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[SIZE="3"]Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach dem Premiere-Einstieg fordert James Murdoch Mut von der Branche. Wie er selbst den darbenden Bezahlsender sanieren will, verrät der Milliardärssohn aber nicht.
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Vielleicht ist er noch zu jung, um eine Rede mit eigenen Erlebnissen zu würzen. James Murdoch, Mitte 30 und verantwortlich für das Europageschäft des Medienkonzerns News Corp., greift jedenfalls lieber auf Anekdoten seines Vaters zurück, mit denen er seinen Auftritt auf den 22. Münchner Medientagen spickt. Etwa, wie Rupert Murdoch, der Vater und Medienunternehmer, seine erste Zeitung im australischen Adelaide gründet - und den Platzhirsch in die Knie zwingt Eine Erfolgsstory nach angloamerikanischem Strickmuster: "Fürchte dich nicht vor Veränderungen. Nimm die Herausforderung an", so die Botschaft.
Zum ersten Mal seit seinem Premiere-Coup stellt sich der junge James Murdoch an diesem Morgen der deutschen Medienszene. Seit er im Januar den darbenden Bezahlsender geentert hat, wartet eine ganze Branche auf Erklärungen, was er vorhat. Schlagzeilen hat er reichlich produziert: Schrittweise hat News Corp. den Premiere-Anteil auf 25,1 Prozent gesteigert. Murdoch drängte Vorstandschef Michael Börnicke zum Rücktritt und ersetzte ihn durch News-Corp.-Mann Mark Williams. Dieser ließ nachzählen - und korrigierte Premieres Abobestand spektakulär um eine Million nach unten.
[SIZE="3"]Mehr Aufmerksamkeit durch Kunstpausen[/SIZE]
Seitdem liegt die Premiere-Aktie am Boden. Am Mittwoch schloss das Papier bei 1,68 Euro. Ob News Corp. den günstigen Kurs nutzen will, um den Sender komplett zu übernehmen, und wie der Investor den Bezahlkanal wieder auf Wachstum trimmen will, sagt Murdoch bislang nicht.
Auch nicht an diesem Morgen. Doch aus seinen wenigen Sätzen zu Premiere ist herauszuhören, wie sehr ihn die Situation ärgert, die er dort vorgefunden hat. Er verpackt das in Ironie. "Die Situation ist etwas ... (Kunstpause) ... komplex", formuliert Murdoch unter dem Gelächter der Zuschauer. Um dann zu betonen, wie groß er die Chancen für Pay-TV in Deutschland bewertet. "Deshalb haben wir in Premiere investiert - zum zweiten Mal". Sein Vater hatte beim Zusammenbruch des Kirch-Imperiums 2001 eine Milliardensumme verloren.
Mehr zu Premiere will James Murdoch nicht sagen. Er verweist auf die im November anstehenden Quartalszahlen und auf das Beispiel Sky Italia. Den italienischen Bezahlsender hatte Premiere-Chef Williams zuvor binnen vier Jahren auf Wachstumskurs zurückgeführt.
Murdoch hat eine andere Botschaft für die deutschen Medienmacher. Es ist jene Aufforderung zu Mut und Risikofreude, die leicht formulieren kann, wer als milliardenschwerer Investor einen etablierten Markt aufmischen will. Der junge Manager ermahnt Verleger Hubert Burda und ARD-Chef Fritz Raff, RTL-Deutschlandchefin Anke Schäferkordt und Filmhändler Herbert Kloiber, "die Digitalisierung nicht als Flutwelle wahrzunehmen", gegen die man sich wappnen müsse. "Sie ist eine Revolution - und eine Revolution können wir anführen", skandiert Murdoch.
Murdochs Appell bildet einen bemerkenswerten Kontrast zu aktuellen Debatten um Staatsverträge, Werbeverbote und die Finanzkrise. Murdoch scheint das Bild jener zu bestätigen, die im Einstieg von News Corp. in den deutschen Markt einen Befreiungsschlag sehen. Für solche Visionen ist kaum Platz. Es geht schnell wieder um Handfestes: die Folgen des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrags.
Quelle:Aus der FTD vom 30.10.2008
DonMartin.