Skandalspiel hat Konsequenzen
Mit einem 54:1-Sieg gegen DJK Löwe hatte sich der SV Rheinkassel-Langel II den Aufstieg in die C-Klasse gesichert. Das Spiel könnte jedoch Folgen nach sich ziehen: Die Spruchkammer des Fußballkreises Köln ermittelt; denkbar sind Geldstrafen und Liga-Ausschluss.
Die Spruchkammer des Fußballkreises Köln will sich „so schnell wie möglich“ mit dem grotesken 54:1-Sieg des SV Rheinkassel-Langel II. in der Kreisliga D beschäftigen. Durch den Rekordsieg gegen die zweite Mannschaft von DJK Löwe war Rheinkassel in der Tabelle an Germania Nippes vorbeigezogen – direkt auf einen Aufstiegsplatz. Ob es bei dieser Platzierung bleibt, muss nun der Verband entscheiden. „Ich halte dieses Ergebnis für anrüchig. Es ist ein Kunststück, 54 Tore zu erzielen“, sagte Hermann-Josef Schmitz, Vorsitzender des Spielausschusses. Noch am Sonntag hatte Germania Nippes Protest gegen den Sieg des Konkurrenten aus Rheinkassel eingelegt.
"Extrem unsportliches Verhalten" - Ausschluss und Geldstrafe möglich
Schiedsrichter Helmut Koch (57), der immerhin schon seit 25 Jahren in der Kölner Kreisliga pfeift, hat ein solches Spiel noch nie erlebt. Zur Pause hatte Rheinkassel mit 13:0 geführt, nach dem Seitenwechsel erzielte die Mannschaft weitere 41 Tore. „DJK Löwe hat sehr passiv gespielt und nach dem Anstoß direkt den Ball verloren. Das war schon extrem unsportliches Verhalten“, sagte Koch. Auf seiner Notizkarte hatte der Unparteiische am Ende arge Platznöte, um die Flut von Toren überhaupt noch notieren zu können. Im Spielbericht hatte Koch bereits angekündigt, zu dem ungewöhnlichen Spielverlauf einen Zusatzbericht zu verfassen.
Die Spruchkammer wird nun Rheinkassel-Langel und die Vertreter von DJK Löwe zu einer Sondersitzung einladen. Sollten sich Hinweise auf eine Ergebnisabsprache finden, droht den beteiligten Vereinen neben der Aberkennung des Spielergebnisses eine Geldstrafe bis zu 7.500 Euro. „Wir müssen sehen, dass wir den Fußball sauber halten. Denn wir haben in Köln einen Ruf zu verlieren“, sagte Karl Heinz Grimm, Vorsitzender der Spruchkammer. Denkbar sei ebenfalls, eine Mannschaft aus dem Spielbetrieb auszuschließen.
Verfrühte Aufstiegsfeier
Vor dem letzten Spieltag der Kreisliga D, Staffel 9, der untersten Spielklasse im organisierten Fußball, hatte Germania Nippes bereits die Aufstiegsfeier geplant. Einige Fans hatten eigens eine Meisterschale gebastelt, die Spieler wollten nach dem Schlusspfiff mit ihren Autos über die Kölner Ringe fahren und sich mit einem zünftigen Hupkonzert selber feiern. Nippes hatte eine um 37 Treffer bessere Tordifferenz als Rheinkassel-Langel. Obwohl Nippes auch das letzte Saisonspiel mit 10:0 gewinnen konnte, reichte es nicht zum Aufstieg. Der Trainer von Rheinkassel-Langel hat dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt, stets über die Zwischenständen aus Nippes informiert gewesen zu sein. „Wir haben per Handy Bescheid bekommen“, sagte der Übungsleiter.
Selbst der Schiedsrichter hatte in der zweiten Halbzeit des denkwürdigen Spiels zwischen DJK Löwe und Rheinkassel-Langel kurzzeitig die Fassung verloren. „Ich bin zwischendurch mal zu einem Spieler gegangen und habe gefragt, ob ich das Spiel abbrechen soll. Das hätte ich zwar nicht gedurft, aber in den letzten zwanzig Minuten konnte ich den Stift gar nicht mehr aus der Hand legen, weil so viele Tore gefallen sind“, sagte Schiedsrichter Helmut Koch. Der Termin für die Spruchkammersitzung soll am Mittwoch verkündet werden.