Das neue Album
Die Marketingmaschine läuft auch nach dem Tod von Michael Jackson weiter: Sein Plattenkonzern kündet ein Album mit Stücken an, die Jackson nicht mehr vollenden konnte. Nachträglich bearbeitet klingen sie leider kaum weniger unfertig.
Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis auch bei Michael Jackson der Reigen posthumer Veröffentlichungen losgehen würde. Am 10. Dezember bringt Sonymusic ein neues Album des im Juni letzten Jahres verstorbenen Künstlers heraus. Der Name: „Michael“. Der Inhalt: Stücke, an denen Jackson in den letzten Jahren vor seinem Tod gearbeitet hat. Von heute an ist auf http://www.michaeljackson.com für eine Woche der erste Song des Albums zu hören. „Breaking News“, so der Titel, nährt leider alle Befürchtungen, die derartige Veröffentlichungen mit sich bringen.
Sony wird sich der Diskussion darüber stellen müssen, ob der für seinen Perfektionismus bekannte Sänger die Stücke in diesen zwangsläufig unfertigen – beziehungsweise nach seinem Tod von anderen fertiggestellten – Versionen freigegeben hätte. „Breaking News“ jedenfalls klingt in fast allen Belangen nach Entwurf: Der Beat ist holzschnittartig, eintönig und ohne jede Feinheit. Immer wieder setzt eine Hi-Hat vollkommen unkoordiniert ein und aus und verändert das Klangbild derart stümperhaft, dass von einem Fehler auszugehen ist. Die Synthesizer-Arpeggien dudeln schlimme Klischees und werden in der mangelnden Sound-Eleganz nur noch von den grausigen Keyboard-Bläsern überboten.
Selbst Jacksons Gesang wirkt noch unfertig: Wie wenig die Medienschelte, die der Song transportieren soll, das Niveau erfüllt, das der Sänger dabei sonst an den Tag legt, offenbart der Vergleich etwa mit „Leave Me Alone“ von seinem 1987 erschienenen Album „Bad“. All der Zorn, all die scharfkantig akzentuierten Anklagen fehlen der Stimme bei „Breaking News“ ebenso, wie es den Chören an Reibung und Biss mangelt.
Stattdessen gibt es unausgereifte Stangenware bei Melodie und vor allem Ausdruck in den Strophen, spärlich kaschiert von schwachen Satzgesängen im Refrain. Alles in allem erinnert die halbgare Vorabveröffentlichung atmosphärisch stark an frühere Stücke von Britney Spears. Sonymusic ließ verlauten, bei dem Song handele es sich „nicht um die offizielle Single, sondern nur um einen Vorabteaser“. Das lässt die Hoffnung zu, dass man zum Einstieg einen mäßigen Albumtitel gewählt hat. Welcher Marketingstrategie das wiederum folgen sollte, wäre dann allerdings nicht zu verstehen.
Text: F.A.Z.
EXKLUSIV hier das neue Lied "BREAKING NEWS" zum neuen Album!
!!!!We are the world / Heal the world!!!!