[color="Lime"]Missbrauchsverfahren Primacom/KDG: FRK befürchtet massive Preiserhöhungen[/color]
Sollte das von dem Kabelnetzbetreiber Primacom angestoßene
Missbrauchsverfahren gegen Kabel Deutschland negativ ausgehen, befürchtet
FRK-Sprecher Heinz-Peter Labonte massive Preiserhöhungen bei den
Kabelanschlussgebühren. Bei dem Verfahren geht es um die Tarife, zu denen
die KDG die TV-Signale als NE3-Betreiber an andere Kabelunternehmen
liefert. Primacom hatte diese Preise als zu hoch bezeichnet. Labonte hofft,
„dass Primacom Recht bekommt und der Wettbewerb mit den
Regionalgesellschaften nicht auch noch mit Unterstützung der
Bundesnetzagentur verzerrt wird.“
Digitalmagazin: Herr Labonte, Sie befürchten bei einem für die
Primacom negativen Ausgang ihres Missbrauchsverfahrens gegen die KDG
massive Preiserhöhungen für die unabhängigen Kabelnetzbetreiber und deren
Kunden. Was würde dies konkret bedeuten?
Labonte: Die mittelständischen unabhängigen Kabelnetzbetreiber
aus Handwerk und Wohnungswirtschaft (uKNB), die bisher ihr Fernseh- und
Radiosignal für die Weiterleitung an ihre Kunden an einem Übergabepunkt der
Regionalgesellschaften (Kabel Deutschland, Unity Media, Kabel BW)
angeliefert bekamen, müssen mit massiven Preiserhöhungen von bis zu über 50
Prozent rechnen, wie wir und unsere Kunden das bereits Anfang dieses
Jahrzehntes erfahren mussten. Für unsere Kunden würde dies ebenfalls
massive Preiserhöhungen bedeuten, weil wir diese Lieferantenpreise ja nicht
anderweitig auffangen können.
Digitalmagazin: Warum hat sich der FRK in Bonn beiladen
lassen?
Labonte: Weil aus unserem Mitgliederbereich immerhin rund 40
Prozent der belieferten Haushalte, d.h. ca. eine Million Endkunden, noch
über die Weiterleitung der Signale dieser Regionalgesellschaften beliefert
werden. Darüber hinaus würde eine solche für Primacom negative Entscheidung
darauf hindeuten, dass die Bundesnetzagentur über die Aufgabe der „Markt 18“
genannten Möglichkeit der Regulierung dieses mittelständischen
Marktsegmentes nachdenkt und damit Rabatte für uKNB verhindert würden.
Dadurch würden für uns wieder weitere Kartellbeschwerden nötig, die sicher
nicht zur Kundensicherheit beitrügen.
Digitalmagazin: Welchen Ausgang erhoffen Sie von dem Verfahren der
Bundesnetzagentur?
Labonte: Ganz einfach: Dass Primacom Recht bekommt und der
Wettbewerb mit den Regionalgesellschaften nicht auch noch mit Unterstützung
der Bundesnetzagentur verzerrt wird. Und natürlich, dass die
Bundesnetzagentur sich ihrer Verantwortung auch für diesen Markt bewusst
bleibt. Ansonsten sollte dieses Marktsegment wettbewerbsstrukturell dem
Bundeskartellamt zugeordnet werden und der Bundesnetzagentur die
Zuständigkeit für Preisregulierung dieses Marktsegments entzogen bzw. das
TKG entsprechend geändert werden, wenn sie sich nur noch für die großen
Wirtschaftsstrukturen zuständig fühlen sollte. Aber wir werden erst nach
der Entscheidung (am 23.12. bzw. nach Weihnachten) beurteilen können, für
welchen Weg sie sich entscheidet. Ich hoffe gegen die Vernichtung
mittelständischer Strukturen und für die Sicherung des Wettbewerbs.
Digitalmagazin: Sind die aktuellen Zulieferpreise der KDG
angemessen?
Labonte: Es geht nicht nur um die KDG, sondern auch um die
anderen Regionalgesellschaften. Die Preise wären dann angemessen, wenn sie
nicht in Verbindung mit zumindest merkwürdigen Verhaltensweisen an den
Übergabepunkten in Verbindung mit anderen Telekommunikationsangeboten
intransparent würden und darüber hinaus auch für Dumpingpreisangebote im
TV- und Radiosektor Tür und Tor öffnen würden. Darüber wird aber je nach
Ausgang des Primacom-Verfahrens noch vor dem Kartellamt zu reden sein.
Digitalmagazin: Was empfehlen Sie FRK-Mitgliedern, die ihre Signale
noch von der NE3 beziehen?
Labonte: Um ganz sicher zu gehen: Schaltet den Übergabepunkt ab
und baut Eure eigene Rundfunk- oder Kabelempfangsanlage (Sat ZF oder
Kabelkopfstelle) auf und sucht Euch gegebenenfalls fürs Triple Play einen
zur fairen Umsatzteilung und Kooperation fähigen und auch dazu bereiten
Partner, damit Ihr neben der Möglichkeit des technischen auch die Chance
für ein Vertrags-Triple-Play anbieten könnt. Und falls hierzu
Unsicherheiten bestehen, gibt es ausreichenden Rat im FRK. Ansprechpartner
auf der Homepage http://www.kabelverband-frk.de/.
Digitalmagazin: Herr Labonte, vielen Dank für das Gespräch.
http://www.kabelverband-frk.de/
Dies ist eine Meldung aus unserem digitalen Nachrichtendienst
„Digitalmagazin“.