[h=1]„Armstrong hat keinen Platz im Radsport“[/h] Lance Armstrong ist seine sieben Titel bei der Tour de France endgültig los. Der Radsport-Weltverband (UCI) hat am Montag die Enthüllungen der US-Anti-Doping-Agentur (USADA) zum weitreichenden Dopingnetzwerk, das den Erfolgen des Texaners zugrunde lag, anerkannt und die Sanktionen ratifiziert. Als Konsequenz wurden alle Armstrong-Ergebnisse seit 1. August 1998 aus den Geschichtsbüchern gestrichen.
Der Fall des ehemaligen Rekordsiegers hat damit Brief und Siegel, denn Armstrong wurde lebenslang gesperrt und bei der Pressekonferenz in Genf auch zur „Persona non grata“ erklärt. „Lance Armstrong hat keinen Platz im Radsport. Er verdient es, vergessen zu werden“, sagte UCI-Präsident Pat McQuaid in aller Schärfe. Der Ire sprach von einem „historischen Tag“ für den Radsport, gestand aber auch, dass dieser mit den Armstrong-Enthüllungen „der größten Krise seiner Geschichte“ gegenüberstehe.
[h=2]McQuaid von USADA-Bericht erschüttert[/h]Die USADA hatte dem 41-jährigen Armstrong zuletzt jahrelanges, systematisches Doping nachgewiesen - und seine Sanktionen vor zwei Wochen mit mehr als 1.000 Seiten brisanten Beweismaterials untermauert. „Was ich im USADA-Bericht gelesen haben, hat mich regelrecht krank gemacht“, sagte McQuaid und nannte die Aussage von David Zabriskie als Beispiel: „Seine Geschichte, wie er genötigt wurde und gewissermaßen zu Doping gezwungen wurde, ist einfach irre.“
EPO, Testosteron, Kortison und Blutdoping - Armstrong hat die Vorwürfe bis zuletzt abgestritten. Dabei hatten mehrere frühere Teamkollegen, die er ebenfalls zum Doping angestiftet hatte, unter Eid gegen ihn ausgesagt. Laut USADA schuf Armstrong dadurch bei US Postal bzw. später beim Team Discovery Channel das „ausgeklügeltste, professionellste und erfolgreichste Dopingprogramm, das der Sport je gesehen hat“.
[h=2]Weitervergabe der Tour-Titel offen[/h]Armstrong hatte die Tour de France zwischen 1999 und 2005 siebenmal in Serie gewonnen und sich damit zum Rekordsieger des wichtigsten Radrennens der Welt aufgeschwungen. Ob und wie die aberkannten Titel neu vergeben werden, will die UCI in einer Sondersitzung am Freitag entscheiden. Tour-Chef Christian Prudhomme hatte sich dafür ausgesprochen, das Gelbe Trikot nicht neu zu vergeben. Gegen alle acht Fahrer, die in der fraglichen Zeit hinter Armstrong auf dem Podest gelandet waren, war zumindest ebenfalls wegen Dopings ermittelt worden.
Der Großteil der „Kronprinzen“ Armstrongs war oder ist ebenfalls gesperrt, darunter etwa der Deutsche Jan Ullrich, der dreimal Zweiter geworden war. „Leider können wir nicht jeden von ihnen erwischen und aus dem Sport werfen“, betonte McQuaid, der seit 2005 als UCI-Chef amtiert und sich den Kampf gegen Doping auf die Fahnen geschrieben hat. Trotz Vorwürfen, er sei selbst in die Vertuschung der Armstrong-Affäre involviert gewesen, denkt er nicht an Rücktritt.
[h=2]Weltverband als Mitverschwörer?[/h]Neben Armstrong als zentrale Figur einer „Dopingverschwörung“ war nämlich auch der Weltverband selbst in heftige Kritik geraten. In dem USADA-Bericht wurde etwa angedeutet, die UCI habe eine positive Dopingprobe Armstrongs verschleiert. „So etwas hat es nicht gegeben“, betonte McQuaid, der sich zumindest öffentlich dem Kampf gegen Doping verschrieben hat.
„Natürlich kann man in der Rückschau immer sagen, man hätte mehr tun können“, sagte der UCI-Präsident. „Aber man kann nur so viel tun, wie das System, das in Kraft ist, zulässt. Es tut mir leid, dass wir nicht jeden verdammten Sünder erwischen konnten“, sagte McQuaid, der auch seinen umstrittenen Vorgänger als Verbandsboss, Hein Verbruggen, in dessen Ära die Erfolge von Armstrong fielen, verteidigte.
[h=2]„Weltrekord-Doper“ droht der Ruin[/h]Der „Weltrekord-Doper“, wie Armstrong von der „New York Daily News“ bezeichnet wurde, steht indes vor dem finanziellen Ruin. Wegen der Anschuldigungen wurde der US-Amerikaner bereits von seinen wichtigsten Sponsoren fallengelassen. Es drohen auch zivilrechtliche Klagen der Sponsoren und sogar der US-Regierung. Überdies entscheidet die UCI am Freitag noch, ob es eine Rückzahlungsforderung der Siegesprämien geben wird. Außerdem trat der 41-Jährige als Vorsitzender seiner Krebsstiftung Livestrong zurück.
Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Veröffentlichung des für ihn verheerenden USADA-Dossiers verlor Armstrong am Wochenende kein Wort über seine Vergangenheit. Vielmehr genoss er in Austin mit Anhängern und Hollywood-Stars die Jubiläumsgala für seine Krebsstiftung. In seiner Rede streifte er dabei lediglich das Thema: „Das waren schwierige Wochen für mich, meine Familie, meine Freunde und die Stiftung.“ Ein umfassendes Geständnis, wie es seine ehemaligen Teamkollegen der Reihe nach ablegten, gilt als ausgeschlossen.
UCI radiert den Namen Armstrong aus - sport.ORF.at
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