Wie immer: Robbens Tor beschert wichtigen Sieg
Der FC Bayern München darf nach dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League weiter von seiner achten Finalteilnahme im bedeutendsten europäischen Vereinswettbewerb träumen: Der Mann der entscheidenden Tore, Arjen Robben, war auch gegen Olympique Lyon zur Stelle. In der 69. Minute zog der Niederländer aus der zweiten Reihe zum entscheidenden 1:0 ab. Mitspieler Thomas Müller duckte sich weg, fälschte mit seinem Kopf die Kugel aber unhaltbar für Hugo Lloris im Gehäuse der Gäste ab. Vor 66.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz-Arena flogen der Münchner Franck Ribéry (Rot, 37.) und Lyons Jeremy Toulalan (Gelb-Rot, 54.) in der zeitweise hektischen und jederzeit spannenden Begegnung vom Platz.
Robben nahm sein Trainer Louis van Gaal in der 85. Minute gegen Hamit Altintop vom Feld. Der 26-Jährige hatte gerade noch die Chance zu seinem zweiten Tor und dem 2:0 gehabt, Lloris aber abgewehrt, wie auch den Nachschuss des eingewechselten Mario Gomez. Van Gaal brauchte eine kurze Ansprache, um den sichtlich angefressenen Robben zu beruhigen. "Heute habe war ich zufrieden mit dem 1:0, und wir mussten das konsolidieren. Und das habe ich gemacht", erklärte van Gaal seine Maßnahme bei "Sky". "Und ich habe auch noch zehn Minuten gespart für Arjen Robben. Er soll schließlich in Mönchengladbach wieder ein Tor schießen."
Ganz andere Partie als gegen ManU
Anders als in den beiden Viertelfinal-Spielen gegen Manchester United begannen die Bayern gegen Lyon konzentriert und überstanden so die Anfangsphase ohne Gegentor. Allerdings bewahrheiteten sich die Befürchtungen, Olympique würde aus einer tief stehenden Abwehr wenig zum Spielfluss beitragen und nur auf Konter lauern. Der deutsche Rekordmeister tat sich deshalb schwer. Torgefahr entstand zunächst nur bei Standards, im Mittelfeld fehlten noch die zündenden Ideen.
Bayern erarbeitet sich Übergewicht
Das galt auch für Ribéry, der aufgrund der delikaten Affäre um seine Person besonders im Blickpunkt stand. Doch der kleine Franzose war es immerhin, der den ersten Torschuss abgab: Seine Ecke lenkte Lloris übers Tor. Beim folgenden Eckstoß des unauffälligen Robben hätte Bastian Schweinsteiger per Kopf die Führung besorgen müssen, doch er zielte freistehend knapp am rechten Pfosten vorbei. Das Übergewicht des FC Bayern wurde nun deutlicher, und so eröffnete sich Ribéry die erste Gelegenheit aus dem Spiel heraus. Er narrte gleich vier Gegner, schloss aber zu überhastet ab und verfehlte das Tor.
Ribéry sieht nach hartem Einsteigen Rot
Die Bayern drängten weiter, vergaben aber gegen die in dieser Phase wacklige Gäste-Abwehr ihre Chancen allesamt: Ob Ivica Olic, erneut Ribéry oder Müller - keiner brachte den Ball aufs Tor. Dann holte sich Danijel Pranjic, der den gesperrten Bayern-Kapitän Mark van Bommel vertrat, auch noch eine Gelbe Karte ab. Der Kroate fehlt damit im Rückspiel in Lyon. Olympique fing sich jetzt und hatte durch Ederson und den trotz einer Knöchelverletzung mitwirkenden Angreifer Lisandro Lopez erste Möglichkeiten. Lopez stand kurz vor der Pause erneut im Mittelpunkt: Ribéry kam beim Duell mit dem Argentinier zu spät, trat Lopez auf den linken Knöchel und sah vom italienischen Schiedsrichter Roberto Rosetti die Rote Karte - eine harte, aber vertretbare Entscheidung.
Der Kaiser spricht von einem "dummen Foul"
"Ich weiß nicht, ob es Rot hätte geben müssen. Ich will nicht sagen, es war ein brutales Foul, aber es war auf jeden Fall ein härteres. Mit ein bisschen Pech hätte sich Lopez verletzen können. Die Aktion war am Rande zwischen dunkelgelb und hellrot", sagte TV-Experte Franz Beckenbauer und sprach von einem "dummen Foul". Van Gaal kommentierte beide Platzverweise bei "Sky", zunächst jenen gegen Ribéry: "Sie können das geben, weil er vielleicht länger als notwendig auf Lopez' Fuß gestanden hat. Aber Toulalan ist viel tiefer Rot."
Wechsel für die Defensive
Nach der Pause stärkte van Gaal die Defensive, als er Mittelfeldmann Anatoliy Tymoshchuk für Stürmer Olic aufs Feld schickte. Doch die Bayern blieben dominant - wenngleich sie in Tornähe weiter Schwächen zeigten. Erst scheiterte Pranjic an Lloris, dann köpfte Schweinsteiger über das Tor. Müller verhaspelte sich in aussichtsreicher Position, Robbens Solo endete in einem Schuss neben das Tor. Van Gaal traute sich nun wieder mehr zu und brachte Gomez für Pranjic. Die Bayern hatten ihre besten Spieler in Schweinsteiger und dem immer besser werdenden Robben. Beim Halbfinal-Debütanten Olympique überzeugten vor allem Kim Källström und der Ex-Leverkusener Cris.
Viel Lob für erneuten Mann des Tages Robben
Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge resümierte: "Es ist ein gutes Ergebnis, und wir haben eine fantastische zweite Halbzeit hingelegt. Das war Europapokal at its best. Arjen Robben spielt fantastisch dieses Jahr, wir sind sehr zufrieden. Er schießt entscheidende Tore. Wir können froh sein, dass wir ihn haben." Der Gelobte selbst sagte: "Wir haben in der Halbzeit gesagt: 0:0 wäre ein gutes Ergebnis. Aber dann hat Lyon auch eine Rote Karte gekriegt, und wir hatten ein anderes Spiel." Ex-Bayern-Verteidiger Bixente Lizarazu sprach von einem "sehr guten Ergebnis für Bayern. Es war heute ein sehr taktisches Spiel, kein super Fußballspiel. Und so wird es auch in Lyon sein."