ZitatAlles anzeigenEin zufriedener Jürgen Klinsmann sieht die interessante Therapie des Stürmers Miroslav Klose beim Kantersieg gegen Hertha BSC.
Die wohl bezeichnendste Szene des Bayern-Heimspiels gegen Hertha BSC spielte sich nach 74 Minuten ab. Zé Roberto war gefoult worden, und Luca Toni schickte sich an, den fälligen Elfmeter zu schießen. Bis ihm Bastian Schweinsteiger, der 14 Minuten zuvor bereits selbst seinen Strafstoß verwandelt hatte, den Ball aus der Hand nahm und an Miroslav Klose weiterreichte. „Luca wollte ihn, und ich sag zu ihm: Nee, lass´ ihn doch dem Miro“, berichtete Schweinsteiger später.
Miroslav Klose war gerührt
Klose, über den sich Fußball-Deutschland monatelang lustig gemacht hatte angesichts seiner Torflaute, dieser Klose also, der längst im Schatten von Italiens Strahlemann Luca Toni steht. Und so nahm Miroslav Klose den Ball und versenke ihn zum 4:0. Klose hat nun endlich wieder getroffen. „Es war ein großes Zeichen, dass er den Ball mir zugeschmissen hat“, sagte der Beschenkte später gerührt.
Dankbarer Aufbaugegner
Wenn eine Partie schon zur Therapie des Stürmers Klose taugt, muss sie überaus einseitig verlaufen. In der Tat bestätigte Hertha BSC eindrucksvoll seinen Ruf, freiwilliger Punktelieferant in München zu sein: Zuletzt gewonnen am 29. Oktober 1977, im Frühjahr 2008 mit 4:1 abgefertigt und im Sonntagsspiel erneut ohne Chance: Für den amtierenden Meister FC Bayern war die Hertha nach zunächst stolperndem Saisonauftakt (zwei Remis, nur Rang zwölf) ein dankbarer Aufbaugegner.Verstärktes Mittelfeld
Und die Ansätze zum Aufbau einer neuen Spielkultur sind beim Rekordmeister nicht zu übersehen. Begünstigt von einem unfassbar schwachen Gegner, konnte sich die Elf im neuen 3-5-2-System mit nominell starkem Mittelfeld einüben. „Es geht darum, dem Gegner unser Spiel aufzuzwingen“, wiederholte Jürgen Klinsmann nach dem unterhaltsamen Kantersieg einen wesentlichen Teil seiner Philosophie. „Wir hatten uns vorgenommen, den Ball zirkulieren zu lassen, das hat gut geklappt“, sagte er. In der Tat wirkte die Darbietung gefällig. Die Mischung aus besseren fußballerischen Fertigkeiten, Meister-(Selbst)-Bewusstsein und Klinsmannscher Vorgabe – der Ex-Bundestrainer sieht am liebsten schnelles Passspiel mit vertikalem Raumgewinn – gab eine Vorahnung dessen, was dann demnächst mit Bayerns Begabtestem, dem Dribbler Franck Ribéry, möglich sein wird. (Klinsmann: „Wir warten sehnsüchtig auf Franck.“)
Auch ohne Ribéry stark
Auch ohne den Franzosen kombinierte Bayern gut, schnell, variabel und spielte die Hertha immer wieder schwindelig. Zwei sehr schön herausgespielte Treffer (Luca Toni setzte sich nach Steilpass von Bastian Schweinsteiger durch, 1:0, Philipp Lahm vollendete nach Doppelpass mit Zé Roberto, 2:0) und zwei verwandelte Elfmeter (Schweinsteiger, Klose) nach groben Fouls spiegelten die Überlegenheit der Gastegeber nur unvollkommen wider. Weiteren Großchancen (Toni, Klose) stand lediglich die Ergebniskosmetik durch das 1:4 von Marko Pantelic gegenüber.
Und so entsteht allmählich der Eindruck, dass der FC Bayern rechtzeitig vor Anpfiff der Champions-League-Vorrunde Fahrt aufnimmt. Und Trainer Klinsmann sagt das auch so deutlich: „So langsam kommt die Mannschaft ins Rollen.“
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