Dass es das Bezahlfernsehen in Deutschland nicht leicht hat, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert – nicht zuletzt, wenn es um die Quartalszahlen des Pay-TV-Senders Sky (vormals Premiere) ging. Umso überraschender mag es da für den einen oder anderen sein, dass alle Referenten und Podiumsteilnehmer des Forum "Bezahlfernsehen - sein Wert, sein Preis", das die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) am gestrigen Donnerstag in München veranstaltete, positiv zur Entwicklung des Bezahlfernsehens in Deutschland äußerten. Nach vielen schwierigen Jahren sei man nun auf einem guten Weg.
Allerdings muss man hier zwischen den verschiedene Ausprägungen des Bezahlfernsehens unterscheiden: Da wäre zunächst das klassische Pay-TV zu nennen, wie es beispielsweise Sky Deutschland anbietet. Dessen CEO Brian Sullivan betonte in seinem Vortrag, dass sein Sender erstmals wieder ein deutliches Kundenwachstum erzielt habe. Schlüssel für diesen Erfolg sei gewesen, dass man neue Inhaltspakete geschnürt, die Kundenbetreuung verbessert und konsequent auf HDTV gesetzt habe. Auch wenn Sky noch immer defizitär sei, gingen Marktbeobachter und Analysten nun davon aus, dass die kritische Phase überwunden sei. Zusätzliches Wachstum soll unter anderem ein Video-on-Demand-Angebot bringen, das nach gestrigen Ankündigungen zwei Filme pro Tag umfassen wird und zunächst nur für Sky-Kunden mit Sateilliten-Anschluss zur Verfügung steht.
Zum Bezahlfernsehen gehören aber auch die entgeltpflichtigen Programmplattformen von Kabelnetzbetreibern, der Deutschen Telekom und des Satellitenbetreibers Astra (HD+). Telekom-Vorstandsmitglied Christian Illek berichtete, dass sich bislang über eine Million Kunden für das VDSL-Produkt seines Unternehmens entschieden hätten und man für das Jahr 2015 mit fünf Millionen Abonnenten rechne. VDSL ist generell die Voraussetzung, um das IPTV-Angebot Entertain der Deutschen Telekom auch in HD zu empfangen.
Auch der Vorstandsvorsitzende von HD+, Wilfried Urner, zeigte sich ein Jahr nach dem Start der neuen Satellitenplattform hochzufrieden. Er bezog sich dabei einerseits auf die kostenlose Testphase, in der HD+ anderthalb Millionen Zugangskarten verkauft habe, andererseits aber auch auf die nun anstehende kostenpflichtige Verlängerung. Bekanntermaßen bezieht sich die genannte Zahl verkaufter Smartcards allerdings auf die Auslieferung an den Handel. Zu der kostenpflichtigen Verlängerung nannte Urner noch keine konkreten Zahlen. Dafür kündigte er für 2011"einige" neue HD+Sender an. Nach wie vor sei man zudem mit Sky im Gespräch mit dem Ziel, beide Systeme kompatibel zu machen. Aktuell benötigt man offiziell für den Empfang beider Angebote Boxen beziehungsweise CAMs und Smartcards. Auch HD+ werde laut Urner zudem in Richtung Video on Demand gehen. Zu diesem Zweck werde HD+ im Juli ein hybrides TV-Portal starten.
Interessanterweise stellte Urner in Aussicht, dass die aufgrund von Forderungen der Sender eingeführten Restriktionen zum Schutz der Werbeblöcke möglicherweise etwas gelockert werden. Dies bestätigte Seven-Senses-Geschäftsführer Christoph Bellmer im weiteren Verlauf des Forums. Aktuell lassen HD+-zertifizierte Festplatten-Receiver zwar die Aufnahme von TV-Sendungen der HD+-Sender zu, blockieren bei deren Wiedergabe aber die Vorspulfunktion. ("[email protected]")
Quelle: heise.de