterdessen, zum Amtsverzicht von Beck beigetragen zu haben. «Intrige? Das ist Quatsch», sagte Schröder der Wochenzeitung «Die Zeit». Am Tag des Führungswechsels habe er die Ereignisse mit seiner Frau im Fernsehen verfolgt. «Und wir wussten nicht, was los ist.» Auch Vermutungen über ein bevorstehendes Comeback widersprach der Altkanzler. «Die operative Politik ist vorbei, für alle Zeiten definitiv.» In den Bundestagswahlkampf werde er nur sehr zurückhaltend eingreifen. Er stehe für Ratschläge bereit, «aber ich dränge mich keinem auf».
© DPA