Wer vom analogen aufs digitale Kabelfernsehen umstellen will, erlebt eine böse Überraschung. Zwar benötigen einige Kunden von Kabel Deutschland dafür einen zusätzlichen Receiver. Aber viele wollen und brauchen ihn gar nicht, denn ihre Fernseher verfügen schon über die entsprechende Technik. Trotzdem sollen sie für den Receiver, den sie nicht brauchen, zahlen. Außerdem nervt das Unternehmen seine Kunden mit aggressiver Werbung und ärgerlichen Zusatzabonnements für Pay-TV-Angebote.
Eigentlich sollte digitales Kabelfernsehen schon weit verbreitet sein, denn es bietet eine wesentlich höhere Bildqualität als ein analoger Kabelanschluss und es sind über 200 Programme empfangbar. Es gibt zwar verschiedene Anbieter für digitales Kabelfernsehen, aber Kabel Deutschland ist der größte und im Norden nahezu ein Monopolist. Doch wer nicht zwischen den Anbietern wählen kann, aber vom analogen auf digitales Kabelfernsehen umsteigen will, erlebt gerade bei Kabel Deutschland böse Überraschungen: Receiverzwang, ungewollte Zusatzsabos und aggressive Werbung.
1.Receiverzwang
Ohne Smartcard kein kostenloses Privatprogramm
Kabel Deutschland sendet im Digitalprogramm die kostenlosen Privatsender verschlüsselt, obwohl das nicht notwendig wäre. Wer also RTL und Co. digital über Kabel gucken will, braucht die sogenannte Smartcard des Kabelnetzbetreibers. Damit werden die Privatprogramme entschlüsselt. Wer die Smartcard nicht hat, bekommt keinen Empfang. Wer aber die Smartcard erhalten will, braucht ein zusätzliches Empfangsgerät, einen Receiver. Dieser muss für Kabel Deutschland zertifiziert sein. Kosten: circa 70 Euro. Alternativ kann sich der Kunde den Receiver auch für zwei Euro im Monat bei Kabel Deutschland leihen.
Viele Kunden wollen diesen Receiver jedoch gar nicht, weil sie schon einen Digitalreceiver haben oder einen Flachbildfernseher besitzen, in dem ein digitaler Receiver (DVB-C) bereits eingebaut ist. Doch Kabel Deutschland macht keine Ausnahmen: Auch wer schon einen funktionsfähigen Digitalreceiver hat, ist gezwungen, sich den von Kabel Deutschland zertifizierten Receiver neben sein Gerät zu stellen. Das Argument des Unternehmens: Der Jugend- und Kopierschutz sei sonst nicht gewährleistet.
Angeblicher Jugend- und Kopierschutz bei Bezahl-Fernsehen
Dieses Argument bezieht sich jedoch ausschließlich auf Pay TV, denn für die normalen privaten und öffentlich-rechtlichen Programme ist ein Receiver, der Jugend- und Kopierschutzmaßnahmen bietet, überflüssig. Wer also nur frei empfangbares digitales Kabelfernsehen sehen möchte, bräuchte das Zusatzgerät gar nicht. Die Masche von Kabel Deutschland ist jedoch: Digitale Kabelverträge sind nur mit einem, zunächst kostenlosen, Pay-TV-Abonnement abschließbar. Wäre das Zusatzabo also nicht Pflicht, könnte auf den Receiverzwang mit Jugend- und Kopierschutz verzichtet werden. Kritiker wie der Medienexperte Hermann Schröder (Bredow-Institut), sehen darin eine Maßnahme, möglichst viele Menschen auch langfristig an Pay TV zu binden.
2. Ärgerliches Zusatzabbonnement
Ob Neukunde oder Umsteiger: Wer digitales Kabelfernsehen empfangen möchte, bekommt automatisch das Pay-TV-Paket "Kabel Digital Home" dazu. Die ersten drei Monate ist es kostenlos. Aber Achtung - wer nicht innerhalb von acht Wochen kündigt, hat das Nachsehen, denn dann greift folgende Klausel: "Wenn der Kunde das ihm vertraglich eingeräumte Sonderkündigungsrecht nicht ausübt, wird das Paket für die Restlaufzeit des Vertrages kostenpflichtig", so Kabel Deutschland. Viele bemerken jedoch gar nicht, dass sie ein Zusatzabo haben. Werden dann das erste Mal die zehn Euro Zusatzkosten für das Pay-TV-Paket vom Konto abgebucht, ist es zu spät zu kündigen.
3. Aggressive Werbung
Kabel Deutschland hat immer wieder versucht, Kunden durch ungefragte Zusendung von Receivern und angebliche Vertragsabschlüsse in Verträge zu drängen. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat sich erfolgreich gegen dieses Geschäftsgebahren eingesetzt: Seit vergangenem Jahr ist es Kabel Deutschland gerichtlich verboten, Kunden ungefragt Kabelabonnements zu bestätigen oder ihnen Receiver zu schicken. Dem Kabel-Deutschland-Kunden Kai-Uwe S. ist dies in diesem Jahr dennoch passiert. Hier wird die Verbraucherzentrale sofort mit einer eidesstattlichen Versicherung dagegen vorgehen. Verbraucher mit einem ähnlichen Problem können sich an die Verbraucherzentrale Hamburg wenden.
Vorsicht: Neue Technik! CI+
Wer mit dem Gedanken spielt, sich einen neuen Flachbildfernseher zu kaufen und digitales Kabelfernsehen von Kabel Deutschland sehen will, sollte folgendes beachten: Im 2. Quartal 2010 plant Kabel Deutschland seine Verschlüsselungstechnik auf CI+ anzupassen. Deshalb sollte das neue Gerät auf jeden Fall CI+ haben.
Quelle: Ndr.de