ZitatAlles anzeigenVerschwindet Belgien von der Landkarte?
Kann er unseren Nachbarstaat Belgien noch vor dem Zerfall in drei Teile retten? König Albert II. mit Königin Paola.
Foto: dpa
Kann er unseren Nachbarstaat Belgien noch vor dem Zerfall in drei Teile retten? König Albert II. mit Königin Paola.
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Brüssel – In einer blutigen Revolution haben sich die Belgier 1830 die Unabhängigkeit von den Niederlanden erkämpft. Diese 180-jährige Geschichte könnte nun zu Ende gehen: Belgien steuert auf eine Spaltung in drei Teile zu.„Wir müssen uns auf das Ende Belgiens vorbereiten“, sagte Vizepremierministerin Laurette Onkelinx. In Paris wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit Szenarien eines nahenden Staatszerfalls Belgiens und eines möglichen Anschlusses von Brüssel und der Wallonie an Frankreich beschäftigt. Flamen könnte dann ein eigenständiger Nationalstaat werden.
Hintergrund ist der Streit um die Verteilung der Macht und des Geldes zwischen den Holländisch sprechenden Flamen, dem wohlhabenderen Landesteil mit deutlich geringerer Arbeitslosigkeit, und den französischsprachigen Wallonen.
Die Vertreter beider Seiten konnten sich bisher nicht auf eine gemeinsame Regierung einigen. Schon seit Juni steht das Land nun ohne Führung da.
Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der die Staatspleite droht. Belgien trägt nach Griechenland und Italien die dritthöchste Schuldenlast aller 16 Euro-Länder. Bis 2012, so schätzt die EU-Kommission in ihrer aktuellen Prognose, werde das Defizit auf 102,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. Erlaubt sind nach den EU-Verträgen nur 60 Prozent.
Die Entwicklung ist auch bei den Spekulanten angekommen: Die Risikoaufschläge für belgische Anleihen sind in den letzten Tagen rasant gestiegen. In einem Bericht aus dem Umfeld der EU-Kommission heißt es, dass damit gerechnet werde, dass Belgien noch vor Spanien im nächsten Jahr Geld aus dem Euro-Rettungsfonds wird beantragen müssen.
Die Hoffnungen, die Unabhängigkeit unseres Nachbarstaats erhalten zu können, ruhen auf König Albert II. Bisher sind seine sämtlichen Bemühungen, die erbittert streitenden Parteien zu einer Einigung zu bewegen, allerdings an deren Sturköpfigkeit gescheitert.
Auch die Führung der deutschsprachigen Minderheit in Ostbelgien sorgt für den Fall einer Teilung vor. In dem Bericht heißt es, Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz sei „regelmäßig in Luxemburg, um die Modalitäten eines Anschlusses an Luxemburg zu klären“.
express.de