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Neue Vorwürfe bringen den Sohn von Medienunternehmer Murdoch in neue Bedrängnis. NDS, eine Tochter des Medienkonzerns in Australien soll die TV-Verschlüsselung von Konkurrenten geknackt haben.Über den Medienkonzern News Corp. brechen neue Vorwürfe herein. Das Tochterunternehmen NDS soll dafür verantwortlich gewesen sein, dass Verschlüsselungscodes konkurrierender Pay-TV-Sender geknackt wurden und entsprechende Lösungen im Internet verfügbar waren. Die australische Zeitung "Australian Financial Review" veröffentlichte am Mittwoch 14.000 E-Mails, die vom Rechner eines früheren Sicherheitschefs von NDS stammen sollen und die Vorwürfe angeblich belegen.
Die neuen Beschuldigungen sorgen bei dem skandalumwitterten Medienkonzern für Probleme und setzten den Sohn von News-Corp.-Gründer Rupert Murdoch zusätzlich unter Druck. Der 39-jährige James saß 1999 im Aufsichtsgremium von NDS.
Die britische Regulierungsbehörde Ofcom prüft, ob der Manager geeignet ist, eine Sendelizenz im Namen von BSkyB zu halten. Seit Monaten steht James Murdoch im Fokus einer Untersuchung der Abhöraffäre bei der eingestellten Zeitung "News of the World" in Großbritannien. Dort ermittelt die Polizei zusätzlich wegen möglicher Bestechungen von Polizeibeamten durch Mitarbeiter der wichtigen News-Corp.-Zeitung "The Sun". In den USA hat das FBI eine Untersuchung gestartet.
Ende Februar hatte James Murdoch die Leitung von News International aufgegeben, der britischen Zeitungssparte von News Corp. Vor wenigen Tagen zog er sich aus den Verwaltungsräten dreier britischer News-Corp.-Töchter zurück. Vorher war bekannt geworden, dass er die Aufsichtsgremien des Auktionshauses Sotheby's und des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline verlässt.
Neben der weiter sinkenden Reputation des Managers könnten die neuen Vorwürfe laufende Geschäfte empfindlich stören. Derzeit prüft die australische Wettbewerbsbehörde die Übernahme von Austar durch Foxtel, das zu 25 Prozent News Corp. gehört. Ziel ist, den größten Pay-TV-Anbieter des Landes zu formen. NDS, an dem der Medienkonzern noch 49 Prozent der Anteile hält, wurde vor wenigen Tagen für 5 Mrd. Dollar an Cisco verkauft. Das Geschäft ist aber noch nicht abgeschlossen.Der Zeitung "Australian Financial Review" zufolge stammen die E-Mails vom Rechner von Ray Adams. Der ehemalige Londoner Polizeichef war von 1996 bis 2002 in Europa für den Bereich operative Sicherheit bei NDS zuständig. NDS habe zunächst nur Betrugsversuche und Piraterie bekämpft, die sich gegen die Bezahlsenderangebote von News Corp. richteten, hieß es. Später habe man sich Zugang zur Technologie der Konkurrenz verschafft und Piraterie gefördert. Diese Woche waren in der BBC-Sendung "Panorama" ähnliche Vorwürfe gegen NDS in Großbritannien laut geworden. Die Attacke habe dort Ondigital vom Konkurrenten ITV gegolten. Ondigital ging 2002 pleite. In Australien habe NDS ebenfalls für Millionenschäden gesorgt. Die Geschäftsmodelle der damaligen Wettbewerber Austar, Optus und Foxtel hätten unter ausgeklügelten Hackerangriffen auf ihre Technik gelitten.
NDS hält dagegen: "NDS nutzt Branchenkontakte, um Hacker und Piraten zu beobachten und zu fangen", hieß es in einer Pressemitteilung. "Das ist weder illegal noch unethisch. Um zu gewährleisten, dass alle Handlungen im Rahmen des rechtlich Erlaubten bleiben, agieren NDS-Personal und deren Beauftragte mit einem eindeutigen Verhaltenskodex, was verdecktes Arbeiten anbelangt."
Der britische Parlamentsabgeordnete Tom Watson sagte, er habe Ofcom aufgefordert, die jüngsten Vorwürfe in ihrer Untersuchung zu berücksichtigen. Der Oppositionspolitiker Watson leitet die parlamentarischen Ermittlungen zu dem Telefonabhörskandal. Im Zuge der Untersuchungen sind bislang 22 Personen verhaftet worden.
Vor Bekanntwerden der jüngsten Vorwürfe hatte Cisco keine Bedenken gegen eine Übernahme. NDS habe bislang alles dargelegt, und man habe dabei keine kritischen Themen entdeckt, sagte vor einigen Tagen Cisco-Chef John Chambers. Bloomberg, FTD
Medienkonzern: News Corp. hat wohl auch in Australien gehackt | FTD.de