Keine Feier, nur Frust: Statt auf dem WM-Thron ist Lewis Hamilton im Kiesbett gelandet. Kimi Räikkönen nutzt die Gunst der Stunde und gewinnt in China. Sebastian Vettel wird Vierter.
Während der Finne Räikkönen beim Großen Preis von Schanghai Ferrari den 200. Grand-Prix-Sieg bescherte, verzockte sich der WM-Spitzenreiter am Sonntag beim Reifenpoker und schied in der 31. Runde aus. Nach seinem ersten Ausfall im 16. Saisonrennen muss der McLaren-Mercedes-Pilot aus England um seine Krönung zum jüngsten Weltmeister in der 57-jährigen Formel-1-Geschichte noch einmal bangen.
Beim Finale am 21. Oktober in Sao Paulo kann der Titelverteidiger Fernando Alonso nach seinem zweiten Platz in der ostchinesischen Hafenstadt seinen Teamkollegen doch noch abfangen. Und auch Räikkönen darf nach seinem fünften Saisonsieg wieder auf den Titel hoffen. Für die Sensation in Schanghai sorgte der 20-jährige Sebastian Vettel, der hinter dem Brasilianer Felipe Massa (Ferrari) als Vierter im Toro Rosso überraschte.
Aus für Schumacher und Sutil
Nick Heidfeld im BMW-Sauber musste sich mit Platz sieben zufriedengeben. Nico Rosberg wurde im Williams 16. Ralf Schumacher schied im vorletzten Rennen für Toyota nach einem Dreher aus, Sekunden später war auch für Adrian Sutil im Spyker der Grand Prix nach einem Unfall beendet.
Die tragische Figur des Rennens war indes Hamilton. Vor dem Großen Preis von Brasilien führt der 22-Jährige die Fahrerwertung zwar weiter mit 107 Punkten an. Doch der Vorsprung auf Alonso schmolz von 12 auf nur noch vier Zähler. Räikkönen ist Dritter mit 100 Punkten. Massa hat mit 86 Punkten keine Chance mehr. „Es ist anders gekommen als erwartet. Wir setzen jetzt voll auf Brasilien. Beide Fahrer liegen aussichtsreich“, meinte McLaren-Chef Ron Dennis. „Das wird ein interessantes Rennen in Brasilien“, glaubt auch Räikkönen.
Nicht nervös – bis zur Hälfte des Rennens
Bis zur Hälfte des Rennens war Hamilton auf Titelkurs. Er bewies wieder sein Ausnahmekönnen und schien sich durch nichts und niemanden nervös machen zu lassen. Am Freitag hatte sich Hamilton noch wegen seines umstrittenen Verhaltens hinter dem Safety Car beim Regenrennen in Japan eine Woche zuvor verantworten müssen. Das Verfahren endete mit einem Freispruch. Am Samstag fuhr er unbeeindruckt auf die Pole Position.
Im Rennen verteidigte der Engländer beim Start ohne Probleme Platz eins. Bei feuchter Witterung – die befürchteten Ausläufer des Taifuns „Krosa“ waren allerdings nicht zu spüren – baute Hamilton seine Führung vor Räikkönen, Massa und Alonso kontinuierlich aus. Auch nach den ersten Boxenstopps änderte sich nichts an der Rangfolge. Scheinbar ungefährdet führte der beste Neuling in der Formel-1-Historie souverän das Feld an.
Bis zur Halbzeit: Als nach 27 von 56 Runden der Regen heftiger wurde, rächte es sich für Hamilton, nicht beim ersten Boxenstopp die Reifen gewechselt zu haben. Räikkönen kam immer näher und überholte ihn. Die Pneus an Hamiltons McLaren-Mercedes bauten immer mehr ab. Als er dann seine Reifen wechseln wollte, blieb er in der Boxeneinfahrt im Kiesbett stecken und musste aufgeben.
Freude via Boxenfunk
Der Weg war frei für Räikkönen, der nach 305,066 Kilometern in 1:37:58,359 Stunden als Erster über die Ziellinie raste und nun die meisten Saisonsiege aufweist. 9,806 Sekunden später folgte Alonso. Vettel hatte nach einer vorzüglichen Leistung einen Rückstand von 53,509 Sekunden und schrie über Boxenfunk seine Freude raus. „Das war das längste Rennen für mich. Ich war noch nie so glücklich über einen vierten Platz“, meinte Toro-Rosso-Mitbesitzer Gerhard Berger. Und Vettel sagte: „Das war ein großartiges Rennen.“
Quelle: zk/dpa;
Endstand:
1. K. Räikkönen FER FIN
2. F. Alonso MCL SPA
3. F. Massa FER BRA
4. S. Vettel TOR GER
5. J. Button HON ENG
6. V. Liuzzi TOR ITA
7. N. Heidfeld BMW GER
8. D. Coulthard REB SCO
WM-STAND:
Pos. Fahrer Pkt.
1 Hamilton, Lewis 107
2 Alonso, Fernando 103
3 Räikkönen, Kimi 100
4 Massa, Felipe 86
5 Heidfeld, Nick 58
6 Kubica, Robert 35
7 Kovalainen, Heikki 30
8 Fisichella, Giancarlo 21
9 Rosberg, Nico 15
10 Coulthard, David 14