[color="White"]Das ist schon eine besondere Bombe, die das Bundesministerium für Post und Telekommunikation platzen ließ. In einer Mitteilung kündigte die Bundesbehörde lapidar die Einführung des E-Mail-Portos an. Im Juni wird es soweit sein. Dann kostet das, was bislang wie selbstverständlich kostenlos war, plötzlich eine Gebühr: Nämlich das Versenden von E-Mails.
Ein Cent pro Mail und Empfänger
Einen Cent wird man künftig pro Mail zahlen müssen und das für jeden Empfänger. Verschickt man eine Mail an zehn Empfänger gleichzeitig, kostet der Spaß also zehn Cent. “Moment mal – das ist doch eine Riesenschweinerei und Abzocke”, denken Sie? Das war, ehrlich gesagt, auch meine erste Reaktion. Doch bevor ich den Vorstoß aus Berlin öffentlich verteufele, gebührt es die Fairness, sich zumindest mit der Begründung der Telekommunikationsbehörde auseinander zu setzen. Zudem haben wir bereits erste – unterschiedliche – Meinungen aus Politik und Wirtschaft eingeholt.
Weniger Spam und Entlastung der öffentlichen Kassen
Auf einer Informationsseite listet das Bundesministerium die Gründe für das E-Mail-Porto auf: Zum einen werden Spam und Computerviren eingedämmt, weil Sender und Empfänger eindeutig identifiziert werden können, außerdem sei der Versand und Empfang einer Mail garantiert. Zum anderen gibt die Behörde offen zu, dass mit den Portoeinnahmen Haushaltslöcher gestopft werden sollen. Wörtlich heißt es: “Gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Situation bekommen die öffentlichen Haushalte zusätzliche Einnahmen, um Projekte zum Wohl der Allgemeinheit finanzieren zu können und dies trotz Einnahmeausfällen bei schwindendem Postaufkommen.”
Niedersachsens Innenminister Schünemann befürwortet den Vorstoß aus Berlin.
Unterstützung von Google Deutschland
Der weltgrößte Internet-Konzern Google ist an der Entwicklung des Abrechnungssystems beteiligt. Bis Mitte Mai soll eine kostenlose Mini-Software dafür zum Download bereit stehen. Diese Programm regelt und kontrolliert die automatische Porto-Signatur, klebt quasi sinnbildlich eine “digitale Briefmarke” auf ihre Mails.
Satte Kasse: Ein Rechenbeispiel
Der European e-Mail Marketing Consumer Report 2009 hat ergeben, dass in Deutschland täglich 1,2 Milliarden E-Mails empfangen werden. Das E-Mail-Porto würde damit rein rechnerisch einen Jahresumsatz von rund 4,3 Milliarden Euro ergeben. Geht man allerdings davon aus, dass sich die E-Mail-Massen durch das Porto – und das ist ja auch beabsichtigt – verringern und rechnet man grob die Paket-Rabattpreise ein, die das Bundesministerium den Nutzern einräumt, dann bleibt am Ende mit Sicherheit immer noch ein Milliardenbetrag pro Jahr übrig. Auf der anderen Seite sind die Kosten für die Verbraucher nicht zu unterschätzen. Reaktionen aus der freien Wirtschaft gibt es bislang noch nicht. Allerdings dürften die Proteste – vor allem von mittelständischen Unternehmen – scharf ausfallen.[/color]