Im sächsischen Landtag hat es eine Schlägerei zwischen Rechtsextremisten gegeben. Ein verbaler Streit zwischen dem NPD-Abgeordneten Jürgen Gansel und Fraktionsberater Peter Naumann eskalierte, sagte ein Fraktionssprecher am Mittwoch. Er bestätigte damit einen Bericht der "Dresdner Neuesten Nachrichten".
Auf einem Flur im Landtagsgebäude sei es zu "Tätlichkeiten" gekommen. Gansel erhielt demnach mindestens einen Schlag ins Gesicht. Auslöser der Schlägerei, die sich bereits am Dienstag ereignete, war nach NPD-Angaben ein "Streit über politische Fragen". Zwischen den Beteiligten habe es zudem seit längerem persönliche Reibereien gegeben, hieß es.
NPD entlässt Naumann
Worum es genau ging, wurde nicht mitgeteilt. Naumann wurde nach Informationen aus dem Landtag inzwischen als Fraktionsmitarbeiter entlassen. Der NPD-Fraktionssprecher sagte, zu den Konsequenzen werde man sich nicht äußern, es habe sich jedoch um einen gravierenden Vorfall gehandelt. Die Staatsanwaltschaft Dresden teilte mit, sie werde vorerst nicht ermitteln, da bislang keine Strafanzeige erstattet worden sei. Der Fall werde wie eine private Auseinandersetzung oder eine Wirtshausschlägerei behandelt, sagte Oberstaatsanwalt Christian Avenarius.
Berater ist führender Neonazi
Naumann war zuletzt im Dresdner Landtag als parlamentarischer Berater der NPD-Fraktion beschäftigt. Er habe unter anderem Fraktionschef Holger Apfel in "innenpolitischen Fragen" beraten, hieß es. Naumann gilt als ein führender Kopf der rechtsextremistischen Szene. Er saß Ende der 80er Jahre wegen der Herbeiführung eines Anschlages und der Verabredung zu Sprengstoffanschlägen in Haft. Dabei ging es unter anderem um die Sprengung von Fernsehmasten, mit der die Neonazis die bevorstehende Ausstrahlung der Fernsehserie "Holocaust" verhindern wollten.
Mehrere Verfahren laufen gegen Gansel
Gegen den NPD-Landtagsabgeordneten Gansel sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft aktuell gleich mehrere Verfahren anhängig. Dabei geht es unter anderem um Verunglimpfung des Staates, Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz sowie eine Pfefferspray-Attacke vor einer Leipziger Bar. Vorermittlungen gibt es wegen eines Schreibens, in dem Gansel nach der US-Präsidentschaftswahl mit rassistischen Sprüchen gegen den Sieger Barack Obama Stimmung gemacht hatte, der als erster Schwarzer ins Weiße Haus einziehen wird.
t-online