In den letzten sechs Bundesligaspielen spielte der FC Bayern dreimal 0:0 und kassierte die erste Saisonniederlage. Der Abwärtstrend ist unverkennbar. Kapitän Oliver Kahn kritisiert die Superstars Luca Toni und Franck Ribery, und Ottmar Hitzfeld scheint mit seinem Latein erneut am Ende.
Auf der Weihnachtsfeier des FC Bayern gab es ein Programm mit Akrobaten, Jongleuren und Zauberern. Nach der Nullnummer gegen den Tabellenvorletzten MSV Duisburg musste diese Vorführungen wie Hohn auf die Profis des FC Bayern München wirken. Weil der Zauber der ersten Saisonspiele verflogen ist, gerät vor allem Trainer Ottmar Hitzfeld, der vor elf Monaten auf die Bank des FC Bayern zurückkehrte, zunehmend unter Druck.
„Es tut weh, solche Spiele wie gegen Duisburg zu sehen. Die letzten Spiele waren alle schwach. Da ist Kritik berechtigt“, sagte Hitzfeld der "Bild"-Zeitung. In den vergangenen sechs Bundesliga-Spielen musste sich die zu Saisonbeginn hochgelobte Bayern-Elf um die Offensivstars Franck Ribéry, Luca Toni und Miroslav Klose dreimal mit einem 0:0 begnügen; dazu gab es eine Niederlage. Auch im Uefa-Cup waren die Unentschieden gegen Bolton und Braga alles andere als mitreißend. Gegen Aufsteiger Duisburger zeigten die Bayern in der ersten Halbzeit die schwächste Leistung der Saison – der Abwärtstrend ist unverkennbar.
In den Medien wird bereits die Frage laut, ob eine weitere Zusammenarbeit mit Hitzfeld in der kommenden Saison überhaupt noch sinnvoll ist. Dass der 58-Jährige, über dessen Vertragsverlängerung der FC Bayern in der Winterpause entscheiden will, selbst intensiv über eine Alternative nachdenkt, bestätigte Ernst Lämmli, Delegierter der Schweizer Nationalmannschaft, der "Bild"-Zeitung: „Hitzfeld wird in die Schweiz zu Verhandlungen kommen.“ Noch in diesem Jahr, wie die Zeitung hinzufügte. "Wahrscheinlicher als eine Vertragsverlängerung ist wohl die nächste professionellste Trennung aller Zeiten", schreibt die "Süddeutsche Zeitung".
Kahn kritisiert Ribery und Toni
Doch Kritik, der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit seiner Hitzfeld-Schelte („Fußball ist keine Mathematik“) zuletzt Tür und Tor geöffnet hatte, entzündet sich nicht nur am Trainer. „Es wird in jedem Spiel ein Stück weniger. Es reicht nicht, gut loszulegen. Du musst die ganze Saison konstant hohes Niveau zeigen“, sagte Kapitän Oliver Kahn dem "kicker" und ging auf die Superstars Franck Ribery und Luca Toni los: „Da muss sich der ein oder andere noch zurechtfinden, dass hier zwei, drei gute Spiele nicht reichen. Bayern ist nicht Marseille oder Florenz, sondern wie Milan, Real, Barca, ManU.“ Ätzende Kritik:Ribery war aus Marseille, Toni aus Florenz geholt wordne.
Kahn fordert für das letzte Bundesligaspiel bei Hertha BSC Berlin und für den entscheidenden Uefa-Cup-Auftritt gegen Aris Saloniki mehr Leidenschaft und Willen: „Nur mit ein bisschen Fußballspielen allein ist es nicht getan. Das wollen wir anscheinend nicht verstehen.“ Wer bei Bayern spiele, müsse wissen, worum es geht: „Wenn wir nicht Meister werden, wäre das eine fatale Saison.“
Drohen die Bayern zu platzen?
Eine Ursache für die anhaltende Schwächephase sieht der dreimalige Welttorhüter auch in den immensen Erwartungen nach der mehr als 70 Millionen Euro teuren Einkaufstour des vergangenen Sommers. „Dieser Verein platzt in dieser Saison fast, so viel Druck wird aufgebürdet wegen der Investitionen und der Pflicht, Meister werden zu müssen.“ Man müsse aufpassen, „dass das nicht nach hinten losgeht“, sagte Kahn.
Genau diese Sorge scheint auch Uli Hoeneß umzutreiben. Immer wieder stellt sich der Manager demonstrativ vor die Mannschaft. Auf seinem rund dreistündigen Besuch beim Bayern-Fanklub „De rodn Waginga“ räumte der 55-Jährige zwar ein, es sei schlimm, die einmalige Chance verpasst zu haben, sich vorne abzusetzen. Er warb aber vor allem für Verständnis.
Hoeneß anderer Meinung als Beckenbauer
„Wir müssen lernen, großzügiger zu sein. Die Mannschaft hat von 16 Spielen zehn gewonnen und nur eins verloren. Das ist nicht so schlecht. Wir sind aus den ersten Spielen sehr verwöhnt. Da müssen wir etwas bescheidener werden, denn trotz dieser Super-Mannschaft können wir nicht alle anderen einfach so wegputzen“, sagte Hoeneß. Auch künftig werde es viele Spiele geben, in denen der Gegner wie Duisburg hauptsächlich verteidigt. „Das wird ein Problem in den nächsten Monaten“, fürchtet der Manager.
Eine Absage erteilte er zudem der Forderung von Präsident Franz Beckenbauer, den eingeschlagenen Kurs mit Millionen-Transfers im großen Stil fortzusetzen. „Ich warne vor einem Einkaufswahn wie im vergangenen Jahr. Man sollte jetzt nicht vier, fünf neue Spieler erwarten. Wir müssen uns punktuell verstärken“, sagte Hoeneß. Sonst könne es schnell Unruhe geben. Das sehe man ja schon jetzt, wenn einige Spieler unzufrieden auf der Bank sitzen müssten. Gemeint waren damit Nationalspieler wie Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger, Jan Schlaudraff, Willy Sagnol oder der im Winter zu Hannover 96 wechselnde Valerien Ismael.