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Die No Name Crew hat vertrauliche Ermittlungsdaten des Zolls auf ihrer Website veröffentlicht. Die Gruppe versteht das als Protest gegen die Überwachung der Bürger durch staatliche Stellen.Die Gruppe No Name Crew ist in Server des Zolls eingedrungen und hat dort Daten entwendet. Die Gruppe begründet die Aktion mit politischen Motiven. Die Internetpräsenz der Gruppe war am Freitag zeitweise nicht erreichbar. Nach einem Serverwechsel ist sie inzwischen wieder online.
Protest gegen ÜberwachungDas Grundgesetz garantiere ein Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis. Die Politik untergrabe dieses Grundrecht jedoch. Ihre Aktion verstehen sie als Protest dagegen. "Wir möchten Grundrechte und die Privatsphäre erneut festigen. Nur so ist das Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Freiheit möglich", schreibt die Gruppe.
Bei dem Einbruch in das System des Zolls kopierten die Mitglieder der No Name Crew auch vertrauliche Daten, die sie auf ihrer Website veröffentlicht haben. Darunter sind GPS-Daten von Personen und Fahrzeugen, die die Beamten mit einer speziellen Software überwacht haben. Die No Name Crew hat die Software samt dazugehöriger SQL-Datenbank, Daten aus den Einsätzen, Nutzername und Passwort veröffentlicht. Damit sollen Nutzer die Software installieren und die Daten einsehen können.
Zoll statt BundespolizeiDie No Name Crew hatte erklärt, in Server der Bundespolizei eingedrungen zu sein. Diese bestreitet das jedoch. "Nach Analyse des Bundespolizeipräsidiums sind keine Einsatzdaten der Bundespolizei (oder des BKA) veröffentlicht worden", erklärte eine Sprecherin der Bundespolizei auf Anfrage von Golem.de. Die Daten stammten von einem Server des Zolls, "auf dem anscheinend auch Informationen der Bundespolizei zur Anwendung des Zielverfolgungssystems PATRAS für die Weiterverteilung im Zollbereich kopiert wurden."
Der PATRAS-Server sei vorläufig abgeschaltet, die Nutzer seien gewarnt worden, erklärte die Sprecherin weiter. Als nächstes sollen die "veröffentlichten Daten auf kritische Informationsinhalte" überprüft werden. Der Vorfall soll zusammen mit dem kürzlich eingeweihten Cyber-Abwehrzentrum analysiert werden. Zudem wolle die Bundespolizei eine "Evaluation der Sicherheitsmaßnahmen" durchführen.
Weitere AktionenDie No Name Crew droht weitere Aktionen gegen Behörden an. "Jede Lücke wird ab jetzt schamlos ausgenutzt, alles, was wir in die Hände bekommen, werden wir leaken, um den Feinden der Freiheit den größtmöglichen Imageschaden zuzufügen."
Ende Juni 2011 war die Gruppe in ein Netz des Spieleherstellers Ubisoft eingedrungen und hatte Daten im Internet veröffentlicht. Im Vormonat hatte sie mehrere Internetseiten der NPD lahmgelegt und interne Informationen der Partei ins Netz gestellt.
Nachtrag vom 8. Juli 2011, 15 UhrErgänzt um die Information, dass der Server der No Name Crew wieder erreichbar ist sowie um die Stellungnahme der Bundespolizei. In der ursprünglichen Version des Artikels war gemäß den Angaben der No Name Crew von einem Einbruch in die Systeme der Bundespolizei die Rede gewesen. Text und Überschrift wurden entsprechend geändert.
golem.de